Historisches
aus den Mügelner Stadtteilen
Altmügeln ist ein ehemaliges kleines Dorf an der Döllnitz,
war lange Zeit in Kirchenfragen bestimmend für die Stadt Mügeln.
Der heutige Stadtteil erstreckte sich früher über 400
Meter am nördlichen Döllnitzufer entlang.
Lange vor der deutschen Kolonisierung bestand hier eine slawische
Siedlung des einst mächtigen Stammes der Daleminzen. Für
die Slawen war es die Siedlung an den Grabhügeln. Die Namensdeutung
aus dem Wort „mogylia“ und die zahlreichen Keramikfunde
weisen auf jene Siedlung hin. Man geht davon aus, dass hier der
Ursprung von Altmügeln gewesen ist. Mit zu den ältesten
Teilen des Ortes gehört zweifellos die Kirche. Sie war früher
eine berühmte Wallfahrtskirche. Es wird berichtet, dass sie
ein wundertätiges Marienbild besaß, was zahlreiche Pilger
anlockte.
Der Höhepunkt in jenem Jahr war die Feier der Geburt der
Jungfrau Maria am 8. September. Das brachte den geschäftstüchtigen
Bischof Johann von Weißbach auf den Gedanken jährlich
einen Jahrmarkt abzuhalten. Zu diesem Zweck schloss er mit dem
Müller Jakob Moller, dessen Land zum Teil an den Kirchhof
grenzte, einen Vertrag. Moller verpflichtete sich darin, für
die Zeit des Jahrmarktes ein Stück seines Feldes herzugeben.
Die Vergütung wurde auf zehn Meißner Groschen ausgehandelt.
Marktgerechtigkeit übte natürlich die Kirche aus und
zog damit auch das Standgeld ein. Die Bereitstellung sowie Aufstellung
der Buden und Verkaufstafeln oblag eigentlich auch der Kirche.
Sie entzog sich dieser Pflicht, indem sie diesen Posten an den
Müller für neunzig Taler verpachtete. Alle Beteiligten,
insbesondere die Kirche, konnten damit gut leben. Die Einnahmen
waren für sie sicherlich nicht unerheblich. Die Sache mit
dem Jahrmarkt war also eine gute Idee. Eine Vergrößerung
war mit der Zeit unumgänglich. Der so genannte Stoppelmarkt
war bald in der ganzen Gegend bekannt.
Nachdem Mügeln in der Mitte des 18. Jahrhunderts vom Bistum
Meißen los kam, wurde es in den sächsischen Staat eingegliedert.
Die Stadt konnte sich nun besser entwickeln. Waren es bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts noch die Handwerker und die Landwirtschaft,
die den Aufschwung nutzten, gesellte sich sehr bald die Industrie
dazu. Sehr bald kam es zum Ausbau des Verkehrswesens. Mügeln
erhielt 1884 den ersten Kleinbahnanschluss nach Döbeln. In
den Jahren 1885 folgten die Anschlüsse nach Oschatz und 1888
der nach Neichen. Die Bahnstrecken waren besonders für den
steigenden Güterverkehr (Kaolin und Zuckerrüben) von
größter Wichtigkeit. Es soll schon lange kein Geheimnis
mehr sein, Mügeln hat den größten Schmalspurbahnhof
von Europa. Die Mügelner wissen das. Das sich bei dieser Entwicklung
die Stadt vergrößern musste, lag auf der Hand. Fast
zu spät, aber dringend notwendig, kamen 1959 neben Altmügeln
die Nachbarorte Berntitz, Schlatitz sowie Grellenhain durch Eingemeindung
zu Mügeln. Natürlich hatte jeder dieser Orte seine eigene
Geschichte. Zum Beispiel sind Schlatitz und Berntitz Orte slawischen
Ursprungs gewesen. Erst durch die Kolonisation kamen sie in deutsche
Hand und wurden Rittersitze. Lange Zeit gehörten die genannten
Orte zum Besitz des Bischofs zu Meißen.
Das Dorf Crellenhain scheint dagegen von Anfang an eine deutsche
Dorfgründung gewesen zu sein. Im Jahre 1445 gab es auch hier
einen Rittersitz. Ein gewisser Crello soll hier seinen Stammsitz
gehabt haben. Gottfried Raabe
Rundschau, 20.04.2000
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