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Mügelner
Schule
Gleich anderen Städten hat nunmehr auch unsere Stadt Mügeln eine Zentralheizungs- und Lüftungsanlage in der Bürgerschule aufzuweisen. Die Arbeiten hierüber wurden schon zu Beginn der Ferien beendet, so dass während derselben nur noch die Besserungs- und Reinigungsarbeiten in den Lokalitäten ausgeführt wurden, so dass der Unterricht nächsten Mon-tag in den neu vorgerichteten Klassenzimmern wieder aufgenommen werden kann. Was die Anlage selbst anbelangt, so macht dieselbe dem Erbauer, Herrn Ingenieur Otto Wohlfarth in Chemnitz, welcher bereits derartige Einrichtungen in Schulen unserer Nachbarstädte mit gutem Erfolge ausgeführt hat, alle Ehre, denn die vorgenommen Heizversuche waren nicht nur zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen, sondern ergaben auch ein tadelloses und sicheres Funktionieren des gesamten Werkes. Die Heizungsanlage in unserer Schule ist eine Niederdruckdampfheizung und ist zur Feuerung für Braunkohlebriketts eingerichtet. Als Heizkörper sind in den Klassenzimmern Rohrschlangen an den Außenwänden verlegt, wodurch die Wärme möglichst verteilt wird. Die Korridore, Direktor und Lehrerzimmer, sowie die Turnhalle werden durch glatte Radiatoren erwärmt. Schauthermometer lassen vom Korridor aus die Temperatur in den Klassen erkennen, woselbst auch die zur Regulierung der Heizfläche nötigen Ventile angebracht sind, und dadurch ein Betreten der Klassen zwecks Regulierung und Abstellung der Ventile vermieden wird. Mit der Heizungsanlage wurde gleichzeitig eine Ventilationsanlage verbunden, welche jedem Klassenzimmer einen zweimaligen Luftwechsel in der Stunde zuführt. Die Luft wird von außen durch die Fenster entnommen und durch aufgestellte Filter von anhaltendem Staub gereinigt. In zwei getrennten Kammern wird die so gereinigte Luft durch aufgestellte Heizflächen auf 20 Grad erwärmt und durch Wasserverdampfung auf den richtigen Feuchtigkeitsgrad gebracht. Durch Steigkanäle erhält jedes Klassenzimmer mittelst separaten Kanals bestimmte Luftmenge, welche, da erwärmt, ohne Zugerscheinung eintritt. Die verdorbene Luft wird durch einen Abluftkanal abgeführt. Im Dachgeschoß werden mehrere derselben durch Bolzkanäle, welche von der Firma Herrmann Gräfe in Dresden ausgeführt wurden, gesammelt und über Dach geführt. Bei dieser Heizung fällt die bei der Ofenheizung auf die Kinder lästig wirkende Strahlung der heißen oft glühenden Öfen ganz weg und weiter wird an Platz gespart. Die Schulzimmer und Korridore bleiben reinlicher, da jeder Transport von Kohle und Asche wie früher fortfällt. Der Verbrauch an Brennmaterial ist bei gleicher Belastung um ca. 20 bis 25 % billiger als bei den gewöhnlichen Öfen, da bei dieser Anlage die Gase nur mit ca. 2000 Grad in den Schornstein treten, während bei den Öfen, deren Temperatur niemals unter 250 Grad sinkt, sehr oft aber eine Höhe von 350 – 400 Grad erreicht. Die früher in Aussicht genommene Errichtung eines Brausebades ist vorläufig noch unterblieben, doch sind die Anschlüsse hierzu mit hergestellt worden, so dass der spätere Einbau des Bades leicht erfolgen kann. Mügelner Anzeiger, 15. August 1908 |
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