Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

Etwas über das Schloss Ruhetal

Ganz gleich, aus welcher Richtung man sich dem Städtchen Mügeln nähert, immer wird man in der Silhouette einen hohen dicken Turm sehen. Aufgrund seiner Gestalt heißt er auch im Volksmund „Der dicke Turm“. Der Turm gilt als ein Wahrzeichen von Mügeln und ist allen Bewohnern der Umgebung bekannt. Doch sagt man den Leuten, dass dieser Turm zu einem Schloss gehört, blickt man oft in erstaunte Gesichter. Zugegeben, so ein Schloss wie Augustusburg oder Wernigerode, sieht man in Mügeln nicht. Das Mügelner Schloss ist ein wuchtiger, rechteckiger Zweckbau, ohne jedes äußerliche Schmuckelement, bekrönt von seinem ca. 40 m hohen Turm.

Die Gründung der ersten Mügelner Burg fällt in unsichere Zeiten, für die damalige Mark Meißen. Kaiser Otto III. setzte seinen ersten kaiserlichen Statthalter Ekkehard (der getreue Ekkehard) zum Festungskommandanten in Meißen ein. Aufgrund seiner treuen Dienste wurde Ekkehard zum ersten Markgrafen ernannt. In den Verwicklungen nach der Ermordung Ekkehards, in den Polenkriegen, berichtet Dittmar von Merseburg in seiner Chronik von kriegerischen Handlungen vor „Urbs Mogelin“. Das ist die erste urkundliche Erwähnung eines befestigten Platzes, einer „Burg“ in Mügeln.

Im Jahre 1160 soll Bischof Gerung das „Slos Moglin“ erbaut haben, wahrscheinlich der erste feste Bau. Neben seiner natürlichen Bestimmung als Verwaltungssitz, wurde es das „Castrum episcopale Mogelin“, welches den Bischöfen von nun an zu ihrem „eigenen Vergnügen und jeweiliger Residenz“ diente.

Fiedler berichtet in seiner Chronik, dass Bischof Albert II. im Jahre 1261, von Grund auf, ein ordentliches „Castrum, Burg und Schloss“ errichten ließ. Nach vielen Besitzwechseln kam das Schloss 1596 wieder in kurfürstlichen Besitz. Nun wurden Amtsschösser eingesetzt. Das Gut wurde verpachtet.

Nach erneuten Verkäufen kam das Besitztum 1734 an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August. Von diesem Tage an änderten sich die Rechte. Die kirchlichen Patronatsrechte wurden dem Stiftskonsistorium Wurzen übertragen, die für rechtliche Angelegenheiten verblieben der kurfürstlichen Kammer. Die Stadt bleib weiterhin wirtschaftlicher und administrativer Mittelpunkt der gesamten Umgebung. Ein Amtsschösser und ein Landrichter regierten das Gebiet, während 11 Ratspersonen und 4 Viertelsmeister die städtischen Belange vertraten. Die Landwirtschaft wurde in Pacht gegeben.

Die Nutznießung des Schlossgutes Mügeln mit Schlatitz und Berntitz stand dem Landesherren zu. Durch die Verfassung von 1831 wurde sie dem Staate zugeschrieben. Da die Staatsvermögen dieser Art vom Finanzministerium und den ständischen Kammern verwaltet wurden, so spricht man seit 1831 vom Kammergut Mügeln. Von 1898 an war Ökonomierat Ferdinand Arndt Uhlemann Pächter auf dem Kammergut Mügeln. Er war der siebente und bis 1945 letzte Pächter.

Am 22.7.1990 verabschiedete die Volkskammer der DDR ein Gesetz über die Rückführung der Volksgüter in den Länderbesitz. Da die Mügelner Stadtverordneten im Besitz einer Studie über die Umwandlung des Schlosses in ein Kulturzentrum sind, wäre es zu überlegen, ob die Stadt Mügeln sich als Verwalter dieses alten Kulturgutes anmeldet.
Günter Thiele


Der letzt Bischof von Meißen

In Nr. 3 haben wir etwas aus der Geschichte des Schlosses Ruhetal erfahren. Manchem war dies zu wenig. Da vielen Mügelnern nicht bekannt ist, dass in Mügeln der letzte Meißner Bischof begraben ist, wollen wir uns doch einmal etwas mit der Geschichte dieses Mannes befassen.

Johannes V. von Weißenbach hatte 1480 an der „Morgenseite“ des Schlosses einen Anbau angebracht. Johann von Salhausen errichtete im Jahre 1490 in Berntitz eine Schäferei, welche dieses Jahr 500 Jahre bestand, um nun wahrscheinlich der „Marktwirtschaft“ zu weichen. Aber sonst hatte sich im 15. Jahrhundert im Mügelner Schloss nichts Bewegendes ereignet, wie uns ein Chronist überliefert. Um den alten Recken im Döllnitztal war es still geworden. Die Bischöfe bevorzugten Stolpen und Wurzen. Die chronische Schuldenlast, an der das Stift Meißen krankte, wird das übrige dazu getan haben, dass am Schloss Mügeln keine Verbesserungen vorgenommen wurden. Dazu kam, dass der Sitz auf dem Bischofsstuhl anfing unsicher zu werden. Denn bereits am Pfingstmontag 1542 hatte Wolf Walber auch in Mügeln die erste evangelische Predigt gehalten. So werden die Bischöfe mit dem Geld gespart haben, um für sich selbst etwas zurückzulegen. Das Schloss was „ganz verfallen“, wie uns ein Chronis übermittelt.

Nun kam der letzte der Meißner Bischöfe, bis zu Reformation! Es soll der 43. gewesen sein; sein Name war Johann IX. von Haugwitz. Nach der Umschrift des Grabdenkmals in der Mügelner Kirche muss Johann von Haugwitz am 23. August 1524 geboren sein. Machatschek, der Biograpf der Meißner Bischöfe, gibt den 29. August an. Auch sein Geburtsort ist umstritten. Aber er stammt höchstwahrscheinlich von einem Gut bei oder in Thallwitz bei Wurzen.

Die Jugend und Studienzeit des Johann von Haugwitz fiel in die stürmische Zeit der Reformation. Er war 22 Jahre alt, als Luther starb. Im Jahre 1550 gehörte er dem Meißner Domkapitel an und nahm an der Wahlhandlung des Bischofs Nicolaus von Carlowitz teil. Dieser war über seine einstimmige Wahl sehr erschrocken, da er sich außerstande fühlte, das bischöfliche Amt in so gefährlichen Zeiten erfolgreich zu verwalten. Erst am nächsten Tage nahm er noch weiterem Sträuben und auf dringenden Bitten der sieben Mitglieder des Kapitels an. Johann von Haugwitz hatte als jüngster Domherr das Wahlresultat dem Klerus zu verkünden. – Fünf Jahr danach wurde er selbst zum Bischof gewählt. Nur zwei Mitglieder des Domkapitels nahmen die Wahl vor. Wir lesen aber nichts, dass er sich wegen der „schweren Zeitumstände“, die sich besonders um das Bistum verschlechtert hatten, bei der Annahme des Bischofsamtes Gedanken gemacht hätte.

Wie war denn die Lage?

Die reformationsfreundlichen Kräfte hatten an Boden gewonnen. Innerhalb der letzten drei Jahre hatte Kurfürst Moritz den Kaiser Karl V. aus Deutschland vertrieben. Kurz darauf war der Passauer Vertrag abgeschlossen worden, welcher die Gleichberechtigung der beiden Konfessionen brachte. Und im Februar 1555 hatte der Reichstag in Augsburg begonnen.

Der Religionsfriede war in Sicht.

In den Besitzungen des Bistums, in Wurzen, Mügeln, Bischofswerda und Stolpen hatte schon seit geraumer Zeit die Reformation Einzug gehalten. Wurzen hatte schon 1539 lutherischen Gottesdienst, im Jahre 1542 hielt Wolf Walber in Mügeln den ersten evangelischen Gottesdienst. Der letzte katholische Pfarrer war im Jahre 1550 gestorben. Der Bürgermeister von Bischofswerda, welcher noch dem katholischen Glauben anhing, klagte über die Handwerker der Stadt, dass sie nicht mehr die alten kirchlichen Bräuche beachteten. In einem Brief an den Bischof redete er „von frommen Christen, derer noch gar ein kleines Häuflein sei“. Alle bischöflichen Rechtsbefugnisse waren unter den beiden Vorgängern des Johann von Haugwitz verloren gegangen.

Fühlte sich der junge, 31jährige Johann von Haugwitz so stark, die Kämpfe um den Besitzstand des Bistums erfolgreich durchzuführen?

Sehen wir uns nun einmal an, was der junge Bischof tat, um sich ein schönes Vermögen und ein Leben in Ruhe und Wohlstand zu verschaffen. Zunächst ließ er das Schloss in Mügeln von Grund auf erneuern, denn er hatte es sich als späteren Ruhesitz erkoren und taufte es auf den Namen Rugenthal (Rugethal), Ruhetal. Wie das Schloss unter Johann von Haugwitz ausgesehen hat, geht aus den Aufzeichnungen im Amts-Erbbuch von 1581 hervor.

Hatte sich ein Vorgänger dem Einflusse der kurfürstlichen Regierung vorsichtig entzogen, so tat Johann von Haugwitz das Gegenteil. Er verpflichtete sich schon vor seiner Wahl dem Kurfürsten August, welcher ein geriebener Diplomat war. Diese Eigenschaft hatte dieser in verschiedenen gefährlichen Situationen so glänzend bewiesen, dass ihm der Ehrenname eine „conciliator et moderator imperii, eines Versöhners und Mittlers des Reichs“ zuteil geworden war. Mit diesem schlauen Kurfürsten verhandelte Johann von Haugwitz 8 Tage nach dem Ableben des Bischofs Nicolaus II. im geheimen, um seine Wahl zum Bischof zu sichern. Er verpflichtete sich in diesem Vertrage, „schriftliche Güter und Gebiete, namentlich das Amt Stolpen, dann Liebethal, Göda und Ostro vorkommenden Falles gegen angemessene Entschädigung an Grund und Boden dem Kurfürsten abzutreten“. Dieses Versprechen hielt ihn aber nicht davon ab, fünf Wochen darauf bei seiner Einführung in das Bischofsamt im Wurzener Dom zu schwören: „…die Güter, Freiheiten, Immunitäten und Privilegien des Bistums zu schützen und zu verteidigen…“ Nun lässt sich denken, dass es der neues Bischof Johann IX. von Haugwitz mit dem Gebietsaustausch nicht so eilig hatte. Der Kurfürst war aber nicht der Mann, welcher sich an der Nase herumführen ließ. Er mahnte - , sogar brieflich. Als sich Johann von Haugwitz nicht mehr zu helfen wusste, schickte er eine lange Beschwerde an König Ferdinand in Prag. Er legte darin dar, wie der „Kurfürst August als Schutzherr seine Jugend missbraucht und ihn durch einen lästigen Vertrag gebunden habe“. Da er denselben nicht erfüllen könne und er den Zorn des Kurfürsten fürchte, wäre er zur Flucht entschlossen und bitte um Aufnahme am Hofe des Königs. Gleichzeitig zählte er in diesem Schreiben auf, was er schon erduldet habe. „Man habe seinem Stifte und ihm in der weltlichen Regierung, in den Gütern und Renten vielfach Abbruch und Schaden zugefügt, ihm die Jagd entzogen und dadurch seinen Haushalt geschmälert, Erbzinsen und Laßgelgelder“ wären ihm genommen worden u. a. m. Doch waren seine wiederholten Vorstellungen erfolglos. König Ferdinand war dem Kurfürsten wegen dessen tatkräftigen Handelns beim Augsburger Religionsfrieden und bei der eben stattgefundenen Kaiserwahl zum Dank verpflichtet. Der Kurfürst aber drohte,: „der Bischof solle sich Zeit und Weile nicht lang sein lassen, er wisse schon Mittel, wie er sich helfen könnte“.

Wie wir aber bereits wissen, ließ Johann IX. von Haugwitz in dieser Zeit das Mügelner Schloss von „Grund auf erneuern“, weil er es wahrscheinlich schon insgeheim als seinen weiteren Wohnort erwählt hatte. Das lässt uns vermuten, dass er nur ein Scheingefecht führte, um in „Ruhe und Ehre“ seine weiteren Tage zu verbringen.

Nach einiger zeit zog sich der Kurfürst auf sein einsames Jagdschloss Lochau zurück. Und nun geschah plötzlich etwas, was damals im Reiche das größte Aufsehen erregte.

Der kurfürstliche Stallmeister Hans von Carlowitz auf Zuschendorf sagte dem Bischof Johann IX. von Haugwitz am 13.07.1558 wegen eines Testamentsstreites eine Fehde an.

Weis es in der Fehde nur Zerstörungen und weggetriebenes Vieh gegeben hat, wobei dem Carlowitz vor Wurzen eine große Schweineherde in die Hände gefallen sein soll, nannte man dies Fehde später scherzhaft den „Saukrieg“.

Trotz des 1495 durch Kaiser Maximilian in Worms verordneten „ewigen Landfriedens“ und einer, vom Kurfürsten August 1555 erlassenen Landesordnung „wider Placker und Befehder“ konnte Hans von Carlowitz dem Meißner Bischof Johann IX. von Haugwitz die letzte deutsche Fehde antragen. – Mit schmunzelnder Ruhe wird der Kurfürst dem Treiben seines Stallmeisters zugesehen habe.

Was war die „Ursache“ dieser Fehde?

Der verstorbene Bischof Nicolaus von Carlowitz war ein Verwandter des Hans von Carlowitz. Hans von Carlowitz beschuldigte nun in seinem Fehdebrief den Bischof Johann IX. von Haugwitz, „Dass der Bischof ihm und seinen Verwandten das gute Recht vorenthalte und sie mit ehrenrührigen Worten angegriffen hätte, weshalb er sich sein Recht durch Selbsthilfe verschaffen wolle“. Er glaube, dass der verstorbene Bischof, sein Verwandter, ihm ein größeres Vermögen hinterlassen habe. Den Bischof von Haugwitz beschuldigte er, das richtige Testament unterschlagen zu haben und ihm und seinen Verwandten nach einem gefälschten Testament nur ein geringes Erbe ausgezahlt zu haben.

Am Tage nach Erhalt des Fehdebriefes erschien Hans von Carlowitz vor Wurzen. Der Bischof entfloh nach Prag. Hans von Carlowitz soll nun nach Stolpen und Bischofswerda gezogen sein und dort die bischöflichen Fluren und Schäfereien verwüstet haben. Vor dort zogen sie wieder über Mügeln nach Wurzen. Dabei sollen sie in Mügeln das Stadtvieh von der Ochsenwiese gejagt haben und da nur das Hausgesinde da gewesen sei, wären sie in das Schloss eingefallen. In Wurzen sollen ihnen 700 Schweine auf der Stadtweide in die Hände gefallen sein. König Ferdinands Befehl von Prag aus, half nichts., Hans von Carlowitz und seine Gesellen verwüsteten weiterhin bischöfliches Land. Erst im Dezember, nachdem dem Bischof seine Ohnmacht so recht vorgeführt worden war, befahr der Kurfürst seinem Stallmeister, mit dem Bischof einen Vergleich abzuschließen.

Nun griff der Kurfürst auch selbst ein. Er ließ durch denn Bruder des Fehders, Georg von Carlowitz, Stadt und Schloss Stolpen besetzen. Zwischen Carlowitz und dem Bischof kam es zu einem Vergleich. Der Fehder blieb straflos.

Vom Schaden, welcher sich auf 30 000 Gulden belaufen haben soll, wurde nicht gesprochen. Die geschädigten Untertanen wurden an ihren Herrn verwiesen. Der Bischof Johann IX. von Haugwitz musste „in vie Terminen 4000 Gulden samt Zinsen“ an seinen Gegner zahlen. Dafür wollte Carlowitz für sich und seine Helfershelfer der Fehde entsagen und auf fernere Forderungen verzichten.

Man kann sich leicht vorstellen, dass das Ansehen das Kirchenfürsten durch diese Fehde und diesen „Frieden“ nicht gewonnen hatte. Johann IX. von Haugwitz kehrte nach Wurzen zurück. Der Kurfürst bekam das Amt Stolpen, Dorf Göda und Schloss Liebethal vor Mühlberg an der Elbe. In der Folgezeit erkannte der Bischof Johann IX. von Haugwitz , dass er die Säkularisierung (Verweltlichung) des Bistums nicht aufhalten konnte. Die Lausitz gehörte zu dieser Zeit zu Böhmen. Der letzte Dienst des Bischofs an der katholischen Kirche war, dass er den Dekan Johann Leisentritt zum Verwalter des Lausitzer Anteils machte. Dadurch wurde das Bautzner Domstift vom Meißner Bistum getrennt. Im Jahre 1561 berief der Bischof Valtentin Braun zum Superintendenten nach Wurzen und beantragte bei Kurfürsten, dass die Pfarrer des Mügelner Amtes, welches ihm noch geblieben war, in geistlichen Sachen an diesen gewiesen würden. 1579 unterschrieb er auf Anregung des Kurfürsten die Konkordienformel, nachdem dies schon zwei Jahre vorher die Pfarrer und Schuldiener des Meißner und Wurzener Stiftes getan hatten. 1581 verzichtete Bischof Johann IX. von Haugwitz auf das Meißner Bistum und trat aus der katholischen Kirche aus. Das Meißner Domkapitel übertrug die Verwaltung des Stifts dem Kurfürsten auf „unbestimmte Zeit“. Bischof Johann IX. von Haugwitz trat im gleichen Jahr zum Protestantismus über und wurde Domprobst zu Naumburg. Zum ferneren „Unterhalt“ bekam er das Amt Mügeln und das bereits 1539 säkularisierte Klosteramt Sornzig zugesprochen. Mügeln, das Schloss Ruhetal, wählte er zu seinem Wohnsitz. Zu seinem Gebiet gehörten außer Mügeln und Sornzig, die Dörfer Altmügeln, Berntitz, Schlatitz, Baderitz, Gaudlitz, Kemmlitz, Grauschwitz, Kiebitz, Nebitzschen, Paschkowitz, Poppitz, Schlagwitz, Schleben, Seelitz, Strocken und Zävertitz. Dazu kamen noch Anteile an anderen Dörfern.

Ein Jahr später, im Jahre 1582 vermählte er sich mit seiner Nichte und Patenkind Agnes von Haugwitz. Da war er schon 58 Jahre alt, seine Ehefrau soll ca. 40 Jahre jünger gewesen sein. Damit hatte er alle Todsünden, welche ein Katholik begehen konnte, vollbracht.

Der „Hofstaat“ in Mügeln bestand auf folgenden Personen: Phillip Runtzler; M. Johann Reusch senior, Sekretär; M. Johann Bennewitz; Verwalter von Sornzig; Valentin Haußmann, Schösser; Melchior von Salhausen und Christoph von Haugwitz, Hauptmann zu Belgern, als Hofjunker.

Im Jahre 1571 bestätigte Johann IX. von Haugwitz die aus der Bruderschaft Corporis Christi hervorgegangene Kantorei. Die Mügelner Kantorei wird danach im nächsten Jahre stolze 420 Jahre alt und ist damit eine der ältesten Kantoreien Sachsens. In der Kirchenordnung vom Jahre 1589 bestimmte er, dass der Gottesdienst abwechselnd in beiden Kirchen in Altmügeln und Mügeln abgehalten werden sollte. Auch sonst soll er sich um Stadt, Kirche und Schule „sehr besorgt“ haben. So wurde ihm nachgesagt, „er sei ein löblicher Regent der Stadt Mügeln gewesen“. Am 26. Mai 1595 ist er gestorben. Die Grabrede hielt der Altmügelner Pfarrer Großkopf. Sein Gedenkstein, welcher auf der Denkmalliste steht, befindet sich an der inneren Nordwand der Mügelner Kirche. Auf dem Gedenkstein ist er mit Pelzschaube und großer Halskrause, in der rechten Hand ein großes Buch und in der linken einen breitkrempigen Hut haltend, dargestellt. Nach dem Gedenkstein ist er 70 Jahre, 8 Monde und 13 Tage alt geworden.

Haupterbin war seine Witwe, welche später den Amthauptmann von Stolpen, Hans Georg von Wehse auf Burkersdorf heiratete und 1631 in Dresden starb. Die großen testamentarischen Schenkungen für die Stadt Mügeln kamen nicht zur Ausführung. Das Schloss ging in kurfürstlichen Besitz über.

1581 war das Wurzener Schloss bereist in den Besitz der sächsischen Fürsten übergegangen und nun, 1596, kam das Mügelner Schloss in den Besitz Christians des II.
Nachdem wir diese Geschichte des letzten Bischofs von Meißen gelesen haben, kommen uns Parallelen zur heutigen Zeit. Für die einfachen Menschen war die Reformation eine gewaltige Umwälzung. Für Herrschende, ob weltlich oder geistlich, war dies eine rein ökonomische Frage. Sie hängten ihr Mäntelchen nach dem Wind. Vor 400 Jahren so auch heute!

Das ist meine Meinung.
Günter Thiele