Elektrisches
Lichtbad für unser Krankenhaus
Vielen Interessenten dürfte noch nicht bekannt sein, dass im Bezirkskrankenhaus „König
Albert-Stiftung“ hierselbst ein der Neuzeit entsprechendes elektrisches
Lichtbad installiert worden ist, welches der Bewohnerschaft von Stadt
und Land zur Benutzung bereit steht. Wir können diesen Fortschritt
in unserer Stadt nur begrüßen, denn bisher musste das Publikum,
welches ein derartiges Schwitzbad benutzen wollte, nach Döbeln
oder Riesa als die nächsten Nachbarstädte fahren, was doch
erheblichen Zeitverlust und Kostenaufwand verursachte. Die ausnahmslos
anerkannte Überlegenheit des elektrischen Lichtbades als Schwitzapparat,
gegenüber dem früher üblichen Dampfkasten und Heißluftkasten,
beruht, abgesehen von seiner Reinlichkeit, leichten Temperaturregulierung,
steten Funktionsbereitschaft und Trockenheit der Luft, welch letztere
die Hautatmung, sowie – durch leichtere Abdunstung des Schweißes – auch
die Temperaturabgabe des Körpers begünstigt, in erster Linie
auf der Erzeugung des Schwitzeffektes bei relativ niedriger Temperatur
des Baderaumes. Die Belichtung und Bestrahlung des Körpers erwirkt
in unglaublich kurzer Zeit, oft lange bevor die Temperatur im Kasten
eine beträchtliche Zunahme zeigt, einen mächtigen Schweißausbruch.
Diese Methode der Schweißerregung, die wahrscheinlich durch eine
direkte Einwirkung der von den Glüh- und Bogenlampen ausgehenden
Lichtstrahlen auf die Haut und durch die strahlende Wärme hervorgerufen
wird., vollzieht sich ohne große Erregung der Zirkulationsorgane.
Der hieraus resultierende Vorteil ist evident. Sie verringert die Wärmestauung
im Körper, was in jedem Falle wertvoll ist, nicht nur subjektiv,
sondern auch objektiv, denn jede erhebliche Wärmestauung bedeutet
eine starke Inanspruchnahme des Organismus und in manchen Fällen
sogar eine direkte Gefahr. Die Indikationen der elektrischen Lichtbehandlung
sind außerordentlich zahlreiche. Glühlichtbäder werden
besonders empfohlen bei akutem und chronischen Rheumatismus, Ischias,
Gicht, Fettleibigkeit, Zuckerkrankheit, Nierenentzündung, Wassersucht,
Gelenkentzündung, chronischen Metallvergiftungen und manchen Augenleiden
(z.B. chronischen Entzündungen der Hornhaut, Adernhaut, Glaskörpertrübung
usw.). Weiterhin gute Erfolge durch die Anwendung der Glühlichtbäder
erzielt worden bei Asthma, Chlorhose, und bei den verschiedensten Neuralgien,
ferner auch bei Blutunterlaufungen, Traumen, Nervenkrankheiten, allgemeiner
Schwäche und mancherlei Hautleiden. Es ist nur zu hoffen und zu
wünschen, dass dieses neue Unternehmen, das naturgemäß mit
einem Kostenaufwand geschaffen worden ist, auch genügende Unterstützung
findet, und zwar nicht nur durch die Bewohner der Verbandsgemeinden,
sondern auch durch die Bewohnerschaft der nicht zum Verband gehörenden
zahlreichen Nachbargemeinden, welchen das Bad ebenfalls zur Verfügung
steht gegen Entrichtung einer mäßigen Gebühr Hauptsächlich
aber kann den benachbarten Krankenkassen diese Neueinrichtung empfohlen
werden, da deren Mitglieder die gesetzliche Fahrpreisermäßigung
auf der Eisenbahn bei Benutzung der hierzu vorgeschriebenen Ausweise
gewährt wird und die Zugverbindung nach und von Mügeln doch
eine bequeme ist.
Mügelner Anzeiger, 25. April 1914
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