Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Bürgermeisterwahl in Mügeln

Über Vorschläge der SED wurde hinweggegangen

Die LPD in Mügeln nominierte als neuen Bürgermeister den Angestellten am Kreisratsamt Oschatz, Herrn Scholz, nachdem Herr Geißler in seinem Amt von der Aufsichtsbehörde nicht bestätigt worden war. Die SED-Fraktion stellte hierzu den Antrag, die Angelegenheit um eine Woche zu vertagen und vorher im Blockausschuss durchzusprechen und zu klären. Der Sprecher der Fraktion, Genosse Kluge, wies darauf hin, dass es im Interesse aller Blockparteien liegen müsse, in einer gemeinsamen Beratung zu dieser für Mügeln wichtigen Angelegenheit Stellung zu nehmen. Herr Kießig (LDP) war demgegenüber der Ansicht, die Angelegenheit Scholz sein hinreichend geklärt und Herr Scholz als ehemaliger Leiter des Wohnungsamtes allgemein bekannt. Genosse Raubold gab zu bedenken, dass man sich einem ausgesprochenen Missbrauch auch durch freiwilligen Rücktritt von seinem Posten nicht entziehen könne, wie es im Falle Scholz gewesen sei. Wenn Herr Scholz sich bewirbt und einen geraden Weg geht, dann wird er auch eine Klärung der Angelegenheit nicht zu scheuen haben. Genossin Richter stellte fest, dass infolge der seinerzeitigen Berichte über den Fall Scholz das Misstrauen in der Bevölkerung tatsächlich vorhanden sei, wie sie sich überzeugt habe. Eine Klärung durch den Blockausschuss sei dringend notwendig.

Alle diese Argumente erzielten lediglich den Erfolg, dass sich die bürgerlichen Parteien nach einer Unterbrechung der Sitzung zurückzogen, um nochmals zu beraten. Sie blieben aber dennoch allen Vorstellungen gegenüber bei ihrem Vorschlag, lehnten den Vertagungsantrag der SED ab und stimmten dann mit neun Stimmen der LDP und CDU für die Wahl des Herrn Scholz zum Bürgermeister von Mügeln. Die Vertreter der SED enthielten sich angesichts dieser jeglichen Blockpolitik verneinender Haltung der LDP und CDU der Stimme.

Die Stadtverordneten wählten im Übrigen einstimmig als Vorsteher Herrn Dr. Peters (LDP) und als Schriftführer Genossen Döring wieder; sie schritten zur Bildung eines kommunalen Wirtschaftsunternehmens, das die städtischen Betriebe: das Wasserwerk, dem Bauhof, das Altersheim und die Nähstube unter Leitung eines ehrenamtlichen Vorstandes und eines Verwaltungsrates zusammenfasste. – Herr Blume verkündete im Hinblick auf die Aufgaben des Zweijahresplanes eine erhöhte Aktivität des Bauausschusses, der die Neuschotterung der Molkerei- und verlängerten Leisniger Straße, die Erneuerung der Klosetts in der Schule, den Neubau eines Stadthauses in Gemeinschaftsarbeit und die Erneuerung des Stadtbades ankündigte.

LVZ 05.02.1949