Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

Das Pfarrhaus in Mügeln

In einer alten Schrift aus dem Jahre 1900 lesen wir über das Pfarrhaus folgenden Bericht:

Das jetzige Pfarrhaus, bis zur Trennung Mügelns von Altmügeln Wohnung des Diakonus, ist in den Jahren 1739 bis 1745 erbaut worden. Infolge mancherlei Misshelligkeiten und dadurch hervorgerufener Verzögerungen währte der Bau mehrere Jahre. Die „klagende Vorstellung“ des damaligen Diakonus Händtsch, welche er im Februar 1739 dem Rate und der Bürgerschaft Mügelns unterbreitet, beweißt, dass zu jenen Zeiten solch ein Bau keineswegs zu den Annehmlichkeiten des Lebens gehörte. Nachdem er auf den bekannten „desperaten Zustand des in den letzten Zügen liegenden Diakonathauses“ hingewiesen, fährt er fort: „allein es will niemand das Elend recht zu Herzen nehmen, noch einen erfahrenen Arzt und dienliche Mittel, den Schaden zu heben, verschaffen. Zwar hat sich schon einige Jahre her bei der löblichen Bürgerschaft ein Wille zu helfen spüren lassen; aber daran soll es genug sein, in Hoffnung, der Schöpfer aller Dinge werden durch seine Wunderhand diesen gänzlich verdorbenen Patienten (d. i. das Diakonat) von Grund aus heilen, und daher wartet man von Jahr zu Jahr auf die erwünschte Zeit.“

Auf vieles Drängen wurde dann der notwendige Bau ausgeführt, jedoch in wenig befriedigender Weise. Die vom Rate zur Begutachtung des Baues ernannte Sachverständigenkommission erhebt in ihrem schriftlich erstatteten Bericht neun Einwendungen, zum Teil sehr schwerwiegender Natur. Unter anderem tadelt sie, nachdem das Gebäude noch nicht ein Jahr gestanden hatte: „Befindet sich solches Gebäude nicht so, wie es sein soll, weil in solchem das Holz nicht von guter Dauer, sondern weil es darinnen jetzo schon verfaulet und angelaufen und verstocket.“

Viel ist im Wandel der Zeiten an dem Patienten herumgedoktert worden, damit ihm das Lebenslicht nicht ganz ausgehe.

Immerhin hat dieser so verpfuschte Bau noch 165 Jahre überdauert, bis er 1910 endgültig abgebrochen wurde und einem neuen Pfarrhaus Platz machte.