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Schuhmacherinnung
Zentral-Verband deutscher Schuhwarenhändler. Am 21. Februar tagte in Jena eine außerordentliche Generalversammlung obigen Verbandes (eine Ortsgruppe besteht davon bekanntlich auch in Oschatz). Aus dem zirka 8 Seiten langen Bericht seien nur kurz die Hauptpunkte wiedergegeben: Jeder reelle Schuhhändler ist berechtigt dem Verbande beizutreten; derselbe bekämpft energisch alle Wünsche, welche den Schuhhandel unreell gestalten und strebt die Förderung des reellen Schuhhandels an. Eine der Hauptaufgaben ist, den Filialenbetrieb und den Einzelverkauf der Fabrikanten entgegenzutreten, sowie seine Mitglieder vor der Schleuderkonkurrenz zu schützen. Zu diesem Zwecke soll in kurzer Zeit eine Liste derjenigen Schuhfabrikanten veröffentlich werden, welche bisher den Einzelverkauf an Private nicht einstellten aber ihre Waren in eigenen Verkaufsniederlagen zum Absatz bringen, damit sich die Mitglieder bei ihren Bestellungen danach richten können, desgleichen soll ein zweckmäßiges, wirksames Mahnverfahren eingerichtet werden und hat sich hierzu der Verband die verschiedensten bestehenden Verfahren zugänglich gemacht. Ferner soll ein Durchschreibebuch (für Auftragskopien), sowie ein Kommissionsbuch-Schema eingeführt werden. Von großem Vorteil ist auch das getroffene Abkommen mit der Versicherungsgesellschaft „Thuringia“, nach welchem den Mitgliedern weit gehendste Entgegenkommen gewährte wird, z. B. beträgt die Prämienermäßigung bis zu 50 Prozent, auch kommen die Politzekosten u.s.w. in Wegfall. Eine weitere nicht zu unterschätzende Einrichtung ist die Vermittlung von unentgeltlichen Rechtsauskünften, sowie der geplante gemeinschaftliche Einkauf von Schuhwaren. Bei dem Kapitel „Schleuderkonkurrenz“ kommt Herr Schulz – Schwerin auf die Schäden im Schuhhandel zu sprechen und führt aus: Schwindel ist der richtige Ausdruck für Schleuderkonkurrenz, welche nicht nur den reellen Schuhhandel, sondern den gesamten Kleinhandel und Kaufmannsstand ruiniert und auch die Ehre unseres deutschen Vaterlandes in den Strudel hinabreißt. Er stellt den einstimmig angenommenen Antrag, das Publikum über die Schleuderware aufzuklären und darauf hinzuweisen, dass bei den fortwährend steigenden Lederpreisen diese billige Ware nur aus ganz minderwertigem Material hergestellt ist. Des Weiteren soll Stellung gegen die irreführenden Bezeichnungen der Ledersorten genommen werden und zwar dergestalt, das bei allen Nachahmungen das ungekürzte Beiwort „Imitation“ anzuwenden ist, z. B. dürfen unter der Bezeichnung Theverau und Thevrette nur solche Schuhwaren in den Handel gebracht werden, welche aus Ziegenfellen hergestellt sind, diese Erklärung ist auch auf Borkals und allen anderen Ledersorten anzuwenden. Aus allem diesen geht deutlich hervor, dass der Verband eifrigste bemüht ist, das geehrte Publikum vor Überverteilung zu schützen. Im Anschluss hieran teilen wir noch mit, dass die bestehende Ortsgruppe für Oschatz und Umgegend nächsten Sonntag, in Mügeln im Hotel zum Thüringer Hof eine außerordentliche Hauptversammlung abhalten wird, wozu jeder reelle Schuhhändler sowie auch jeder Schuhmachermeister zutritt hat. Mügelner Anzeiger, 1904-03-10 |
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