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Gemeinschaft „Freunde
der neuen Schule“
Haben sich die Eltern unserer den Kindergarten, die Grund- und Oberschule besuchenden Kinder Gedanken darüber gemacht, was diese Gemeinschaft „Freunde der neuen Schule“ erreichen will? Bestimmt nicht, denn sonst wäre es im Kreis Oschatz besser damit bestellt. Bisher sind nur einige Landschulen auf diesem Gebiet. Nicht Oschatz, Dahlen, Mügeln, Strehla, Wermsdorf sind Beispiele, sonder um nur zwei zu nennen, Lampertswalde oder Hof. Keine Mühe haben diese Schulleiter und ihre Kolleginnen und Kollegen gescheut, um aus der Schule, d i e S c h u l e zu machen, wie wir sie uns vorstellen; Elternhaus, Kinder und auch solche, welche keine Kinder haben, nehmen regen Anteil an dem Wohl und Wehe „ihrer“ Schule. Nicht bestimmt von irgendeiner Organisation, sondern aus freiem Interesse ist in Lampertswalde die Gemeinschaft gebildet. Sie sieht ihre erste Aufgabe darin, für jedes Kind die Lehr- und Lernmittelfreiheit zu erreichen. So ist der Bestand von etwa 1000 schuleigenen Büchern als beachtlich zu bezeichnen. Aber auch mit anderen Fragen, mit der Beschaffung von Beheizungsmaterial, der Fußbekleidung der Schüler, usw. beschäftigen sich die Mitglieder dieser Schulgemeinschaft. Könnte es nicht überall so sein? Nicht die Schule, sondern u n s e r e Schule muss es heißen. Alle Kreise der Bevölkerung sollen am Leben der Schule teilnehmen, sollen sehen, wie sich unsere jungen Erzieher um das höchste Gut des Volkes, um unsere Kinder bemühen. Wie viele Eltern oder Großeltern, oder auch andere, welche keine Kinder haben, haben schon einmal am Unterricht teilgenommen? Sie sind zu zählen. Wer besuche die Klassen-Elternversammlung, die Elternversammlungen überhaupt? Wer nimmt mit regem Interesse daran teil? Und wie wollen wir uns dann ein Urteil über den Erzieher oder auch über den Unterricht erlauben? Oft genug wird ungerecht der Stab über einen Erzieher gebrochen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, unter welcher Aufbietung von Willensstärke der größte Teil von ihnen arbeitet, um sich das notwendigste Geistesgut anzueignen, welches benötigt wird, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Vom Schraubstock und Pflug, von der Nähmaschine und aus dem Fabriksaal kommen sie, Kinder des Volkes. Ihnen waren durch das ehemalige Bildungsprivileg vor 1945 die höheren und höchsten Bildungsstätten verschlossen. Sie kamen in der schwärzesten Stunde unseres Volkes, um ihre Kräfte für unsere Kinder zur Verfügung zu stellen. Gewiss sind manche von ihnen schwach geworden, weil sie glaubten, es nicht zu schaffen. Ein Teil aber, verschwindend wenig, sah nicht das Kind, sondern den Verdienst. Auch sie sind ausgeschieden und es entstanden Lücken. Sie müssen wieder aufgefüllt werden und hier bietet sich für Menschen, die ihre Lebensaufgabe in der Liebe zum Kinde sehen, ein schönes und dankbares Aufgabengebiet. Wenn sich mancher von so genannten Minderwertigkeitsgefühlen frei macht, wird es keinen Mangel an Erziehern mehr geben. Schaut euch um, fast ohne Ausnahme sind die Gemeinschaften der Freunde der neuen Schule dort zuerst erstanden, wo junge Kollegen die Aufgaben u n s e r e r Schule sehen. Hoffentlich ist der Tag nicht mehr weit, an dem einige unserer Lehrkräfte in Oschatz ihr Wunsch erfüllt wird: Die Gemeinschaft „Freunde der neuen Schule“ zum Wohle unserer Schule aus der Taufe heben zu können. LVZ 20.07.1948 |
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