„Es geht immer mehr Lebensqualität verloren“ Mügelns Bürgermeister Volkmar Winkler (SPD) kandidiert für den Landtag und möchte für die Region etwas tun Der Bürgermeister von Mügeln Volkmar Winkler hatte angekündigt, als Kandidat zur Landtagswahl im nächsten Jahr für seine Partei anzutreten. Unsere Zeitung befragte ihn zu dieser Entscheidung. Frage: Was sind die Beweggründe für Ihre Kandidatur? Volkmar Winkler: Mir macht die Entwicklung der sächsischen Kommunen im strukturschwachen Raum große Sorgen. Ich möchte dafür kämpfen, dass alle sächsischen Kommunen ihren Daseinsvorsorgungsauftrag auch in Zukunft noch erfüllen können und gleich mäßige Lebensverhältnisse in allen Teilräumen unseres Freistaates erhalten bleiben. Frage: Welche Folgen hat das aus Ihrer Sicht? Volkmar Winkler: Wenn die Entwicklung so weitergeht und die Rahmbedingungen sich nicht ändern, wird die finanzielle und soziale Handlungsfähigkeit in den Städten, Gemeinden und Landkreisen der strukturschwachen Räumen im Freistaat nicht weiter gegeben sein. Die demografische und wirtschaftliche Entwicklung, das Abschmelzen des Sozialpaktes und anderes lassen uns kaum noch unsere Aufgaben finanzieren. Freiwillige Aufgaben werden zunehmend hinterfragt: Ich denke dabei zum Beispiel an die Diskussion um den Erhalt des Platsch-Bades in Oschatz oder an Abstriche bei der Vereinsförderung. Die Aufgaben der Daseinsvorsorge, zum Beispiel Wasser, Abwasser und anderes werden auf Grund sinkender Einwohnerzahlen und Überalterung der Bevölkerung nur noch zu höheren Preisen anzubieten sein. Alles in allem geht immer mehr Lebensqualität verloren und das Resultat ist Wegzug vor allem in Großstädte oder dorthin, wo die gewünschte Infrastruktur noch vorhanden ist. Ein Kreislauf ohne Ende. Auf diese, uns alle berührende Problematik möchte ich aufmerksam machen und mich mit meinen langjährigen Erfahrungen in der Kommunalpolitik in der politischen Arbeit meiner Partei einbringen. Frage: Heißt das, Sie würden im Falle einer Wahl als Landtagsabgeordneter Ihr Bürgermeisteramt aufgeben? Volkmar Winkler: Wenn ich gewählt werden würde, müsste ich das Amt aufgeben. Das bestimmt das sächsische Abgeordnetengesetz so. Frage: Wie geht es dann in Mügeln weiter? Volkmar Winkler: Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Ich bin in Mügeln Bürgermeister und für eine noch relativ lange Zeit gewählt. Wenn es so kommen sollte, dass ich ein Landtagsmandat erhalte, wird sich sicher ein geeigneter Nachfolger für mich finden. Frage: Befürchten Sie nicht. Dass Sie mit Ihrer Entscheidung zur Kandidatur Ihre Wähler enttäuschen könnten? Schließlich sind Sie mit dem beachtlichen Ergebnis von 86 Prozent ins Bürgermeisteramt gewählt worden. Volkmar Winkler: Sicher wird das einige auch enttäusche. Jedoch möchte ich nochmals auf meine Beweggründe verweisen, gerade weil der Handlungsspielraum eingeschränkt ist und ich mich mehr als Gestalter und nicht als Verwalter sehe. Und ich möchte gerade im Landtag etwas für Mügeln und die Region tun. Frage: Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass Sie angesichts des Scheiterns des SPD-Bundestagskandidaten Heiko Wittig gewählt werden könnten? Volkmar Winkler: Es gibt keine Zuversicht. Ich möchte erst einmal im Wahlkampf auf die Probleme in der Region aufmerksam machen. Sollte es gelingen, in den Landtag einzuziehen, kann ich auf die Situation der strukturschwachen Kommunen aufmerksam machen und Stimmen für die SPD sammeln. Denn die SPD sieht sich als Partner der Kommunen und hat bereits deren strukturelle Probleme erkannt und sieht Möglichkeiten des Gegensteuerns. Frage: Wann beginnt der Wahlkampf? Volkmar Winkler: So zeitig wie möglich. Sicherlich wird sich der Schwerpunkt des Wahlkampfes auf die Frühjahrs- und Sommermonate verlagern. Frage: In der Region Oschatz sind Sie bekannt. In Torgau kaum. Müssen Sie da nicht um Wählerstimmen bangen? Volkmar Winkler: Ich bin seit 15 Jahren Kreisrat und denke, auch dort meine Spuren hinterlassen zu haben. Sicherlich werden mich dort weniger kennen, aber es ist ja Ziel meines Wahlkampfes, meine Vorstellungen und die Politik der SPD den Bürgern näher zu bringen. INTERVIEW: HEINZ GROßNICK / OAZ 23.12.2013
|