Sornziger
Klosterruine als Materialspender verwendet
Mügeln. Wenn der Putz bröckelt, so ist das meist ein Ärgernis
für den Hausbesitzer, aber der aufmerksame Betrachter kann
bis dahin verborgene Sachen entdecken. Auf eine solche Entdeckungstour
hat sich Andreas Lobe, Museumsleiter von Mügeln und Vorsitzender
des Schloss- und Heimatvereines, begeben.
"Beim Schloss Ruhethal gibt es beispielsweise ein zugemauertes
Fenster, wo normalerweise keins sein dürfte. Die Friedhofsmauer
in Altmügeln ist auch mit seltsamen Steinen abgedeckt, die
sich bei näherem Hinschauen als Reste gotischen Maßwerks
entpuppen", informiert Lobe.
Auf einer Abbildung um 1835 zeigte die spätgotische Marienkirche
in Altmügeln noch Fenster mit grazilem Maßwerk aus Porphyr.
Auch in der Chronik von Johann Gottlob Sinz aus dem Jahre 1846
wurden die prachtvollen Buntglasfester beschrieben, die in den
Jahren darauf einfachen Holzfenstern weichen mussten. Da aber damals
das Beseitigen von so vielen Bauschuttmengen sehr aufwändig
war, verbaute man die Steine auf nahe liegenden Baustellen. So
als Abdeckung für die Friedhofsmauer und im Mauerwerk der
Mühle. "Auch in Sornzig gingen unsere Vorfahren mehr
oder minder praktisch mit solchem ,Altmaterial' um", weiß der
Mügelner Museumschef. Als das Klostergebäude am 20. März
1616 fast vollständig niederbrannte, taugte die Ruine nur
noch als Materialspender für andere Bauten. So sind im nahegelegenen
Pferdestall Teile eines Rundbogens und eines reich profilierten
Maßsteines als Ecksteine wieder verwendet worden. So schlummern
noch, von Putzschichten verdeckt, Reste vergangener Bauten. Bei
der Sanierung des Nossener Schlosses entdeckte man ebenfalls kunstvoll
bearbeitete Steine, die eigentlich zum Kloster Altzella gehörten.
Dieses ist nach seiner Auflösung 1540 immer mehr verfallen
und ebenfalls als "Steinbruch" für andere Bauten
verwendet worden. Die wieder entdeckten Bauteile sind aus dem Mauerwerk
des Schlosses entfernt und liegen nun im ehemaligen Kloster zur
Besichtigung.
H. G.
|