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Gewerbegebiet statt ISZ - Schweinezucht Nach der Wende: Im ehemaligen „Haus der Bauern“ hielt Autohaus Hirth Einzug Hier brummt heute der Wirtschaftsmotor, hier wuchert heute Unkraut unter Ruinen oder hier wird heute eingekauft. Die Schicksale ehemals volkseigener oder genossenschaftlicher Unternehmen seit der Wende sind so verschieden wie ihre früheren Produkte. In der OAZ Serie „Industrie gestern und heute“ soll die Entwicklung seit 1950 beleuchtet werden. Heute: Was ist aus der Industriellen Schweinezucht (ISZ) Niedergoseln geworden? Zur Erinnerung. Mitte der siebziger Jahre hielten im größeren Stil industrielle Methoden auch Einzug in der Landwirtschaft. Neben der Daveka in der Heidestadt, die Kartoffelprodukte herstellte, war es allen voran die Industrielle Schweinezuchtanlage Niedergoseln, bekannter unter dem Kürzel ISZ, das zum Aushängeschild gemacht und zur Nachahmung empfohlen wurde. Dazu wurde das Gelände zwischen Schweta und Niedergoseln zum Errichten dieses Objektes auserkoren, entstanden seinerzeit moderne Stallanlagen, in denen zu Spitzenzeiten bis zu 2000 Zuchtsauen gehalten wurden. Ziel war es, dass im Schnitt 13,2 Ferkel pro Tier das Licht der Welt erblicken sollten, wobei der Nachwuchs bis zum Läuferalter betreut wurde. Die Rahmenbedingungen waren auf der Höhe der Zeit. Neben dem Pflegepersonal war auch ständig ein Tierarzt zugegen. Doch dann kam die Wende und die 138 ISZ Mitglieder waren gespalten, was den weiteren Weg der Großanlage anging. Die einen wollten weiter machen und die Anlage auf den modernsten Stand bringen. Doch bei der (un-) wahrscheinlichen Investitionssumme von zehn Millionen Mark schieden sich die Geister erst recht. Das Aus für die ISZ war letztlich besiegelt mit einem Beschluss der Mitgliederversammlung im Jahr 1990. 89 Mitglieder wurden in einer ersten ABM – Maßnahme weiterbeschäftigt, doch statt Schweinezucht oblag ihnen nun die für manche sicher schmerzliche Aufgabe, die Ställe zu entkernen, eben das gesamte Innenleben zu beseitigen. Die baulichen Hüllen sollten dann von der ISZ Vermögensgesellschaft veräußert werden, um zu Geld zu kommen für die Abfindungen der einstigen Mitglieder. Was keinen Käufer fand, wurde späterhin im Auftrag der Mügelner Stadtväter abgerissen…. ….. um eben Platz zu schaffen für das künftige Gewerbegebiet. Dieses Schicksal blieb der einst aus einem Futterhaus geschaffenen kulturellen gastronomischen Einrichtung namens „haus der Bauern“ erspart. Es wurde vom Autohaus Hirth erworben und zum Service- und Ausstellungsbereich um- und ausgebaut. Nur noch wenige weitere bauliche Einrichtungen wie ein Güllebehälter, der im neuen Klärwerk integriert wurde, verweisen auf die ISZ - Vergangenheit. In den 90er Jahren siedelten sich auf diesem Gelände, dessen Anblick sich durch Gewerbeansiedlungen und Straßenbau völlig verändert hat, eine Reihe Unternehmen an. Trotz manch wirtschaftlicher Zwänge sind hier neben Hirth auch präsent die Mügelner Tiefkühlkost GmbH, Fliesen Reichel, Natursteinbetrieb Schmidt und Neubert bis hin zum Kfz – Betrieb Maluck, Landtechnik Kaymer – und der Tiefbaubetrieb Erdmann als jüngstes Unternehmen. OAZ, 08.05.2003
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