Online-Chronik der Stadt Mügeln
 


Das Sorbendorf Mogelina


Wir wissen, dass der Mügelner Boden von der Vorzeit an dauernd besiedelt war. Die Siedlungsplätze haben im Laufe der Jahrhunderte gewechselt. Wir finden die Überreste aus der Vorzeit bald hier, bald dort, meist an Stellen, die nicht mehr bewohnt sind. Erst seit der Slavenzeit liegen die Siedelplätze fest. Ob die Sorben Altmügeln am niedrigen Döllnitzhang neu angelegt haben oder ein Warnendorf übernommen haben, ist nicht mehr festzustellen, aber eins ist sicher, sie haben dem Dorf Altmügeln den Namen gegeben, das als Grenz- und Flussübergangsort ein wichtiger Platz war.

Der Ortsname bedeutet Grabhügelort. der bei den Slaven ziemlich verbreitet war, wie etwa bei uns Neukirchen. Ein auffallender, großer Grabhügel oder größeres Hügelgräberfeld können Anlass zur Namengebung gegeben haben. Höchstwahrscheinlich haben die Sorben Hügelgräber schon vorgefunden, als sie sich im Altmügelschen Raume ansiedelten, und die Nachbarn haben die ersten Altmügelner „Mogiljane“, das heißt „Leute am Grabhügel“ genannt. Vielleicht kamen sie durch ihre Ansiedlung am Grabhügel in einen besonderen Geruch bei ihren Volksgenossen. Grabhügel und Friedhof flößten den Vormenschen, wie wir schon gehört haben, eine größere Furcht ein, als dem heutigen Zeitgenossen, der mehr mit Ehrfurcht und Wehmut die stille Stätte der Toten betritt. Aber noch aus einem anderen Grunde war Altmügeln bei den Sorben bekannt. Altmügeln war Hauptort eines Grenzbezirks, Mittelpunkt eines Verwaltungskreises und damit auch zugleich Kultstätte. Hier wohnten der Priester und der Supan, der Beamte des Fürsten. Der erstere verschwand, als die Deutschen das Christentum brachten, aber der Supan blieb noch als deutscher Verwaltungsbeamter im Dorfe, bis er aus Prestigegründen vom Markgrafen nach Schlagwitz versetzt wurde. Schlagwitz wurde Supanie. Altmügeln behielt trotzdem seine Bedeutung. Es spielte als großer Kirchfahrtsort eine Rolle und konkurrierte bis heutzutage mit seinem Stoppelmarkte mit der Tochtergründung Mügeln.
(Mügelner Tageblatt und Anzeiger Nr. 6 / 1935)