Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

Zschannewitz


... ist eine kleine weilerartige Siedlung am Rande des Lößgebietes. In der Nähe des Ortes wurden Reste eines bronzezeitlichen Gräberfeldes geborgen, ebenso wurden Reste einer slawischen Siedlung westlich des Ortes nachgewiesen. 1334 schrieb man Schanewicz (Ort der Leute eines Can). Lange Zeit übte das Domstift Meißen herrschaftliche Rechte aus.

 

Zschannewitz
von Günter Thiele


Zschannewitz ist ein kleiner Weiler an der Lößrandstufe ca. 1,5 Kilometer südöstlich von Niedergoseln. Mit einer Höhe von ca. 200 Meter über dem Talboden des Döllnitztales bei Schweta.

So wie die übrigen Mügelner Oberdörfer Mahris, Schwednitz, Niedergoseln, Grauschwitz, Schlagwitz und Lüttnitz gehörte Zschannewitz zum Kirchspiel Altmügeln. Das änderte sich erst ab dem 1. April 1856, als die Tochterkirche Mügeln vom Kirchspiel Altmügeln getrennt und eine eigene Parochie wurde. Seit der Einführung der Gemeindeordnung im Jahre 1838, die bis zum Jahre 1950 bestand, gehörte Zschannewitz verwaltungsmäßig zu Mahris. Ab 1950 kam Zschannewitz mit Mahris zu Niedergoseln, und ist nun mit Niedergoseln ein Ortsteil von Mügeln. Mit der Errichtung der ersten Schule in Niedergoseln am 1. März 1837 gingen die Zschannewitzer Kinder nach Niedergoseln zur Schule. Vorher waren sie gehalten in das Altmügelner Schulhaus zu kommen. Den kleineren Kindern ersparte man dies durch Haltung eines Kinderlehrers, welcher dies als Reiheschule durchführte.

Die Flur von Zschannewitz ist schon seit Jahrtausenden besiedelt. In Zschannewitzer Flur konnten vor vielen Jahren Reste eines bronzezeitlichen Gräberfeldes und slawische Funde aus allen Siedlungsepochen sichergestellt werden.
Die erste bekannte urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1334. In dieser Niederschrift wurde der Ort „schanewicz“ geschrieben. Der Ort ist eine slawische Gründung, den Namen übersetzt man mit „die Leute des can oder cana“. Um den Ortsnamen rankte sich eine heute völlig vergessene Sage.

So sagte man, dass dieses „Schanwicz“, wie es auch früher genannt wurde ein uraltes slawisches Dorf sei, und der slawischen Gottheit „Swantowid“ sei in „Schanwicz“ einst ein Tempel erbaut worden. Von diesem soll der Ort seinen Namen erhalten haben.

Im Jahre 1378 soll der Ort noch dem Markgrafen unterstellt gewesen sein und im Jahre 1547 übte das Domstift Meißen die grundherrlichen Rechte aus, von diesem gingen sie dann an das Stiftsamt Meißen über. Diese Gerichtsbarkeiten waren zu dieser Zeit ein einträgliches Geschäft – und wurden verkauft, verschenkt, verpachtet. Wann und wie die Gerichtsbarkeit von Zschannewitz in die Hände der Meißner Domherren überging, konnte noch nicht festgestellt werden.

In Zschannewitz bestanden seit den ersten Erwähnungen zwei Gehöfte. So werden in den Jahren 1547 und 1551, das sind die Erwähnungen aus den Amtserbbüchern, zwei besessene Mann (das sind die Grundbesitzer) und zehn Inwohner erwähnt. Im Jahre 1764 werden wiederum zwei besessene Mann erwähnt. Familienmitglieder, Frauen und Kinder wurden zu dieser Zeit nicht gezählt, nur die Hausherren, die Grundbesitzer.

Im Jahre 1834 sollen 34 Einwohner in Zschannewitz gelebt haben. 1871 waren es 50 Einwohner und 1890 werden 35 Einwohner aufgeführt. Zwei genaue Angaben haben wir nun noch. Eine aus dem Jahre 1878, das lesen wir: Zschannewitz bei Mügeln, Ortschaft zu Mahlis gehörig, Gutsbesitzer Friedrich Ernst Strasch, 85 Acker = 47 Hektar; Gutsbesitzer Richard Engler, 53 Acker = 29,3 Hektar, Post Mügeln.

Das heißt, die Mügelner Landbriefträger hatten das Dorf mit anzulaufen und die Briefe und Pakete nach Mahris zu bringen.

Die andere Erwähnung stammt von der Volkszählung am 2. Dezember 1895, da wurden in Zschannewitz 31 Einwohner gezählt.

Aus Unterlagen erfahren wir noch, dass im Jahre 1727 ein Bauer Peter Oehmichen (Peter II.) aus Mahris, die Witwe des Bauern Christoph Däweritz in Zschannewitz heiratete. Dieser war ein Urahn der zwei Brüder Johann Christian Oehmichen und Johann Gottlieb Oehmichen, diese unterschrieben am 13. Januar 1836 gemeinsam mit den anderen Schulvätern des Niedergoselner Schulbezirkes ihre Einwilligung zu Bau eines Schulhauses in Niedergoseln. Da gehörten also beide Güter in Zschannewitz den Oehmichens. Einige Zeit bestand auch eine Schmiede, wie lange sie existierte kann nicht gesagt werden. Über andere Handwerker in geschichtlicher Zeit ist nichts bekannt.

Durch Zschannewitzer Flur führte anscheinend einer der ältesten Wege unserer engeren Heimat. Von Wissenschaftlern wird angenommen, dass ein Nebenzweig des alten Fernweges von Merseburg über Grimma nach Meißen, und vor allem zur Furt nach Boritz, ungefähr entlang der 200 Meter Höhenmarke führte. Dies deckte sich mit den Beobachtungen in unserer engeren Heimat. So berichtet noch Pastor Fiedler in seiner Chronik von ständigen Truppenmärschen während des 30jährigen Krieges, welche immer „hinter der Stadt“ entlang gingen. „Hinter der Stadt“ bezeichnete das Gebiet südlich von Mügeln, „vorn“ war dort wo das Schloss stand. Diese Truppen lagerten dann meist in den „Schlagwitzer Fluren“ oder auch bei Hohenwussen, so wird es beschrieben. Ein Teil dieses Weges muss der bei Zschannewitz gewesen sein.