Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
 

Aus der Schulgeschichte

Akten sind nur seit dem Jahre 1835, also seit dem Inkrafttreten des ersten sächsischen Volksschulgesetzes, erhalten und auch nur lückenhaft. Das erste Protokoll einer Schulvorstandssitzung stammt vom 13. Oktober 1835. Die Sitzungen fanden unter dem Vorsitz des Altmügelner Pfarrers Fritzsch in dessen Wohnung statt. Die Namen der damaligen Mitglieder des Schulvorstandes sind Johann Gottlieb Hartwig, Johann Gottfried Kießig, Ernst Wilhelm Schönherr und Johann Gottfried Schumann. Manchmal war auch der Mügelner Diakonus Nicolai anwesend. In einer Sitzung wurde die Anstellung des Schulboten beschlossen. Als solcher wurde der Ratsdiener Gasch zu Mügeln gewählt und ihm dafür ein jährliches Einkommen von 3 Reichstalern gewährt. Doch müssen wohl mit seinem Posten noch andere Einnahmen verbunden gewesen sein, denn es heißt im Protokoll: „Es wurde bei seinen anderweiten Anforderungen auf Billigkeit und Bescheidenheit hingewiesen.“ Daß man sehr sparsam sein musste, geht aus dem folgenden Beschlusse hervor: „Der Schulvorstand beantragt, dass, da gar kein Land da sei zur Einrichtung einer Schulkasse und die Armut sich gar zu sehr in Mügeln ins Licht stelle, ein Beitrag aus der Kirchenkasse Altmügeln für Mügeln bewilligt werden möchte, und bittet den Vorsitzenden, an die Schulinspektion deshalb Anzeige zu machen.“ In der Sitzung vom 17. Juni 1836 wird wiederum über Geldmangel geklagt. Es war so große Armut in Mügeln, dass die Schulgelder kärglich eingingen und sogar die Armenkasse die Lasten mit tragen helfen musste.
Schließlich trat die Kirche zu Altmügeln die Einnahmen aus den Trauungen aus der Stadt Mügeln an die Mügelner Schulkasse ab. Dass damals wirklich Armut in Mügeln gewesen sein muss, beweist der Umstand, dass man im Schulvorstand als Hauptursache der vielen Versäumnisse der Schulkinder das Bettelngehen derselben bezeichnen musste. „Die Polizei müsse“, so wurde gemeint, „dieses untersagen“. Im nächsten Jahre erwog man die Errichtung einer besonderen Armenschule.
Als Sittenbild für jene Zeit sei erwähnt, dass in einer Sitzung über Tanzstunden von Schulkindern beiderlei Geschlechts geklagt wurde. Man bezeichnete es als „ungesetzmäßig und gefährlich“ und forderte Verbot durch die Polizei.
Eine wichtige Sitzung scheint immer die Novembersitzung gewesen zu sein. In derselben wurde die am Reformationsfest gesammelte Kollekte unter die beteiligten Gemeinden verteilt. Mügeln erhielt die Hälfte, ungefähr 2 Reichstaler. Die Hauptarbeiten in den Sitzungen waren immer die Verhandlungen über Schulversäumnisse und Dispensationen für die Konfirmation. Man musste die Menge der nicht gerechtfertigten Versäumnisse tiefstens beklagen.
Im Jahre 1869 dachte man an eine Organisationsänderung. Die Zahl der Schulkinder betrug zusammen 424, davon besuchten die vier Knabenklassen 211 Knaben, die vier Mädchenklassen 213 Mädchen; Die Schülerzahl der beiden ersten Klassen war 94 und 80. Im Jahre 1860 wurde der 5. Lehrer (Weßner) angestellt. Daneben bestand noch eine Privatschule (Institut genannt), die zeitweise 40-50 Schüler aufwies.
Gegenwärtig zählt unsere Schule 541 Kinder, 290 Knaben und 251 Mädchen; dazu kommen noch 103 Fortbildungsschüler und 29 Zöglinge der kaufmännischen Fortbildungsschule. Das Lehrerkollegium besteht aus dem Direktor, 10 ständigen Lehrern, 1 ständigen Lehrerin, 2 Hilfslehrern und 1 Nadelarbeitslehrerin.
(Albert Fritzsche)