Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
(Stadtcafé Mügeln)
Historisches erhalten und neue Akzente setzen

Wie aus dem alten „Stadtcafé“ ein neues Schmuckstück wurde


Wer sich in den vergangenen Tagen in Mügeln auf dem Wochenmarkt umhörte, merkte deutlich: Die Einwohner der Stadt und des Umlandes haben das Baugeschehen am Marktplatz mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und nun fiebern sie förmlich jenen Tagen entgegen, wenn sie die neuen Räume und die damit verbundenen Annehmlichkeit in Augenschein nehmen können.

Doch bis die erste Eröffnung erfolgt, wollen wir für unsere Leser einen kleinen Exkurs zum Geschehen in den letzten Monaten vornehmen.

Nachdem vom alten Mügelner Stadtcafé wahrlich nicht mehr viel zu retten war, schließlich hatte der Zahn der Zeit hier tüchtig seine Spüren hinterlassen, wurde das Gebäude abgerissen. Doch an gleicher Stelle sollte ein neues Gebäude entstehen, dass sich harmonisch in das Marktensembel der Döllnitzstadt einordnen und gleichfalls eine gastronomische Einrichtung beherbergen sollte. Das Oschatzer Ingenierbüro Handke und Hering erarbeitete das Projekt und übernahm die Koordinierung.

Und schließlich kam auch noch eine Auflage des Denkmalschutzes hinzu. Die Abrissarbeiten legten ein herrliches Kreuzkellergewölbe und noch weitere archäologische Kostbarkeiten frei. So nahm dann das Dresdener Landesamt für Archäologie Ausgrabungen von September bis November 1994 vor.

Parallel dazu wurde durch die Mügelner Baufirma HKU eine Unterfahrung zu den Nachbargrundstücken vorgenommen, die bis zu vier Meter tief war, damit die notwendige Stabilität und Festigkeit erreicht werden konnte.

Mitte Februar 1995 konnte dann mit den Fundamentarbeiten begonnen werden. Die nun folgenden Arbeiten stellten für den einheimischen Baubetrieb eine echte Herausforderung dar. Der Kreuzgewölbekeller mußte mit einer Klammerung und speziellen Stahlkonstruktionen zusammengehalten werden. Das Mauerwerk einschließlich des Gewölbes wurde saniert. Doch nicht einfach so saniert, nein, alles mußte auch dem kritischen Auge des Denkmalschutzes genügen.

Ein weiterer wichtiger Fakt kam noch hinzu: Alles mußte auf Grund der Grundwasserverhältnisse noch eine besondere Dichtigkeit aufweisen. Als dann die Kellerdecke geschlossen war, hatte man den schwierigsten teil des Baugeschehens überwunden.

Zügig wurde weitergearbeitet und schließlich konnte im August 1995 ein zünftiges Richtfest gefeiert werden.

Schritt für Schritt erfolgte der weitere Ausbau, gaben sich die Handwerker sprichwörtlich die Klinke in die Hand, damit alles fertig werden konnte.

Wer denkt, dass nun gar zwei verschiedene Häuser entstanden, hat nicht ganz Unrecht. Zu den Auflagen der Behörden gehörte auch, dass man von zwei Gebäuden ausgehen mußte. Dadurch hat der Neubau zwei verschiedene Gesichter: Verschiedene Außenfassaden, verschiedene Dachgestalten. Doch all das tut keinen Abbruch an dem, was hier ein neues Domizil finden wird: Die Mügelner Zweigstelle der Kreissparkasse Torgau - Oschatz zieht ebenso ein, wie die AOK. Im Oberen Bereich entstanden Wohnungen. Weitere Büroräume sind noch frei. Doch am meisten werden sich die Einwohner der Stadt und der Region darüber freuen, dass auch eine gastronomische Einrichtung hier wieder einen Platz erhält. Neben einem Restaurant im Erdgeschoß wurde ein kleiner Saal für Vereins- und Familienfeiern in der ersten Etage geschaffen. Das Restaurant wird übrigens an allen sieben Tagen der Woche geöffnet sein. Der herrliche Kreuzgewölbekeller wird nicht ungenutzt bleiben. Hier soll etwas später ein gemütlich rustikaler Weinkeller mit passendem Speisenangebot Einzug halten.

Das neue Bauwerk wurde mit einem Fahrstuhl ausgestattet. So können auch Behinderte leicht in alle Etagen des Hauses gelangen und brauchen auf keinen der angebotenen Dienste verzichten.

Am 3. Juni wird die Sparkasse ihre neuen Räume öffnen. Die anderen werden später folgen. Auf alle Fälle kann man sich über das Entstandene freuen! Dank deshalb an alle Beteiligten am Baugeschehen. Mügeln ist um ein Schmuckstück reicher.
Oschatzer Rundschau vom 30.05.1996