Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
 

Kredit-Verein zu Mügeln e. G. m. b. H.

Am 08. Dezember 1859 gründeten Bürger der Stadt Mügeln und Landwirte hiesiger Gegend auf Anregung des hiesigen Gewerbe-Vereins den Kredit-Verein, eine eine Folgerung des großen Volkswirtschaftlers Schulze-Delitzsch, zur Förderung der wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder auf genossenschaftlicher Grundlage.
Die Bestrebungen des jungen Vereins waren von bestem Erfolge gekrönt. Die zielbewusste Leitung des ersten Vorstandes, Herrn Gerichtsaktuar Feist als Direktor, Herrn Kontrolleur Nötzold als Kassierer, erbrachte bereits im ersten Geschäftsjahre nach Deckung sämtlicher Unkosten einen Überschuss.
Die Gewährung freier Kredite fasste man von vornherein ins Auge und betrug der höchste Kredit 500 Taler. Die Höhe des Geschäftsanteils setzte man auf 25 Taler fest, Eintrittsgeld wurde im ersten Geschäftsjahr nicht erhoben, später forderte man 10 und 20 Ngr., 1,5 Taler, 6,- und 10,- Mark.
Im ersten Geschäftsjahre betrug der Jahresumsatz 30 842 Taler 5 Ngr. 1 Pf.
In den ersten Geschäftsjahren wurden nur wöchentlich an einem Tage Kassengeschäfte erledigt. Durch Vermehrung der Geschäfte setzte man später tägliche Geschäftsstunden fest. In den 54 Jahren seines Bestehens ist das Institut manchen Wandelungen unterworfen gewesen. Die Schaffung des Reichsgesetzes vom 01. Mai 1889 bedingte eine Änderung der Vereinsstatuten und der Firma. Der Verein bezeichnete sich als Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht und musste sich seit dieser Zeit in zweijährigen Zwischenräumen der gesetzlichen Revision durch vereidigte Revisoren unterziehen.
Am 01. Januar 1898 änderte der Verein die gesetzliche Haftart von unbeschränkter in beschränkte Haftpflicht. Hauptsächlich von diesem Zeitpunkte an gewann der Verein in jeder Hinsicht an Ausdehnung.
Neueren Geschäftszweigen wandte die Verwaltung ihre Aufmerksamkeit zu, pflegte Scheck- und Überweisungsverkehr in ausgiebigster Weise. Angebahnte Verbindungen mit der Reichsbank, Allgemeinen Deutschen Kredit – Anstalt und Dresdner Bank erwiesen sich als äußerst vorteilhaft.
Trotz schwerer Zeiten, die dem Verein nicht erspart blieben, ist es gelungen, die Geschäftsanteile auf etwa Mark 170 000, die Reservefonds auf ca. Mark 106 000 zu bringen. Es gehören dem Institut zurzeit etwa 325 Mitglieder an und erstrecken sich seine Geschäftsverbindungen über einen ziemlichen Umkreis aus Stadt und Land. Zu Vereinsdirektoren waren seit dem Bestehen bestellt: Fr. Er. Feist von 1859 bis 1867, Gust. Strahmer von 1867 bis 1872, Ad. Nitzschke von 1872 bis 1888, Wilh. Lochmann von 1888 bis 1903, Emil Striegler seit 1903. Das Amt eines Kassierers verwalteten: Fr. Ludw. Nötzold von 1859 bis 1869, H. Thieme von 1869 bis 1877, Otto Michael von 1877 bis 1889, Oswin Förster von 1889 bis 1899, Curt Esperstedt seit 1899.
Den Vorsitz im Aufsichtsrate führten: Wilh. Lochmann; Ernst Kirsten, Schlagwitz; D. Kaden; G. Michael, Paschkowitz; und C. Prüfer, Schlagwitz.
(Curt Esperstedt 1913)