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Der Minnesänger Heinrich von Mügeln stammt tatsächlich aus unserem Mügeln und nicht aus dem Mügeln bei Heidenau Dresden. Einen entsprechenden Nachweis führte Fritz Thomas - ehemaliger Leiter des Heimatmuseums im Rundblick 192 - 1978:
Streit um Heinrich von Mügeln
Im Heft 2/77 befaßte ich mich mit dem Minne- und Meistersinger Heinrich von Mügeln. Dieser Beitrag brachte mir zweifelnde Zuschriften und Anfragen ein, insbesondere auch aus dem nach Heidenau eingemeindeten Mügeln bei Pirna. Ohne in Lokalpatriotismus zu verfallen: besagter Heinrich gehört nach Mügeln, jetzt Kreis Oschatz, ehemals zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen bzw. Bischöfe von Meißen.
Ich beziehe mich dabei auf Herrn Ralf Thomas in Freital, einen unserer Rundblickmitarbeiter, der mir folgendes schrieb: "Mit meiner (gegensätzlichen) Argumentation bin ich ja im wesentlichen von der Beschreibung des Geburtsortes durch Heinrich selbst ausgegangen: Mügeln an der Elbe im Lande Meißen. Vorausgesetzt ist dabei allerdings die linguistische Logik. Demzufolge müßte es bei Mügeln im Bezirk Leipzig in der Sprache Heinrichs heißen: Mügeln im Lande Meißen, durch das die Elbe fließt. Inzwischen habe ich nachgeschaut bei Harald Schieckel: Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen im 12. Und 13. Jahrhundert. Köln - Graz 1956. Da werden hauptsächlich die Siegfriede i. - iii. von Mügeln (an der Döllnitz) erwähnt. Selbst für die nichtmarkgräflichen Urkundenzeugen kommt kein Mügeln aus dem Ort Heidensau / Pirna / Dohna für diese Zeit bzw. diese Untersuchung vor. Immerhin gehörte dieses Mügeln bis 1404 mit der Pflaege Dohna unter die Burggrafen von Dohna und kam dann erst in markgräflichen Besitz."
So konnte dieser auf freundschaftlicher Basis geführte wissenschaftliche Meinungsstreit auf Grund historischer Fakten zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu Ende geführt werden. (Fritz Thomas)
Fritz Thomas Beitrag Rundblick 190 / 1977
Der Minnesänger Heinrich von Mügeln
In Heft 3/77 der "Sächsischen Heimatblätter" befaßt sich Prof. Dr. Franz Kirnbauer aus Mödling bei Wien mit dem Minnesänger Heinrich von Mügeln, von dem wir Mügelner leider wenig wissen, obwohl er zu seiner zeit im kulturellen Leben eine erhebliche Rolle gespielt hat.
Professor K. kennt Mügeln und seine Umgebung aus der Zeit seiner Wirksamkeit als Bergingenieur beim Oberbergamt in Freiberg aus den Jahren 1938 bis 1948, wo wo er nach 1945 im Auftrag der damaligen sowjetischen Besatzungsmacht Forschungsaufträge im Kaolingebiet zu bearbeiten hatte. Dabei stieß er auch auf besagten Heinrich von Mügeln, der sich in seinen Minneliedern auch u.a. mit den "edlen Steinen" befaßte. In seinem Artikel "Was wußte Heinrich von Mügeln, ein Sänger und Dichter des 14. Jahrhunderts, von den edlen Steinen?"geht der Autor auch der Lebensgeschichte Heinrichs nach.
Der Minnesänger Heinrich von Mügeln muß zwischen 1340 und 1370 gelebt habe, ähnlich wie Walther von der Vogelweide viel gewandert und an den Höfen der Herrscher Östereichs, Böhmens und Ungarns aufgetreten sein. Daß er aus Mügeln stammt, geht obwohl seine Biographie nicht bekannt ist, aus der Widmung des "Valerius" hervor, wo er vermerkt:"Ich Heinrich von Mogilin gesezzen bi der Elbe in dem land zu Missin".
Er wirkte am Hofe des Königs Johann von Böhmen, dann in der Umgebung Karls IV. , wo er sein Hauptwerk "Der meide Kranz" verfaßte. Auch in Ungarn war er am Hofe König Ludwigs I. , Schwiegersohn Karls IV. , tätig.
Professor Kirnbauer äußerte sich darüber wie folgt: In diesem Zeitraum schrieb er wohl die lateinische Reimchronik, die die er Ludwig widmete. Vielleicht veranlaßte der Tod der Königin den Dichter zur Rückkehr nach Prag. Hier wurde "Der meide Kranz" vielleicht bald nach der Krönung Kaiser Karls (1355) gedichtet, bei dem er in hoher Gunst stand. Heinrich war kein Kaiserlicher Rat oder Doktor der Rechte oder Theologie, wohl aber in angesehener Stellung und von gelehrter Bildung. Sodann kam er an den Hof des Herzogs Rudolf IV. von Östereich (1358 - 1365), Des Schwiegersohns Karls IV.; bald nach dem Rgierungsantritt muß er ihm die deutsche Ungarnchronik überreicht haben, wie aus der Widmung hervorgeht. Nach dem Tod des Erzherzogs Rudolf IV. weilte er beim Herrn Hertnit von Pettan, Untersteiermark, dem er 1369 die Übersetzung des "Valerius" widmete. Wo und wann der Dichter starb, ist unbekannt. Jedenfalls lebte er zwischen 1340 und 1370.
Heinrich von Mügeln steht zwischen Meistergesang und Humanismus. Er aht viele Gedichte und andere Werke verfaßt, die in verschiedenen Handschriften in der DDR, der BRD, VR Polen und Österreich aufbewahrt werden. Am wichtigsten in´st die Göttinger Hanschrift aus dem Jahre 1363.
Seine Gedichte in der sogenannten Göttinger Handschrift sind - ihre Überschriften in die Sprache der gegenwart übertragen - folgende:
1. Von der Herrschaft des Himmels; in einem langen Dom
2. Von der Herrschaft der Erde; in demselben Dom
3. Von Träumen und edlen Gesteinen ( 6 Sprüche)
4. Fabeln (14 Sprüche)
5. Die Bibel und die Propheten (39 Sprüche)
6. Zum Lob unserer Frauen (72 Sprüche)
7. Von allen freien Künsten
8. Von der schönheit der Natur, auch der goldene Schilling
9. Sache des großen Sterbens
10. Von Poeten, die verlassen sind
11. Was der Komet bedeutet
12. Von der Kunst der Astronomie
13. Von der Würde des Gesanges
14. Von der heiligen Dreifaltigkeit
15. Von der Treue der Herren
16. Minnelieder
17. Der Maiden Kranz (Lobgedicht auf Kaiser Karl IV.)
Weitere Arbeiten, nicht in Gedichtform, sind: das Bibelwerk (Übersetzungen, Psalmen, Kommentar), die Ungarnchronik (in mehreren Fassungen), die die Übersetzung (1369) der Memorabilien des Valerius, Maximen zu Ehren des Kaisers Iberius.
Das Hauptwerk des Heimrich von Mügeln ist das Gedicht "Der meide kranz" . Es behandelt in allegorischer Darstellung, wie die zwölf Künste als Jungfrauen vor Kaiser Karl IV. erscheinen, der entscheiden soll, welcher der Preis gebührt. Er weist sie aber an die Zucht und diese begleitet sie zur Natur, welche der Theologie den Vorrang gibt. Die Tugenden, herbeigerufen, krönen die Erwählte, haben aber dann selbst noch einen Streit mit der Natur um den Vorrang zu bestehen, den die Theologie schlichtet.
Heinrich von Mügeln verfaßte viele Gedichte. Sein Stil war aber oft schwulstig. Er gilt als Vertreter der Übergangszeit, der von der höfischen Lyrik zum Minnesang überleitet. Er ist nicht nur ein Meistersinger, sondern auch der Hauptvertreter der didaktisch-philosophischen Richtung. Er war auch eoin Vielwisser und hatte theologische, astronomische, chemische und geschichtliche Kenntnisse.
Soweit Prof. Kirnbauer über das Wirken und die Bedeutung Heinrichs von Mügeln zu seiner Zeit. Wiederholt ist schon der Versuch unternommen worden, eine Biographie des Dichters zu erarbeiten, doch blieb dies alles unvollständig, da viele wichtige Daten seines Lebens im Dunkeln bleiben. Ich vermute, daß Heinrich dem Geschlecht der Mügelner Ritter, die auf dem Festenberg bei Baderitz saßen, angehörte, zu denen der Ritter Siegfried III. von Mogilin gehörte, der 1241 das Kloster Sornzig stiftete.
Es sit das große Verdienst Professor Kirnbauers, daß er mit seiner Forschungsarbeit Licht in die Vergangenheit eines Sohnes unserer Heimat gebracht hat. Was Prof. Kirnbauer in seinen weiteren Ausgführungen über Heinrich berichtet, ist vor allem für Geologen in Bezug auf die edlen Steine (Adamas=Diamant, Amaritum=Asbest und Abeston: wahrscheinlich ein Bitumen - Erdwachs oder Erdpech) interessant.
Für Germanisten ergibt sich aus dem Wirken Heinrichs ein umfangreiches Forschungsgebiet der Mittlhochdeutschen Zeit, und sie dürfen Heinrich getrost unter dire Minnesänger Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Walther von der Vogelweide usw. einordnen, zumal Prof. K. feststellt, daß die Meistersinger ihn zu den Gründern ihrer Kunst zählten. /
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