Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Erntedanktag

Im ganzen deutschen Vaterland feierte man gestern den Erntedanktag. Die Ernte ist geborgen, der Getreidesegen in die Scheunen eingefahren. Harte Arbeit liegt hinter unserm Landvolk. Und nun wollte man den Erntedanktag feiern. So feierten wir denn auch in Mügeln den Tag und freuten uns mit den deutschen Bauern.
Bereits am frühen Morgen lachte die Sonne vom blauen Himmel herab und meinte es besonders gut. Die Stadt im reichem Flaggenschmuck sowie die öffentlichen Gebäude. Der weite Marktplatz ist von den zahlreichen Fahnenmasten umgeben, von denen die Symbole des dritten Reiches wehen. Der Marktbrunnen aber trägt die riesige Erntekrone, unter der sich am Nachmittag das bunte Leben und Treiben einer festlich gestimmten Menge abspielte. Reibungslos vollzog sich der Aufmarsch aller Schaffenden, die Sanitätskolonne war eingesetzt, die Männer vom Funk hatten dafür gesorgt, dass die Rundfunkübertragung klappte und auch sonst alles getan, um dem Tage einen glatten Verlauf zu sichern.
So erlebten wir denn gestern das Erntedankfest 1937 in Mügeln, das in jeder Weise als glänzend gelungen bezeichnet werden darf und das auch hier wieder unter Beweis stellte: Über Stände hinweg ist das deutsche Volk auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden.
Mit dem Wecken durch die Spielmannszüge der Freiwilligen Feuerwehr und des Jungvolkes wurde um 7 Uhr der Festtag eingeleitet. Um 9 Uhr fand man sich in dem geschmückten Gotteshaus zu dem Gottesdienst zusammen und dankte dem Allmächtigen für seine Güte.
Mit der Einholung der letzten Garbe zur Mittagsstunde erreichte der Tag seinen Höhepunkt. An der Altmügelner Schmiede stellten sich die Angehörigen des Reichsnährstandes und brachten im festlichen Zuge auf dem geschmückten Erntewagen, begleitet von den Mädels in ihrer kleidsamen Müglischen Tracht, die letzte Garbe ein. Zugleich formierten sich dort die Fahnengruppen der SA., der Politischen Leiter und der HJ. wie auch der BdM., das JB. und die JM. Unter den flotten Marschklängen der Werkskapelle der Ofenfabrik ging es durch die Stadt, nachdem die Angehörigen der hiesigen Werke und Betriebe, des Handels, sowie die Beamten sich von den Stellplätzen aus dem Zuge angegliedert hatten.
Auf dem Marktplatze erreichte der festliche Zug sein Ende In mustergültiger Ordnung war man hier aufmarschiert und hörte zunächst die Ausführungen des Ortsbauernführers Uhlemann, der die Kundgebung eröffnete. Der Ortsbauernführer wies darauf hin, dass der Tag ein Festtag des deutschen Bauern und der Kreise sei, die sich mit dem Bauern verbunden fühlen. An diesem Tage danke der Bauer Gott, dass er seine Arbeit gesegnet habe, an diesem Tage komme die Freude zum Ausdruck, dass die Ernte glücklich geborgen sei.
Die mit Beifall aufgenommenen Ausführungen des Bg. Uhlemann leiteten über zu den Rundfunkübertragungen der Staatsfeierlichkeiten vom Bückeberg. Wieder erlebten wir mit diesem Eindrucksvollen Gemeinschaftsempfang eine historische Stunde.
In wahrer Volksgemeinschaft verbrachte man nun die folgenden Stunden des Nachmittags. Gut meinte es die herbstliche Sonne, sie lockte zum Verweilen im Freien. Und so nahm man an den zahlreich auf dem Marktplatz aufgestellten Tischen Platz und hörte bei Kaffee und Kuchen oder beim Glas Bier den Gesangsdarbietungen des BdM., der Chorvereinigung und der HJ., wie auch den flotten Weisen der Werkskapelle der Ofenfabrik, zu.
Erntetanz, der am Abend auf den Sälen unserer Gaststätten stattfand, aber ließ den Tag in froher Weise ausklingen.

Mügelner Tagesblatt 04.10.1937