Am vergangenen Sonnabend fand im Gasthof zum Hirsch in Mügeln die 25. ordentliche Generalversammlung der Kartoffelflockenfabrik Mügeln statt; da man darauf verzichtet hatte, anlässlich des 25jährigen Bestehens der Genossenschaft eine Jubiläumsfeier zu veranstalten, fand im Rahmen der Tagesordnung der Generalversammlung ein Festakt mit Ehrung der besonders verdienten Herren statt. So wurde das Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vorstandes seit der Gründung, Herr Ökonomierat Arndt, Uhlemann, der es für angebracht gehalten hatte, sein Vorsteheramt nach 25jähriger Tätigkeit niederzulegen, zum Ehrenvorsitzenden der Genossenschaft ernannt, worüber eine Ehrenurkunde ausgefertigt worden ist. Gleichzeitig sprach ein Vertreter des Verbandes Landw. Genossenschaften in Dresden Herrn Ökonomierat Uhlemann den Dank und höchste Anerkennung für seine vorbildliche Tätigkeit aus. Dem hochverdienten Führer der Landwirtschaft eine andere Ehrung zuteil werden zu lassen, war nicht möglich, da er schon im Besitz der höchsten Auszeichnungen ist. Zu seinem Nachfolger ernannte die Generalversammlung den bisherigen stellvertretenden Vorsteher seit der Gründung der Genossenschaft, Herrn Rittergutsbesitzer Ökonomierat Friedrich Rockstroh, Schweta. Für ihre ehrenamtliche und in peinlichster Gewissenhaftigkeit seit Gründung in der Verwaltung ausgeübte Tätigkeit konnte Herr Referendar Vetter als Vertreter des Verbandes der Landw. Genossenschaft mit Worten ehrender Anerkennung die tragbare Denkmünze mit Besitzurkunde folgenden Herren überreichen: Ökonomierat Rockstroh, stellv. Vorsitzenden des Vorstandes seit Gründung: Woldemar Müller, Töllschütz, Vorsteher des Aufsichtsrates seit Gründung, Arthur Nitzsche, Börtewitz, Aufsichtsratsmitglied seit Gründung, ferner dem leitenden Geschäftsführer, seit Gründung der Genossenschaft Direktor Stölzel. Das gesamte Personal des Werkes konnte je nach dem Dienstalter mit einem angemessenen Geldgeschenk bedacht werden; ferner wurde beschlossen, anlässlich des Jubiläums der deutschen Winterhilfe einen Betrag von 500 RM. zur Linderung der Not zu spenden.
Die Entwicklung und der Betrieb der Flockenfabrik sind, mit kurzer Unterbrechung durch die Kriegsjahre, normal ansteigend verlaufen, ein erfreuliches Ergebnis weitblickender Verwaltung und zielsicherer Geschäftsführung. Es dürfte die Allgemeinheit interessieren, dass die Mügelner Flockenfabrik die erste in Sachsen und eine der ersten in Deutschland war, gleichzeitig ist sie der größte derartige Betrieb in Sachsen und einer der größten Deutschlands. Aus den Jahresbilanzen ist zu ersehen, dass das Werk stets gut beschäftigt war und demzufolge auch in jeder Beziehung gute Erfolge gehabt hat. Es darf ferner gesagt werden, dass die Mitglieder des Verwaltungsrates mit großem Pflichtbewusstsein jederzeit uneigennützig das Unternehmen gefördert haben. Auch die Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsrat und Geschäftsführung war in all den Jahren seit der Gründung reibungslos, eine Tatsache, die sich auch nur zum Besten des Werkes auswirken konnte. Um noch nicht angeschlossenen Landwirten den Beitritt zu erleichtern, wurde beschlossen, das Eintrittsgeld von 100 RM. auf 50 RM. herabzusetzen.
Um einen Einblick in die Leistungsfähigkeit und Entwicklung der Fabrik zu geben, sei im folgenden das Reingewicht der verarbeiteten Kartoffeln in verschiedenen Jahren seit Gründung angegeben:
Versuchskampagne Frühjahr 1909 1.148 Ztr.,
1913/1914 125.607 Ztr.,
1915/16 204.481 Ztr.,
1922/23 282.518 Ztr.,
1928/29 208.166 Ztr.,
1932/33 321.490 Ztr.
Die verarbeitete Menge Kartoffeln des letzten Jahres ergab 79.047 Zentner Kartoffelflocken.
Der große volkswirtschaftliche Wert der Trocknung liegt bekanntlich darin, dass die Verluste der Aufbewahrung der Kartoffeln usw. (etwa 25%) vermieden werden, dass Ernteüberschüsse als Dauerware in geringere Jahre hinübergebracht werden können und dass die Herstellung des Trockenfutters, das für alle Tiere geeignet ist, die Futtermitteleinfuhr zu verringern imstande ist.
Einen weiteren Teil ihres Tätigkeitsfeldes erblicke die Genossenschaft im Speisekartoffelgeschäft und in der Hebung der Qualität der angebauten Kartoffeln durch Beschaffung anerkannten Saatgutes für die Landwirte. Ferner stellte sie im Jahre 1926 eine Hydraulische Obstpresse auf, die mit großem Erfolge arbeitet und von allen sächsischen Anlagen die größte Verarbeitungsziffer hat (1054 Zentner Obst im letzten Jahre).
Die Fabrik beschäftigt sich gegenwärtig mit der Frage des Eindämpfens und Einsäuerns von Kartoffeln durch Beschaffung einer fahrbaren Dämpfkolonne.
Wenn jetzt die Kartoffelflockenfabrik in das zweite Vierteljahrhundert ihres Bestehens eintritt, so kann man nur wünschen und hoffen ,dass sie wie bisher weiter unter zielbewusster Leitung der Verwaltung und Geschäftsführung zum Nutzen der Landwirtschaft und der Allgemeinheit arbeiten möge.
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