Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Kriegswahrzeichen


27.11. - nunmehr gehört auch unsere Stadt zu den Orten, welche ein Kriegswahrzeichen besitzen. Die feierliche Einweihung des letzteren ist am Donnerstag (25.11.) Nachmittag in der Schulturnhalle vor einer stattlichen Anzahl geladener Gäste erfolgt. Die hiesige Frauenortsgruppe des Vereins für das Deutschtum im Ausland, welche diesen Gedanken zuerst aufnahm und in die Tat umsetzte, hat sich damit ein großes Verdienst erworben. Gewählt wurde die Form eines Eisernen Kreuzes, welches von einem blauen Kranz Vergissmeinnicht umrahmt wird. Den Entwurf dazu gab ein Mügelner Kind, Herr Kunstmaler Kurt Striegler, die Ausführung besorgte Herr Stadtrat Oskar Fischer. Nach dem allgemeinen Gesang des Chorals "Allein Gott in der Höh' sei Ehr" und dem vom Kinderchor vorgetragenen Liede "Brüder reicht die Hand zum Bunde" nahm Herr Pfarrer Michael in seiner Weiherede Gelegenheit, des Näheren auf das in Eiche hergestellte Kreuz, welches ein Wahr-, ein Denk- und ein Mahnzeichen sein soll, und seine Bedeutung einzugehen. Die Vorsitzende der Mügelner Frauenortsgruppe, Fräulein Holzmüller, übergab nunmehr das Kriegskreuz Herrn Bürgermeister Börngen, der in seiner Ansprache, welche gleichzeitig den Dank an die Frauenortsgruppe ausdrückte, versicherte, dasselbe in Schutz nehmen zu wollen. Nachdem vom Kinderchor, der in Herrn Organist Mäser eine gute Leitung findet, das Lied "Treue Liebe bis zum Grabe" und von den Versammelten das beliebte "Deutschland, Deutschland über alles" gesungen war, wurden zuerst die anwesenden Vertreter der Behörden, Vereine und Innungen um die Benagelung gebeten. Dieser Aufforderung wurde sofort nachgekommen. Das Kriegskreuz findet vorläufig in der Gesellschaftsstube des Ratskellers (Erdgeschoss rechts) Aufstellung, wo alle Personen, die den guten Zweck - der Ertrag ist für die Kriegshilfe für Mügeln und Umgebung bestimmt - unterstützen wollen, jeden Mittwoch und Sonnabend von Nachmittag 3 Uhr und jeden Sonntag von Vormittag 10 Uhr ab einen Nagel für 25 Pfg., 50 Pfg. und 2.- Mark einschlagen können. Möge das Wahrzeichen noch vor Ablauf der kurzen Frist, die von der Kreishauptmannschaft Leipzig dazu vorgeschrieben ist, vollständig benagelt sein, um als bleibendes Andenken im Rathause bald einen ehrenden Stand zu erhalten! Das ist auch unser Wunsch.

Mügelner Anzeiger, 27. November 1915