Feiertag
Der Erste Mai ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland, Österreich,
Teilen der Schweiz und vielen weiteren Staaten. Er wird auch als Kampftag
der Arbeiterbewegung, Tag der Arbeit oder Maifeiertag bezeichnet. Die
amtliche Bezeichnung in Deutschland ist durch Gesetze der einzelnen
Länder geregelt. In Nordrhein-Westfalen z. B. ist der 1. Mai offiziell
Feiertag als "Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer
Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde".
In Österreich wird an diesem Tag außerdem des Inkrafttretens
der Verfassung von 1920 in der Form von 1929 am 1. Mai 1945 nach dem
Zweiten Weltkrieg gedacht.
Geschichte zum Kampftag der Arbeiterbewegung
Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zur Durchsetzung
des Achtstundentags zum Generalstreik am 1. Mai - in Anlehnung an die
Massendemonstration am 1. Mai 1856 in Australien, welche ebenfalls
den Achtstundentag forderte - auf. Es kam darauf zu Massenstreiks und
Demonstrationen in den Industrieregionen. In Chicago endeten die Demonstrationen
bei Auseinandersetzungen mit der Polizei für vier Arbeiter tödlich.
Die Ausschreitungen sind als Haymarket Riot bekannt.
Bei einer Protestkundgebung am 4. Mai eskalierte die Gewalt. In die
Reihen der Polizei wurde von einem Unbekannten eine Bombe geworfen,
die acht Polizisten tötete und zahlreiche verletzte. Bei dem anschließenden
Aufruhr, der in die US-Geschichte als Haymarket Riot eingegangen ist,
wurden mehr als 200 Arbeiter verletzt, die Zahl der Toten wurde niemals
offiziell bestätigt.
Acht Organisatoren der Kundgebung wurden festgenommen und der Verschwörung
angeklagt. Vier von ihnen wurden am Strang hingerichtet, einer beging
in seiner Zelle Selbstmord. Die noch lebenden drei wurden sechs Jahre
später begnadigt.
Auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen (Arbeiterbewegung)
1889, wurde zum Gedenken der Opfer des Haymarket Riot der 1. Mai als "Kampftag
der Arbeiterbewegung" ausgerufen. Im Jahr darauf wurde er zum
ersten Mal mit Massenstreiks und Massendemonstrationen begangen.
Die Weimarer Nationalversammlung bestimmte am 15. April 1919 mit 159
gegen 85 Stimmen bei 10 Enthaltungen den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag.
Für das Gesetz, das allerdings nur auf den 1. Mai 1919 beschränkt
war, stimmten SPD, DDP und Teile des ZENTRUMS. Während die bürgerliche
Opposition (DNVP, DVP) sowie weite Teile des ZENTRUMS die Einführung
des Tages des Arbeit als Feiertag überhaupt ablehnten, ging der
USPD das Gesetz nicht weit genug, sie forderte zusätzlich die
Einführung des 9. November als Revolutionsfeiertag.
In der deutschen Geschichte des 1. Mai ist der so genannte Blutmai
(Berlin 1929) ein bedeutendes Ereignis, welches die Widersprüche
zwischen KPD und SPD entscheidend verschärfte. Gesetzlicher Feiertag
wurde der 1. Mai erst wieder ab 1933 durch die Nationalsozialisten,
jetzt benannt als "Tag der nationalen Arbeit".
In den sozialistischen Ländern wurde der 1. Mai als "Internationaler
Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus" begangen.
Gerne blickte man dabei auf die Errungenschaften der Arbeiterbewegung
zurück. Die Teilnahme an der Demonstration, mit dem Vorbeimarsch
an der Tribüne mit Parteimitgliedern und anderen Ehrengästen,
war für Betriebe und Schulen im allgemeinen eine Pflichtveranstaltung.
In den USA selbst wollte man den "Krawallmachern" kein Denkmal
setzen und legte den Tag der Arbeit (Labor Day) daher stattdessen in
den September.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai 1946 durch den alliierten
Kontrollrat bestätigt. Maikundgebungen durften jedoch nur in beschränkter
Form durchgeführt werden. Der 1. Mai ist in der Bundesrepublik
Deutschland nach den Feiertagsgesetzen der Bundesländer ein gesetzlicher
Feiertag.
Seit den 80er Jahren gab es neben den politischen organisierten Demonstrationen
auch regelmäßig Ausschreitungen, vor allem im Zusammenhang
mit der Demonstration zum 1. Mai in Kreuzberg (Berlin) oder in 1. Mai
in Aussersihl (Zürich).
Darüber hinaus gibt es seit 2001 Jahren den internationalen EuroMayDay,
dessen zentrales Anliegen ist, den verschiedenartigsten Formen von
Prekarisierung in Arbeit und Leben, die durch die klassischen Institutionen
der Arbeiterbewegung und der Linken nicht (mehr) organisiert werden
können, einen Ausdruck zu geben.
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