Wieder war das Pfingstfest ins Land gekommen und mit ihm unser Schützenfest. Es hat doch stets seinen gewissen Zauber. Mag es jedes Jahr dasselbe sein, immer wieder ist es schön, immer wieder ist es neu. Und wenn dazu noch ein so prächtiges Wetter Herrschte, wie es am gestrigen Tage der Fall war, dann ist das Mügelner Schützenfest doppelt schön. So nahm es nicht Wunder, dass das diesjährige Schützenfest, zu dem unsere Stadt wieder reichen Flaggenschmuck angelegt hatte, einen ganz prächtigen Verlauf nahm.
Mit dem Aufziehen der Wache vor dem Rathaus nahm der Festtag gegen 1/211 Uhr seinen Anfang, nachdem der Tag mit dem traditionellen Wecken eingeleitet worden war. Beim Schützenkönig Franz Ortmann aber hatte sich inzwischen das hohe Ministerium mit den Gästen versammelt. Um 1/21 Uhr stellten sich die Schützen am Ratskeller, um den König und sein Gefolge abzuholen. Unter den flotten Marschklängen der Kapelle Grüneberg ging es zum „Königshaus“ und mit dem König und seinem Gefolge zum Marktplatz, wo namens der Stadt der stellvertretende Bürgermeister Bg. Bieweg die Schützen begrüßte und dabei das gute Verhältnis zwischen Stadt und Land, das gerade das Schützenfest pflegt, hervorhob. Bei dieser Gelegenheit wurden die Kameraden Eduard Merzdorf für 50jährige Mitgliedschaft und Richard Gerstenberger für 25jährige Mitgliedschaft durch den Schützenvorstand Reif ausgezeichnet, während dem Kameraden Erdmann als besten Schützen des Jahres 1936-37 die Gedenkmünze überreicht werden konnte. Kamerad Erdmann hatte die hervorragende Schutzleistung von dreimal 19 Ringen vollbracht.
Nun setzte sich der Festzug in Bewegung, froh begrüßt von all den vielen Volksgenossen, die die Straßen umsäumten. So ging es hinaus zur Schützenwiese, wo sich alsbald der rechte Schützenfesttrubel entwickelte, zumal in diesem Jahr es eigentlich an nichts fehlte. Alles war vorhanden, was einen recht guten Verlauf des Schützenvolksfestes voraussetzte. Das prächtige Wetter, all die vielen Belustigungsgelegenheiten wie Luftschaukel, Karussells, Schießbuden, Speise- und Schankzelte usw. – diesmal weit mehr als in den vergangenen Jahren – sorgten für reiche Abwechslung und Belustigung für all die vielen Besucher unseres Schützenfestes, das an seinem Haupttage all das gehalten hat, was es zu werden versprach: das wirkliche Volksfest, an dem alles Anteil hat.

Mügelner Tagesblatt 18.05.1937