Der Ruf „Großfeuer in der Ofenfabrik“ durcheilte gestern Abend in der achten Stunde mit Windeseile die Stadt und veranlasste alt und jung, in Massen nach dem Brandplatz zu strömen. Wie sich bald herausstellte konnte von einem Großfeuer keine Rede sein. Infolge der starken Hitze in einem Ringofen (etwa 1200 Grad) war der Oberbau des Holzdaches, das durch die Trockenheit ausgedörrt war, in Brand geraten. Die Wehren von Altmügeln und Mügeln gingen dem Feuer energisch zu Leibe, doch war die größte Gefahr schon vorher durch Angehörige des Werkes mit Minimax – Apparaten beseitigt worden. Der Schaden ist nur gering. Die Sensationslustigen kamen jedenfalls nicht auf ihre Rechnung, denn außer einem leichten Rauchwölkchen über dem glimmenden Dach war an der Ofenfabrik nichts Besonderes zu sehen. Interessant war es freilich für den, der das Glück hatte, durch die Absperrung bis zur Brandstelle vorzudringen. Die Kolosse der Ringöfen, der Glutschein des Höllenfeuers, das grell aus dem Innern durch ein Guckauge strahlte, die im Halbdunkel arbeitenden Wehrleute – alles das gab ein Bild von seltener Poesie und düsterer Schönheit für den Beschauer. Zum Glück war ja der Brand bald gelöscht, sonst wäre wohl keine Zeit zu solchen Betrachtungen gewesen. Hoffentlich bleiben unsere Industrien auch in Zukunft vom Feuer verschont, geben sie doch so vielen von unseren Mitbürgern Arbeit und Brot.
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