|
|||||||||||||||||||
Kreditverein Einem Institut, welches im wirtschaftlichen Leben unserer Stadt und Umgebung einen star-ken Faktor bildet, war es vergönnt, auf ein 50jähriges Bestehen zurückzublicken. Es ist dies der hiesige Kreditverein, welcher zur Hebung und Unterstützung, vor allem der hiesigen Ge-werbetreibenden (für welche er doch eigentlich gegründet war), viel beigetragen hat. Aber auch im Übrigen hat sich der Verein durch Huldigung eines soliden den Zeitverhältnissen angepassten Fortschrittes zu entwickeln genutzt, so dass er aus dem engen Rahmen he-rausgetreten ist und heute ein der Allgemeinheit zum Segen gereichendes Unternehmen darstellt Seine gewaltigen Umsatzziffern beweisen dies ja klar und deutlich. Aus Anlass die-ses Jubiläums ist eine Festschrift herausgegeben worden, welche sämtliche Mitgliedern zu-gestellt wurde. Der Haupinhalt derselben befindet sich auf einer Beilage der heutigen Num-mer und wurde uns der Abdruck in entgegenkommender Weise gestattet. Um aber im übri-gen den Tag nicht ganz stillschweigend zu übergehen, fand im Ratskeller eine Festsitzung und anschließende Tafel im engsten Kreise in einfacher, würdiger Form statt. Außer den Mitgliedern des Vorstandes, Aufsichtsrates und Schätzungsausschusses waren die Herren Bürgermeister Börngen als Vorsitzender des Stadtgemeinderates, Amtsgerichtsrat Dr. Schulze als Vorsteher des hiesigen Königlichen Amtsgerichtes sowie Herr Oberpostassistent Görner als Vertreter des kaiserlichen Postamtes erschienen. Weiter waren zwei Gründer des Vereins, die Herren Moritz Döllitzsch und Ernst Barth sen., außerdem der frühere langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrates Herr Rentier Kirsten in Schlagwitz, sowie der Verleger des hiesigen Amtsblattes zugegen. Herr Vereinsdirektor Striegler eröffnete die Sitzung mit der üblichen Begrüßung und gab hierauf ein Stimmungsbild vom Werden des Kreditvereins zu Mügeln. Kurz nach Entstehung des hiesigen Gewerbevereins sei aus den Kreisen seiner Mitglieder heraus der Wunsch zu rege geworden, ein Kreditinstitut (gleich denn um diese Zeit in vielen anderen Orten erfolgten Gründungen) zu errichten. Mügeln, dessen Bewohner-schaft damals mehr Landwirtschaft in Verbindung mit dem Handwerk betrieb, habe sich im-mer mehr zum gewerblichen Städtchen entwickelt und habe sich infolgedessen ein größeres Geld- und Kreditbedürfnis herausgestellt. Der weitere Inhalt der Ansprache deckte sich größ-tenteils mit der Festschrift, welche ja von Herrn Striegler selbst verfasst worden ist. Interes-sant war auch das Protokoll der Gründungsversammlung, welches verlesen wurde. Mit dem Wunsche, dass der Verein auf den beschrittenen Bahnen in gleicher Weise wie bisher sich weiter entwickeln möge, schloss der Herr Redner. Zu Ehren verdienstvoller dahingeschiede-ner ehemaliger Mitglieder des Vereins erhob man sich von den Plätzen. Herr Bürgermeister Börngen brachte dem Jubelverein die Glückwünsche der Stadt dar und wies auf das gute Einvernehmen zwischen Sparkasse und Kreditverein hin. Bei der folgenden Tafel fiel noch manches ernste und heitere Wort. Mancher Gedanke der Wehmut wird vielleicht auch über den oder jenen der Älteren gekommen sein, wenn sie der vergangenen Jahre gedachten. Während der Tafel brachte Herr Direktor Striegler, an ein Erlebnis aus seiner Militärzeit an-knüpfend, nach alter treuer Sachsen Brauch auf Se. Majestät den König ein Hoch aus. Herr Fabrikant Prüfer toastete auf Herrn Striegler und auf die Gäste. Herr Bürgermeister Börngen wies in launiger Weise auf das „Pumpinstitut“ hin. Geld regiere ja die Welt. Und in richtiger Erkenntnis dieser Sachlage habe sich der Verein mehr nach der bankmäßigen Seite, dem modernen Zeitgeist entsprechend, hin entwickelt zum Wohle für sich selbst und für die Ge-samtheit. Herr Amtsgerichtsrat Dr. Schulze gedachte des guten Verkehres zwischen Amtge-richt und Verein und stellte auch für die Zukunft sein Zurseitestehen mit Rat und Tat in Aus-sicht. Sein Hoch galt den Vorstandsmitgliedern Herren Striegler, Esperstedt und Sembdner. Herr Kassierer Esperstedt dankte dem Aufsichtsrat für sein treues Mitarbeiten. Dieser sei es doch, welcher immer wieder dem Vorstand den Weg zeige, welche sie schreiten sollen. Schwer sei die Verantwortung des Gesamtvorstandes und groß das Vertrauen, welches in den Vorstand gelegt würde. Es wären ja alles fremde Gelder, welche sie verwalten, und die Versuchung groß. Verschiedene Vorkommnisse in auswärtigen derartigen großen Unter-nehmungen hätte es gerade in der letzten Zeit bewiesen. Er dankte gleichfalls für das in ihn gesetzte Vertrauen und leerte sein Glas auf das Wohl des Aufsichtsrates. Herr Schneider-meister Adler toastete aus das Wohl des Herrn Kirsten – Schlagwitz und dieser selbst auf das gute Einvernehmen von Stadt und Land. Es wurden im Verlaufe des Abends noch eine Anzahl weiterer Trinksprüche gewechselt, welche meist privater Natur waren. Schließen wol-len wir aber unseren vorliegenden Bericht mit dem Wunsche, dass der Jubelverein die von ihm geschrittene Bahn in gleicher Weise fortschreite zum Segen aller und bringen wir ihm in diesem Sinne noch den Glückwunsch der Gesamtheit dar.
|
|||||||||||||||||||