Kirchliche
Vereine
Dir kirchlichen Vereine der Parochie Mügeln. Durch den Konfirmandensaal
im neuen Pfarrhause ist es möglich geworden, dass sich in der
hiesigen Gemeinde auch das kirchliche Vereinsleben recht erfreulich
entwickelt. Der Missionsnähverein ist zwar schon vor Fertigstellung
der neuen Pfarre entstanden – am 19. Januar 1911 – und
hat seine Nähabende zu Anfang in der Aula der Schule abgehalten,
die ihm vom Schulvorstand freundlichst zur Begrüßung gestellt
wurde; doch nachdem im Konfirmandensaal ein Mittelpunkt für kirchliche
Vereine geschaffen wurde, ist auch er dahin übergesiedelt. In
aller Stille entfaltet der Nähverein eine reich gesegnete Tätigkeit.
Ende des vergangenen Jahres zählte er 25 aktive und 30 passive
Mitglieder, die im Laufe des Jahres 175 Mark 80 Pfennig beisteuerten.
Außerdem aber wird an den Vereinsabenden fleißig genäht,
und zwar für das neue Krankenhaus, das unsere Leipziger Mission
in Madschame am Kilimandscharo (Deutsch - Ostafrika) erbaut. An 20
Abenden wurden gefertigt: 20 Bettüberzüge, 18 Kopfkissen,
20 Hänger, 14 Jacken, 3 Männerhosen. Bereits im Juni d. J.
konnte eine staatliche Anzahl fertiger Gegenstände nach Leipzig
gesandt werden und von hier dann weiter nach Afrika. Der leitende Arzt
des Krankenhauses in Madschame, Dr. Ittameier, erfreut den hiesigen
Missionsnähverein hin und wieder durch Briefe mit sehr interessanten
Mitteilungen aus dem Missionsleben und aus Afrika überhaupt. Ein
solcher Brief ist in der heutigen Nummer dieses Blattes abgedruckt,
da er sicher auch weitere Kreise interessiert wird. Auch wird dem Verein
durch Berichte aus den Missionsblättern, durch Missionsvorträge
usw. vielerlei geboten, was anregend wirkt und das Missionsleben fördert. – Auch
der Großmütterchenverein ist bereits im Jahre 1911 (7. November)
gegründet worden, doch konnte er von Anfang an keine Versammlungen
im Konfirmandensaale halten. Schon nach zweimonatlichen Bestehen zählte
er 34 Mitglieder: Ende 1912war seine Zahl auf 45 gestiegen. Jeden Montagnachmittag
kommen die Mütter zusammen, und während sie eifrig stricken,
lauschen sie zugleich mit großer Aufmerksamkeit den Geschichten,
die ihnen vorgelesen werden. Erzählungen aus den christlichen
Liebeswerken, oder was ihnen sonst geboten wird. Zuweilen finden sich
auch freundliche Geberinnen, die ihnen Kaffee spenden. Umgekehrt aber
wollen auch die Großmütter sich dankbar erweisen und ihrerseits
etwas geben: 30 Mark 35 Pfennig betrug der Inhalt ihrer Missionsbüchse!
Am Montag vorm Heilig Abend fand eine schlichte, schöne Weihnachtsfeier
statt, die wohl allen in freundlicher Erinnerung bleiben wird. – Tags
zuvor, also am 4. Advent hatte der Jungfrauenverein seine Weihnachtsfeier
gehalten. Er ist der jüngste von den drei Vereinen. Am 21. April
v. J. versammelten sich zum ersten male 16 Mädchen im Konfirmandensaale,
der einigen von ihnen schon durch die Konfirmandenstunde lieb und vertraut
geworden war. Inzwischen hat sich die Mitgliederzahl gerade verdoppelt.
Außerdem sind immer einige junge Damen als Helferinnen zu gegen.
Man sieht es den Mädchen an, wie gern sie kommen, und es ist eine
wahre Lust, die herrlichen Lieder aus dem Halleluja – Büchlein
anzuhören oder selber mitzusingen. Das Harmonium, das seinerzeit
von einer hiesigen Familie geschenkt wurde, leistet dabei, ebenso wie
in den Versammlungen des Missions- und Großmütterchenvereins,
treffliche Dienste. Ernste Ansprachen, interessante und belehrende
Vorträge, aber auch heitere Spiele, Rätselaufgaben u. a.
wechseln mit einander ab. Besondere Abwechslung brachte ein Ausflug
nach Schrebitz zum Besuch des dortigen Gustav Adolf – Festes
und die Weihnachtsfeier am 4. Advent. Im weihnachtlich geschmückten
Konfirmandensaal, der im Glanz des Christbaumes und des elektrischen
Lichtes erstrahlte, waren außer den Mädchen auch eine Anzahl
Gäste mit anwesend und konnten sich überzeugen, wie in unserem
Jungfrauenverein christlicher Ernst und harmlose Fröhlichkeit
in schönster Weise verbunden sind. Mag es auch weiter so bleiben
und das gesamte kirchliche Vereinsleben sich fröhlich weiter entwickeln
zum Segen aller Beteiligten, zum Segen unserer ganzen Gemeinde! – Über
den Frauenverein und die Gemeindediakonie wird nach der Generalversammlung,
die am 28. Januar stattfinden soll, berichtet werden.
Mügelner Anzeiger, 11. Januar 1913
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