Der Altmügelner Stoppelmarkt zeigte auch in diesem Jahr das bekannte Buntbewegte Bild. Auf dem abgeernteten Felde war eine Budenstadt entstanden, die in Anbetracht der Kriegszeit immerhin als bedeutend angesprochen werden muss. In den Nachmittagsstunden des Donnerstag war der Verkehr geradezu unheimlich. Den eigenen Willen konnte man kaum durchsetzen, man mußte sich vom Gedränge einfach mit Fortschieben lassen. Trotzdem war die Kauflust nicht übermäßig groß. Der Mangel an Petroleum machte sich fühlbar, indem eine ganze Anzahl Verkäufer vorzeitig schließen mußte. Die größeren Unternehmungen hatten sich elektrische Lichtleitungen legen lassen oder waren mit Gasbeleuchtung versehen. Auch die Abgabe von Waren durch Bezugsscheine stieß auf Schwierigkeiten. Anzuerkennen ist das Verhalten des Publikums, welches sich dem Ernst der Zeit gewachsen zeigte und nicht durch lautes Johlen u. s. w. Ärgernis erregte. Im Großen und Ganzen muss man sagen, war der Markt eine Abwechslung, die belebend auf die ganze Gemütsstimmung der Jetztzeit wirkte. Das Wetter am Donnerstag war herrlich und auch der Freitag, der am Morgen Sprühregen brachte, scheint mit nicht ganz trüber Miene den Markt beschließen zu wollen.

Mügelner Anzeiger, 09. September 1916