Elf Kinder der Kindertagesstätte Grashüpfer in Schweta wurden gestern mit Verdacht auf Vergiftung ins Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf eingeliefert. Sie hatten giftigen Robiniensamen gegessen. Es besteht keine Lebensgefahr, wie die Klinik gestern mitteilte.Eigentlich sollte es ein lustiger Vormittag werden. 23 Kinder waren mit ihren Erzieherinnen zu Kreativspielen in den Schwetaer Park aufgebrochen. Dort sowie auf dem Spielplatz und im angrenzenden Verkehrsgarten waren die Kinder unterwegs. Einige fanden dort die schotenähnlichen Samen der Robinie auf dem Erdboden. Elf Kinder aßen davon. Im Kindergarten bemerkten das die Erzieherinnen und alarmierten den Rettungsdienst. Sechs Rettungswagen aus Torgau-Oschatz und Riesa sowie drei Notärzte aus Oschatz versorgten die Kinder vor Ort, erklärte Michael Hille, Sprecher der Polizeidirektion Westsachsen, gestern.Acht Mädchen im Alter von vier bis sechs Jahren sowie drei Jungen zwischen drei und sechs Jahren wurden gegen Mittag in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Fachkrankenhaus Hubertusburg Wermsdorf eingeliefert. Chefarzt Dr. Boudriot gab am Abend Entwarnung: „Die Kinder sind alle weitgehend beschwerdefrei, wir werden sie aber weiter beobachten.“ Es sei nicht bekannt, wie viel giftigen Samen die Kinder zu sich genommen hätten. Von größeren Mengen sei jedoch nicht auszugehen. Viele der Kinder hätten gar keine Beschwerden, einige klagen über Bauchschmerzen. Bei größeren Mengen könnten Erbrechen und Durchfall auftreten. Derartige Symptome seinen bei den eingelieferten Kindern jedoch nicht zu verzeichnen. Der Samen der Robinie ist nach Angaben des Mediziners nicht stark giftig. In seltenen Fällen seien neurologische Symptome zu beobachten – Bewusstseinsstörungen oder Anfälle zum Beispiel. Träger der Kindertagesstätte ist der Leipziger Verein Poldi. Geschäftsführerin Simone Feist wurde umgehend über den Vorfall informiert: „Die Leiterin und Erzieherinnen haben sich korrekt verhalten. Die Aufsichtspflicht ist nicht verletzt worden. Mehr als aufpassen und belehren kann man die Kinder ja auch nicht. Es liegt ja auch in der Natur, dass die Kinder neugierig sind.“ Die Mitarbeiterinnen seien „sehr gut und sehr wachsam“, ist Feist überzeugt. Und: Es gebe einen Notfallplan, wie zu handeln ist. „Die Leiterin hat sofort die Eltern informiert. Zum Teil hatten sie sich auch schon selbst gemeldet“, erläuterte die Geschäftführerin. Das plötzliche Auftauchen der zahlreichen Rettungswagenbesatzungen und der Notärzte blieb im Dorf nicht verborgen. Der Zwischenfall sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Mügelns Bürgermeister Gotthard Deuse ließ nach eigenen Angaben gestern im Rathaus Mügeln alles stehen und liegen, nachdem ihn Gerhart Hänsch, Leiter des Oschatzer Polizeireviers, über den Vorfall informiert hatte. Als das Stadtoberhaupt in Schweta ankam, waren bereits Notärzte und Rettungswagen vor Ort. „Ich bin sehr dankbar, dass alles so schnell ging“, sagte Deuse. Es gebe keinen Grund für Panikmache. „Da kann man mit Engelszungen reden, aber eine solche Gefahr besteht immer – auch woanders. Das kann im Urlaub genauso passieren.“ Dem Personal bescheinigt Deuse ebenfalls, völlig richtig gehandelt zu haben. Die insgesamt sieben Robinien, die im Schwetaer Park stehen, sind bereits 20 Jahre alt. Doch die Kettensäge soll nach diesem ungewöhnlichen Zwischenfall trotzdem nicht zum Einsatz kommen. Deuse dazu: „Es hat bisher noch nie Probleme gegeben. Ich denke, hier ist die Aufklärung durch Eltern und Erzieherinnen immer wieder wichtig.“ / OAZ 04.08.2006
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