Aufführungen anlässlich des 360jährigen Bestehens
Schon in der Zeit vor der Reformation wurde in der Kirche nicht wenig und nicht schlecht gesungen, doch beschränkte sich der Gesang auf den Geistlichen und den Chor. Aber auch Luther schätzte die Musik sehr und er war es, der vor allem den Gemeindegesang förderte. Aber auch der Kunstgesang und die Lithurgie sollten auf Luthers Wunsch eine ähnliche Rolle spielen wie bisher. Daher wurden die alten Sangesbruderschaften übernommen und umgestellt, sie wurden nun Pflegstätten deutsch –evangelischer Kirchenmusik. Eine solche Sangesbruderschaft mit jahrhundertealter Vergangenheit ist auch die Kantoreigesellschaft zu Mügeln. Anlässlich ihres 360jährigen – einschließlich der vorlutherischen Zeit eigentlich 510jähriges – Bestehens veranstaltete die Kantorei gestern Abend im Saale des Hotels zum Hirsch eine Reihe festlicher Aufführungen. Im Zeichen heiliger Kunst Johann Sebastian Bachs standen die musikalischen Darbietungen des 1. Teils der Spielfolge; den 2. Teil füllte ein wunderhübsches Bühnenstück heimatlichen Charakters aus, dem als Vorwurf Szenen aus den „Graustädter Geschichten“ von Reinhardt, einem Sohne des früheren mügelichen Kantors Gast dienten. Man darf es wohl als ein Wagnis bezeichnen, in Mügeln einen ganzen Konzertteil mit Bachscher Musik zu bestreiten. Das große Wagnis ist, wie wir mit Freude feststellen können, unserem Kantoreileiter, Herrn Kantor Weber und seinen Mitarbeitern, Chor und Solisten aufs Beste gelungen. Wir lernten den großen Musikmeister Bach gestern als den jauchzenden und jubilierenden kennen, der auch weltliche Musik geschrieben hat. Und so wurde Bachsche Musik zum reinen Genuss, zumal Herr Kantor Weber zu den einzelnen Darbietungen einführende Worte sprach.
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