Einen entsprechenden Nachweis führte Fritz Thomas - ehemaliger
Leiter des Heimatmuseums im Rundblick 192 - 1978:
In Heft 3/77 der "Sächsischen Heimatblätter" befaßt
sich Prof. Dr. Franz Kirnbauer aus Mödling bei Wien mit dem
Minnesänger Heinrich von Mügeln, von dem wir Mügelner
leider wenig wissen, obwohl er zu seiner zeit im kulturellen
Leben eine erhebliche Rolle gespielt hat.
Professor K. kennt Mügeln und seine Umgebung aus der Zeit
seiner Wirksamkeit als Bergingenieur beim Oberbergamt in freiberg
aus den Jahren 1938 bis 1948, wo wo er nach 1945 im Auftrag der
damaligen sowjetischen Besatzungsmacht Forschungsaufträge
im Kaolingebiet zu bearbeiten hatte. Dabei stieß er auch
auf besagten Heinrichvon Mügeln, der der sich in seinen Minneliedern
auch u.a. mit den "edlen Steinen" befaßte. In seinem
Artikel "Was wußte Heinrich von Mügeln, ein Sänger
und Dichter des 14. Jahrhunderts, von den edlen Steinen?"geht
der Autor auch der Lebensgeschichte Heinrichs nach.
Der Minnesänger Heinrich von Mügeln muß zwischen
1340 und 1370 gelebt habe, ähnlich wie Walther von der Vogelweide
viel gewandert und an den Höfen der Herrscher Östereichs,
Böhmens und Ungarns aufgetreten sein. Daß er aus Mügeln
stammt, geht obwohl seine Biographie nicht bekannt ist, aus der
Widmung des "Valerius" hervor, wo er vermerkt:"Ich
Heinrich von Mogilin gesezzen bi der Elbe in dem land zu Missin".
Er wirkte am Hofe des Königs Johann von Böhmen, dann
in der Umgebung Karls IV. , wo er sein Hauptwerk "Der meide
Kranz" verfaßte. Auch in Ungarn war er am Hofe König
Ludwigs I. , Schwiegersohn Karls IV. , tätig.
Professor Kirnbauer äußerte sich darüber wie folgt:
In diesem Zeitraum schrieb er wohl die lateinische Reimchronik,
die die er Ludwig widmete. Vielleicht veranlaßte der Tod
der Königin den Dichter zur Rückkehr nach Prag. Hier
wurde "Der meide Kranz" vielleicht bald nach der Krönung
Kaiser Karls (1355) gedichtet, bei dem er in hoher Gunst stand.
Heinrich war kein Kaiserlicher Rat oder Doktor der Rechte oder
Theologie, wohl aber in angesehener Stellung und von gelehrter
Bildung. Sodann kam er an den Hof des Herzogs Rudolf IV. von Östereich
(1358 - 1365), Des Schwiegersohns Karls IV.; bald nach dem Rgierungsantritt
muß er ihm die deutsche Ungarnchronik überreicht haben,
wie aus der Widmung hervorgeht. Nach dem Tod des Erzherzogs Rudolf
IV. weilte er beim Herrn Hertnit von Pettan, Untersteiermark, dem
er 1369 die Übersetzung des "Valerius" widmete.
Wo und wann der Dichter starb, ist unbekannt. Jedenfalls lebte
er zwischen 1340 und 1370.
Heinrich von Mügeln steht zwischen Meistergesang und Humanismus.
Er aht viele Gedichte und andere Werke verfaßt, die in verschiedenen
Handschriften in der DDR, der BRD, VR Polen und Österreich
aufbewahrt werden. Am wichtigsten in´st die Göttinger
Hanschrift aus dem Jahre 1363.
Seine Gedichte in der sogenannten Göttinger Handschrift sind
- ihre Überschriften in die Sprache der gegenwart übertragen
- folgende:
1. Von der Herrschaft des Himmels; in einem langen Dom
2. Von der Herrschaft der Erde; in demselben Dom
3. Von Träumen und edlen Gesteinen ( 6 Sprüche)
4. Fabeln (14 Sprüche)
5. Die Bibel und die Propheten (39 Sprüche)
6. Zum Lob unserer Frauen (72 Sprüche)
7. Von allen freien Künsten
8. Von der schönheit der Natur, auch der goldene Schilling
9. Sache des großen Sterbens
10. Von Poeten, die verlassen sind
11. Was der Komet bedeutet
12. Von der Kunst der Astronomie
13. Von der Würde des Gesanges
14. Von der heiligen Dreifaltigkeit
15. Von der Treue der Herren
16. Minnelieder
17. Der Maiden Kranz (Lobgedicht auf Kaiser Karl IV.)
Weitere Arbeiten, nicht in Gedichtform, sind: das Bibelwerk
(Übersetzungen,
Psalmen, Kommentar), die Ungarnchronik (in mehreren Fassungen),
die die Übersetzung (1369) der Memorabilien des Valerius,
Maximen zu Ehren des Kaisers Iberius.
Das Hauptwerk des Heimrich von Mügeln ist das Gedicht "Der
meide kranz" . Es behandelt in allegorischer Darstellung,
wie die zwölf Künste als Jungfrauen vor Kaiser Karl IV.
erscheinen, der entscheiden soll, welcher der Preis gebührt.
Er weist sie aber an die Zucht und diese begleitet sie zur Natur,
welche der Theologie den Vorrang gibt. Die Tugenden, herbeigerufen,
krönen die Erwählte, haben aber dann selbst noch einen
Streit mit der Natur um den Vorrang zu bestehen, den die Theologie
schlichtet.
Heinrich von Mügeln verfaßte viele Gedichte. Sein Stil
war aber oft schwulstig. Er gilt als Vertreter der Übergangszeit,
der von der höfischen Lyrik zum Minnesang überleitet.
Er ist nicht nur ein Meistersinger, sondern auch der Hauptvertreter
der didaktisch-philosophischen Richtung. Er war auch eoin Vielwisser
und hatte theologische, astronomische, chemische und geschichtliche
Kenntnisse.
Soweit Prof. Kirnbauer über das Wirken und die Bedeutung Heinrichs
von Mügeln zu seiner Zeit. Wiederholt ist schon der Versuch
unternommen worden, eine Biographie des Dichters zu erarbeiten,
doch blieb dies alles unvollständig, da viele wichtige Daten
seines Lebens im Dunkeln bleiben. Ich vermute, daß Heinrich
dem Geschlecht der Mügelner Ritter, die auf dem Festenberg
bei Baderitz saßen, angehörte, zu denen der Ritter Siegfried
III. von Mogilin gehörte, der 1241 das Kloster Sornzig stiftete.
Es sit das große Verdienst Professor Kirnbauers, daß er
mit seiner Forschungsarbeit Licht in die Vergangenheit eines Sohnes
unserer Heimat gebracht hat. Was Prof. Kirnbauer in seinen weiteren
Ausgführungen über Heinrich berichtet, ist vor allem
für Geologen in Bezug auf die edlen Steine (Adamas=Diamant,
Amaritum=Asbest und Abeston: wahrscheinlich ein Bitumen - Erdwachs
oder Erdpech) interessant.
Für Germanisten ergibt sich aus dem Wirken Heinrichs ein umfangreiches
Forschungsgebiet der Mittlhochdeutschen Zeit, und sie dürfen
Heinrich getrost unter dire Minnesänger Wolfram von Eschenbach,
Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Walther von der
Vogelweide usw. einordnen, zumal Prof. K. feststellt, daß die
Meistersinger ihn zu den Gründern ihrer Kunst zählten.