Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Die neue Motorspritze

Sie gibt bis zu 1500 Liter Wasser in der Minute.
Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Mügeln hat nicht nur den Feuerschutz der Stadt, sondern sie muss auch bei größeren Bränden auf dem Lande tatkräftige Hilfe leisten. Sie verfügt zu diesem Zweck bisher über zwei Motorspritzen von 1000 bzw. 500 Liter Wasserabgabe in der Mitnute. Arbeiten die Spritzen hierin auch noch einwandfrei, so zeigte sich doch seit einiger Zeit, dass die schon älteren Wagen hinsichtlich der Anfahrt zum Brandort nicht mehr den heute zu stellenden Anforderungen genügen. Um nun den Feuerschutz auf dem Lande auch da nach Möglichkeit hinreichend zu gestalten, hat der Feuerlöschzweckverband Mügeln eine große Automobilspritze allerneusten Modells beschafft, die am Sonnabend von der Freiwilligen Feuerwehr Mügeln übernommen wurde.
Die Abnahme fand statt auf dem Horst – Wessel – Platz am neuen Feuerwehrgerätehaus. Dazu waren u. a. erschienen: Kreisvertreter Branddirektor Mühlau – Wurzen, Regierungsrat Dr. Haase, Oschatz, als Vertreter des Amtshauptmannes Claus – Mahris, Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Albrecht – Mügeln, Vertreter sonstiger Behörden und Organisationen sowie die 39 Landbürgermeister des Bezirks. Die Freiwillige Feuerwehr war unter ihren Führern Branddirektor Kießig und Hauptmann Ehlert in voller Zahl angetreten.
Die Automobilspritze ist ein neuestes Modell auf 3 – Tonnen – Fahrgestell mit 6 Chl. 70 PS Motor. Die Spritze bietet zugleich Platz für 11 Feuerwehrleute, hat große Kräfte für die mitzuführenden Geräte, zwei große Schlauchhaspeln und einen anzuhängenden Schlauchwagen. Auch ein Schaumlöschapparat für Fälle, bei denen Wasser nicht angewendet werden kann, ist vorhanden.
Die Kosten der neuen Spritze betragen 12 000 RM. Hierzu hat die Brandversicherungskammer 3000 RM. gegeben, auch Industrie und Landwirtschaft des Bezirkes haben sich dankenswerter Weise mit erheblichen Summen an der Deckung beteiligt. Auch sonst sind freiwillige Spenden dafür eingegangen.
Die Abnahmevorführung erfolgte unter Leitung des Kreisvertreters Branddirektor Mühlau. Saugfähigkeit, Druckleistung usw. wurden eingehend geprüft. Es wurden eine ganze Anzahl längerer Spritzproben mit einem und mehreren Strahlproben angehalten und bald war das an den Bach anstoßende Grasgelände unter Wasser gesetzt. Die der Probe interessiert zustehende Menschenmenge hatte auch noch ein schönes Naturschauspiel: In der mit Wasserstäubchen erfüllten Luft bildete sich bei dem herrschenden Sonnenschein ein „Regenbogen“ von außerordentlicher Farbenschönheit.
Auf einer Probefahrt von Mügeln über Goseln, Mahris, Schrebitz, Zävertitz, Sornzig, Neusornzig und zurück nach Mügeln wurden die Fahreigenschaften des Wagens in unserem hügeligen Gelände geprüft. Eine Übung in Naundorf mit der neuen Spritze beendete dann die Abnahmeprüfung.

Mügelner Tagesblatt 16.03.1935