Gewerkschafter Uwe Bruchmüller hofft heute auf den Durchbruch bei den Verhandlungen im Streit um Neuaufschluss des Tagebaus Schleben / Crellenhain Zur Protestkundgebung versammelten sich gestern Nachmittag am Rathaus in Mügeln über 100 Leute. Unter ihnen Mitarbeiter des Unternehmens sowie auch deren Angehörige und Einwohner der Stadt. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (BVE) hatte dazu aufgerufen, weil die Zukunft des Kaolinwerkes in akuter Gefahr ist. Ungeklärte Fragen stehen noch immer auf der Tagesordnung der Verhandlungspartner Kaolinwerk und Kirchenvorstand. Plakate mit der Aufschrift „Für den Erhalt der Arbeitsplätze und der Kirche“ brachten die Sorgen der Menschen zum Ausdruck. Während Gegner des Aufschlusses die Standfestigkeit der Kirche in Altmügeln infrage stellen, müssen allen im Kaolinwerk 100 Beschäftigte um ihre Jobs fürchten. „Wir sind überzeugt, dass der Ausgleich zwischen Ökologie und Ökonomie möglich ist. Über 16 Prozent Arbeitslosigkeit in dieser Region sind zu viel. Wenn die Menschen hier wegziehen, sind die Stadt, die Straßen und die Geschäfte, aber auch die Kirche leer“, brachte Uwe Bruchmüller, Bezirksleiter der BVE, Folgen der Werksschließung auf den Punkt. Doch nicht nur die Mitarbeiter und deren Familien bangen um ihre Zukunft. Etwa 200 Firmen erhalte jährlich Aufträge vom Kemmlitzer Kaolinwerk, wie Geschäftsführer Hans – Jürgen Miersch verdeutlichte. Darunter auch das Fliesenwerk Kerateam Leisnig im Nachbarkreis Döbeln, das eine Abordnung zur Kundgebung nach Mügeln schickte. „Täglich 150 Tonnen Rohstoff, die uns das Kaolinwerk liefert, sind nicht ohne Weiteres zu ersetzen“, informierte ein Vertreter des Betriebes. Schließlich stehe auch die Zukunft dieses Werkes mit 120 Mitarbeitern am Ende auf dem Spiel. „Wir wollen mit allen Beteiligten eine gütige Einigung erreichen. Klappt das nicht, werden wir mit allen Konsequenzen den rechtlichen Weg beschreite“, versprach Dr. Otto Hieber, Geschäftsführer des Mutterunternehmens in Amberg, den Anwesenden. Ein lautes Raunen ging über den Markt, als die Altmügelner Pfarrerin Agnes Zuchold das Wort ergriff und bemerkte, dass es von Seiten der Kirch keine Stellungnahme gebe: „Wir sind enttäuscht, dass die Spielregeln nicht eingehalten wurden. Es war vereinbart worden, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, um die Verhandlungen nicht zu gefährden.“ „Wir lassen uns doch nicht ewig verarschen“, so die prompte Reaktion aus dem Publikum. Am Ende der Veranstaltung brachte Bruchmüller seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die nichtöffentlichen Verhandlungen mit Regierungspräsident Walter Christian Steinbach morgen um 16 Uhr endlich zum Durchbruch führen. Er hatte sich auf Bitte des Leisniger Superintendenten Albrecht Schmidt als Vermittler im Konflikt zwischen Kaolinwerk und Kirchenvorstand eingeschaltet. „Mein Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass neben dem hohen Gut des Naturschutzes auch die Fragen der Arbeitsplätze und der Investitionsfreundlichkeit der Region angemessen beachtet werden“, sagte der Regierungspräsident gestern. Außerdem soll es heute zur Problematik ein Gespräch mit Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt geben.
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