Der hiesige landwirtschaftliche Verein beging am 23. März die Feier seines fünfzigjährigen Bestehens. Derselbe war am 20. März 1855 infolge eines Aufrufes der Herrn G. Uhlemann – Görlitz und H. Däweritz – Grauschwitz gegründet worden. Der Verein hat in ungefähr 300 Sitzungen über die Landwirtschaft berühren-den Fragen verhandelt und die Folgen seines ruhigen, eifrigen, gemeinsamen Arbeitens sind namentlich in den ersten Jahr-zehnten seines Bestehens nicht nur ein Segen für unsere hiesige Landwirtschaftlich gewesen, sondern haben auch unser heimi-sches wirtschaftliches Leben im allgemeinen günstig beeinflusst. Der Vorsitzende des Vereins eröffnete die zahlreich erschienene Festversammlung indem er zunächst die Herren Ehrengäste, Herrn Amtshauptmann von carlowitz, Herrn Dek.=Rat Franke, die Herren Amtsrichter Dr. Schulze, Bürgermeister Börngen und die Vertreter der Nachbarvereine begrüßte, gab einen Überblick über die Entwicklung der Landwirtschaft seit den letzten 50 – 100 Jahren und dann speziell über die Entstehung und Weiter-entwicklung des hiesigen Vereins. Hierauf wurde an Sr. Majestät den König ein Huldigungstelegramm gesandt. Herr Oberlehrer Dr. Hen hielt sodann einen Vortrag über die Entwicklungsge-schichte der landwirtschaftlichen Vereine im königreich Sachsen woraus hervorging, dass die Vereine im königreich Sachsen bedeutend mehr sich entwickelt hätten als in irgend einem anderen Teile Deutschland – ja vielleicht Europas. Beson-ders segenreich bei der Gründung von Vereinen habe der erste Generalsekretär des sächsischen Landeskulturrats, Herr Regie-rungsrat Dr. Reuning gewirkt. Ferner wurde ehrend der Namen Stöckhardt, Dr. Trufius und Uhlemann gedacht. Hierauf über-reichte Herr Dek.-Rat Francke im Namen des landwirtschaftli-chen Kreisvereins Leipzig Herrn Gutsbesitzer Hermann Lehmann Casabra welcher über 40 Jahre Mitglied des Vereins ist und als solcher stets sehr eifrig und belebend gewirkt hat, ein Ehren-diplom. An diesen ernsten Teil schloss sich dann eine fröhliche Feier deren Höhepunkt erreicht wurde, als von Sr. Majestät dem König telegraphisch ein Dank einging, in welchem für den über-sandten Huldigungsgruß und das Gelübde unwandelbarer Treue Dank gesagt wurde. Das Fest, welches in jeder Beziehung harmonisch verlief, wird allen Festteilnehmern in angenehmer Erinnerung bleiben.

Mügelner Anzeiger, 28. März 1905