Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Die Mügelner Bierjahresplan – Ausstellung in Oschatz

Seit Mittwoch, dem 2. März, befindet sich die Ausstellung „der zweite Bierjahresplan“ in Oschatz. Bei der Eröffnung wurden die Verdienste des Schöpfers der Ausstellung, unseres Bg. Dipl. – Berufsschullehrers Schreiber, besonders herausgestellt. Gegen 250 Volksgenossen und Schulkinder haben in Mügeln Gelegenheit gehabt, die eindrucksvolle Schau zu besuchen. Nun mehr strömen die Schulen und Volksgenossen von Oschatz und aus dem Kreise nach dieser Ausstellung. Am 8. März nahm Minister Lenk Gelegenheit, sich eingehend durch die Ausstellung führen zu lassen. Er sprach über die Schau seine Anerkennung aus. Nach dem Ausstellungsbesuch begann der Minister mit den Betriebsbesichtigungen in Strehla, Mügeln und Oschatz, um dann am Abend in einer Großkundgebung zur Oschatzer Bevölkerung zu sprechen.

Mügelner Tagesblatt 08.03.1938

Sachsens Minister für Wirtschaft und Arbeit in Mügeln

Betriebsbesichtigung – Staatsführung und schaffendes Volk sind eng verbunden

Am gestrigen Tage führte der sächsische Minister für Wirtschaft und Arbeit, Pg. Lenk, im Kreisgebiet Oschatz eine Besichtigung verschiedener Betriebe, die im Leistungswettkampf stehen durch.

Der Vormittag war die Besichtigung des Strehlaer Unternehmens der Scheidemantel-Motard-Werke U.-G. gewidmet. Im Büro dieses Strehlaer Werkes erstattete Betriebsführer Palme einen ausführlichen Bericht über das Werk und die Absatzmöglichkeiten. Es folgte dann die Betriebsbesichtigung, bei der der Minister mit Freude davon Kenntnis nahm, dass sich auch dieses Werk erfolgreich in die Aufgaben des Bierjahresplanes eingegliedert hat. Auch hier – wie bei den Mügelner und Kemmlitzer Besichtigungen – trat der Minister in Fühlung mit Gefolgschaftsmitgliedern. Ferner wurden das Rohstofflager, die Speise- und Aufenthaltsräume sowie das vorbildliche Werkscharheim besichtigt. Kurz vor 12 Uhr verließ der Minister mit seiner Begleitung das Werk, um nach einer kurzen Mittagspause die Reise der Besichtigung im Kreisgebiet Oschatz fortzusetzen.

Gegen 14 Uhr traf der Wirtschaftsminister Lenk in Mügeln ein. In seiner Begleitung befanden sich u. a. Kreisleiter Groine, der Kreisobmann der DUF, Pg. Kneppe sowie der Kreispropagandawalter der DUF, Pg. Bäßler und Kreiswirtschaftsberater der DUF, Pg. Röber. Ferner nahmen an der Betriebsbesichtigung in Mügeln der Ortsgruppenleiter, Pg. Albrecht und Ortsobmann der DUF, Pg. Kramer teil.

Die erste Besichtigung galt der Ofenfabrik, deren Betriebsführer Direktor Liesche nach einer kurzen Begrüßung dem Minister für seinen Besuch dankte. Im ersten Stock des Verwaltungsgebäudes erläuterte der Betriebsführer anhand von Mustern die Erzeugnisse des Werkes und gab dann einen kurzen Bericht über die wirtschaftliche Lage des Betriebes sowie über die Bestrebungen, durch Ausbau und Nationalisierung auf dem Weltmarkte konkurrenzfähig zu bleiben. Sodann erfolgte unter Führung des Direktors Liesche die Besichtigung des Betriebes. Hierbei begrüßte der Minister die einzelnen Gefolgschaftsmitglieder und fand für sie immer ein paar freundliche Worte. Gar oft erkundigte sich der Minister auch den Familienverhältnissen und bekundete dabei regestes Interesse am Wohlergehen jedes einzelnen Schaffenden. Bei dieser Besichtigung ließ sich Wirtschaftsminister Lenk eingehend den Produktionsgang erklären und folgte interessiert den Ausführungen des Betriebsführers. Der zweite Besuch führte den Minister in die „Lipsia“ Hier begrüßte Betriebsführer Direktor Teschner den Minister zunächst herzlichst und gab seiner besonderen Freude darüber Ausdruck, dass er, der Minister, auch einmal Gelegenheit nehme, kleinere Betriebe zu besichtigen. Im Konferenzzimmer nahm sodann Direktor Teschner Gelegenheit, den Minister und der Herstellungsweise der „Lipsia“ – Erzeugnisse vertraut zu machen, wie er auch dem hohen Gast eingehenden Bericht über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens erstattete. Auch bei diesen nun folgenden Betriebsführungen durch den Leiter des Unternehmens bekundete der Minister sein Interesse an all den einzelnen Arbeitsgängen. Dabei zeigte es sich wieder, dass die Staatsmänner des dritten Reiches sich eng verbunden mit ihrem Volke fühlen. Gar viele raue Arbeitshände drückte der Minister, und manches freundliche Wort wurde mit den Schaffenden gewechselt. Mit besonderer Freude nahm schließlich der Minister von den sozialen Einrichtungen des Betriebes Kenntnis und konnte sich durch die geschaffenen Aufenthaltsräume, Bäder und Brausen davon überzeugen, dass dieser Betrieb seinen Gefolgschaftsmitgliedern das Schaffen zur wirklichen Freude werden lässt, zumal auch die Sonderzuwendung an dieselben nicht unerheblich sind.

Dieser Besichtigung schloss sich die der „Seok“ im benachbarten Kemmlitz an. Generaldirektor Meisel hatte es sich trotz seiner großen Inanspruchnahme nicht nehmen lassen, den Minister persönlich zu begrüßen und zu bewillkommnen. Zunächst gab Generaldirektor Meisel dem Minister einen Überblick über den geplanten großzügigen Umbau des Werkes, der im Interesse der dem Werke im Rahmen des Bierjahresplanes gestellten Aufgaben erfolgt. Weiter entwickelte der Generaldirektor ein anschauliches Bild von der wirtschaftlichen Struktur der Werke Kemmlitz und Börtewitz. Diesem Vortrag schloss sich dann die Besichtigung an, bei der neben Direktor Böhm auch Generaldirektor Meisel den Gästen des Werkes die wichtigsten Ausschlüsse gab. Auch hier verfolgte der Minister mit großem Interesse die einzelnen Arbeitsvorgänge, angefangen von der Gewinnung des Rohkaolins bis zum Fertigprodukt, wobei er seiner Freude über die z. T. sich im Bau befindlichen Neubauten Ausdruck gab. Dass der Gast natürlich auch hier wieder vielen Gefolgschaftsmitgliedern die Hand drückte und sich nach ihren persönlichen Wohlbefinden erkundigte, bewies aufs neue die Verbundenheit des Ministers mit den Schaffenden. Nach dieser Besichtigung lud die Betriebsführung den Minister und die übrigen Gäste zu einer kurzen Kaffeetafel ein, bei der der Generaldirektor Meisel noch wertvolle Ergänzungen zu dem soeben Geschauten machte.

Kurz nach 17 Uhr traten der Minister und die übrigen Gäste, von dem Gesehenen recht befriedigt, die Rückfahrt nach Oschatz an, wo eine weitere Besichtigung stattfand.

Mügelner Tageblatt, 9. März 1938