Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

Deutsche Baumaschinengesellschaft Rammer & Co. Mügeln Bezirk Leipzig

Der vormalige Besitzer einer größeren Schlosserwerkstatt in der nächsten Nähe des Marktes, Herr Richard Kleeberg, ließ im Jahre 1913 „Am Anger“ eine Maschinenfabrik bauen, in der er besonders Reparaturen von landwirtschaftlichen Maschinen ausführte. Durch den frühzei-tigen Tod seiner Söhne verkaufte er im Jahre 1919 sein Unternehmen und die Fabrik ging in den Besitz der obengenannten Gesellschaft über.
Der Firmenname sagt bereits, dass nun in der einzigen Maschinenfabrik Mügelns Bauma-schinen hergestellt werden. Als Spezialist baut die Firma in Serien Beton- und Mörtelmisch-maschinen.
Um 1900 war das Mischen des Mörtels mit der Hand bei Hausbauten im Allgemeinen üblig. Es bestanden zwar damals schon einige Versuche, das Mischen durch die Maschine zu erset-zen, doch waren gegenüber der Handmischung nicht allzu große Vorteile zu erreichen. Durch das Einführen von Beton bei Hoch- und Tiefbauten wurde das Bedürfnis nach einer guten Mischmaschine immer lebhafter, sodass sich bald mehrere Fachleute mit der Konstruktion von Mischern befassten.
Im Jahre 1911 bekam Herr Ingenieur Curt Rammer sein erstes deutsches Reichspatent auf ei-ne äußerst sinnreiche Mischmaschine, die er durch unermüdlichen Fleiß nach wenigen Jahren zu einer außerordentlich gut und wirtschaftlich arbeitenden Maschine ausbaute.
Zunächst wurden große Mischer gebraucht; denn nur bei einem größeren Bau rentierte sich damals die Anschaffung einer Maschine. Es lag auf der Hand, dass die Maschinen zuerst in Deutschland Anklang fanden, und so arbeiten die ersten Mischer nach Patent Rammer aus-schließlich in unserem Reich. Später wurde auch das Ausland auf die „Saxonia“-Mischer, wie sie der Erfinder nannte, aufmerksam, und Spanien, Portugal, Belgien, die Schweiz, das vormalige Österreich-Ungarn, Russland, Dänemark, ja sogar Argentinien sind Absatzgebiete der Deutschen Baumaschinen-Gesellschaft geworden. Heute gehören die „Saxonia“-Mischer zu den führenden Maschinen auf dem Gebiet des Bauwesens.
Um nun auch den berechtigten Wünschen kleinerer Baugeschäfte Rechnung zu tragen, be-gann 1919 in Mügeln der Bau der ersten „Saxonia“-Kleinmischer. Das Prinzip war durch die großen Maschinen gegeben. Der neue Kleinmischer bekam rasch den besten Ruf in den füh-renden Baumeisterkreisen, da er in Leistungsfähigkeit und kräftiger Konstruktion allen ge-stellten Anforderungen entsprach. Auch in Mügeln sind bei einigen Baumeistern „Saxonia“-Kleinmischer im Betrieb.
Im vergangenen Jahre erfuhr die Deutsche Baumaschinen-Gesellschaft insofern eine wichti-ge Änderung, als im Juni der zweite Gesellschafter austrat und somit Herr Ingenieur Curt Rammer Alleininhaber der Firma ist.
Die „Saxonia“-Mischer waren die ersten Mischmaschinen, die auf der Leipziger Messe aus-gestellt wurden. – Auf der Baufachausstellung in Nürnberg 1924 erhielt die Firma in Aner-kennung hervorragender Leistungen die Goldene Medaille.
Neben der Spezialfabrikation führt die Firma Reparaturen an Maschinen aller Art aus und hat außerdem eine Straßenwalze im Betrieb. – Die gesamte Belegschaft ist seit der Übernahme im Jahre 1919 von 19 auf 52 Personen gestiegen. Bei einer wirtschaftlichen Besserung im Reich ist eine Steigerung der Arbeiterzahl bestimmt zu erwarten. Welche Bedeutung dies für die Stadt Mügeln hat, bedarf an dieser Stelle wohl keiner besonderen Erwähnung.
. (aus dem Heimatbuch von 1925)