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  Zeugen zu den Vorfällen in Mügeln zwischen Indern und Deutschen
 
  Der ausführlicher Ereigniseintrag lautet:
 

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Die Nacht zum 19. August veränderte Mügeln. Bei Ausschreitungen während des Stadtfestes waren acht Inder und sechs Deutsche verletzt worden. Erst war von einem rechtsradikalen, also organisierten, Übergriff die Rede. Das kann die Ermittlungsgruppe der Polizei nach bisherigen Erkenntnissen ausschließen. Trotzdem: Fremdenfeindlichkeit hat an diesem Abend ganz sicher eine Rolle gespielt. Die schweren und brutalen Ereignisse nach den ersten Reibereien am Festplatz sind unstrittig. Unstrittig ist auch, dass ausländerfeindliche Parolen gerufen wurden. Diese Zeitung hat nochmals recherchiert, wie der Ausgangspunkt des eskalierten Abends ausgesehen haben könnte. Fünf neue Zeugen kommen zu Wort; die Polizei hat allerdings schon mehr als 80 vernommen. Der Abend endete mit einem Gewaltexzess, für den es keine Entschuldigung gibt – das ist mittlerweile unbeschritten. Trotzdem ist der Ausgangspunkt am Festplatz für die Ermittlungen der Polizei von Bedeutung. Die Schilderungen der Beteiligten und der Zeugen bereiten nach wir vor Probleme; es gibt Widersprüche. Denis Falk (34), Romy Bernhard (36) und Jörg Franze (35) gehörten zu den Besuchern – und wurden Augenzeugen der ersten Auseinandersetzungen am Zelt. Die drei aus dem Kreis Döbeln stammenden Gäste stimmen in ihren Aussagen überein: Es war kein geplanter Angriff auf die ausländischen Mitbürger. „Im Zelt herrschte tollte Stimmung. Die Tanzfläche war voll“, sagte Heidi Ratye* (37) aus dem Altkreis Oschatz. „Auch die Inder haben getanzt. Etwas ausgelassen und gestikulierend. Dadurch haben sie andere Leute manch mal geschubst. Das hat natürlich einigen Gästen nicht gefallen.“ Sie habe beobachtet, dass die Inder von einem Besucher auf der Tanzfläche angesprochen wurden, dann hätten die sich ein wenig zurückgenommen. Aber das habe nur eine Weile angehalten. Zu diesem Zeitpunkt etwa muss ein Deutscher einen Bekannten, der sich mit dem Pizzeriabesitzer vor dem Zelt befand, darauf hingewiesen haben, dass es Ärger geben könnte, wenn es so weiter gehe. Daraufhin habe der Freund die Inder aufgefordert, gemeinsam zu gehen, was sie auch taten. „Ich habe nur noch gesehen, wie Security über den Saal nach draußen gestürzt ist“, sagte Ratye. Unmittelbau zuvor (gegen 0.30Uhr): Er habe am Einlass gestanden, berichtet Jörg Franze, der als „Taxi“ -Fahrer nüchtern bleiben musste. Er habe im Zelt gesehen, wie Inder Mädchen „angemacht“ hätten. „Es war eben auch Alkohol im Spiel.“ Dann habe er beobachtet, wie ein deutsches Mädchen, „sie war vielleicht 15 oder 16 Jahre, von einem Inder draußen festgehalten wurde“. Als das deren Freud bemerkte, habe der das „nicht so toll gefunden“ und sei ihr hinterher gelaufen. „Was der junge Mann gemacht hat, habe ich nicht gesehen. Dann ging alles sehr schnell. Der Inder schnappte sich eine Bank von einer Biergarnitur und schlug darauf eine Bierflasche kaputt.“ Danach sei die Situation eskaliert. Die Schilderung des Abends – sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Der Mügelner Pizzeriabesitzer, der eher zufällig in die Sache geraten war, bleibt dabei: Die Inder haben mit der Schlägerei nicht angefangen. Was der Auslöser war, könne er nicht sagen. Jedenfalls hätten sich sieben Inder in seinem Imbiss gerettet. „Natürlich haben wir Alkohol getrunken, aber wir waren nicht betrunken.“ Man habe sich nur amüsieren wollen. „Ich stand draußen, als ein Deutscher kam und meinte, wir sollten lieber gehen. Das haben wir auch getan.“ Dann sei alles sehr schnell gegangen. Als er sich rumgedreht habe, sei die Schlägerei schon im Gange gewesen. Es sei mehrmals der Notruf gewählt worden, bis die Polizei gekommen sei. Auf die Frage, ob er ausschließe das die Inder möglicherweise provoziert haben, meinte er: „Sie haben sich nur gewehrt.“ Im Übrigen ist er sich sicher: Hätten die Inder nebenan beim Vietnamesen Zuflucht gesucht, hätten die Deutschen sie auch dorthin verfolgt. „Wir haben getanzt“, hatte Markthändler Kulvier Singh letzte Woche berichtet. „Nach fünf Minuten wurden wir geschubst. Wir haben gedacht, hier wird noch etwas passieren, gehen wir lieber nach Hause. Als ich aus dem Zelt kam, sind welche einfach auf mich drauf.“ Dann habe ihn jemand mit Pfefferspray besprüht, ein Gegenstand habe ihn am Kopf getroffen. „Ich bin umgefallen. Die haben mich mit Füßen getreten. Ich war wie bewusstlos.“ Wie er den Weg in die Pizzeria gefunden hat, wusste er nicht mehr. „Ich hatte Angst“, berichtete Singh und erinnerte sich an „Ausländer-Raus-Rufe“ vor dem Landen. Man habe ihm Pfefferspray in die Augen gesprüht, ihn geschlagen, getreten, hatte Mandeep Singh (29) aus Döbeln berichtet. Gegen 0.50 Uhr hatte Andreas Reinhardt vom Polizeiposten Mügeln von der Schlägerei erfahren. „Als wir ankamen, gab es ein großes Durcheinander. In der Nähe der Volksbank musste ein Verletzter versorgt werden. Hier habe ich keine Inder gesehen. Bald darauf hieß es, dass sich Leute an der Pizzeria versammeln. Daraufhin haben wir uns dort postiert“, so Reinhardt. Es seien immer mehr Leute geworden, die auf die Polizisten eingeredet hätten. „Wir seien doch auch Deutsche und so. Sie wollten das Gesetz allein in die Hand nehmen.“ Dann sei er von einer Mitarbeiterin des Imbiss herein gebeten worden. Der Besitzer wollte mit ihm sprechen. „Dann krachte es. Mehrere Personen wollten sich über den Hintereingang Zutritt verschaffen.“ Nachdem er sich lautstark als Polizist zu erkennen gegeben habe, seien die Leute verschwunden. Bald darauf sei die Bereitschaftspolizei eingetroffen. „Nur gut. Immerhin standen wir mindestens 50 Gewalt bereiten Menschen gegenüber.“ (* dieser Name geändert) / OAZ 30.08.2007


Es existiert folgende Anmerkung zu diesem Eintrag:


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