Ein Erdbeben wurde in der Nacht zum Sonnabend hier und in der weiteren Umgebung wahrgenommen. Es war gegen 2.45 Uhr, als ein starker Erdstoß verspürt wurde, der manchen Schläfer aufschreckte. Das unterirdische Rollen gemahnte an das Geräusch eines vorbeifahrenden Automobils, und mancher glaubte zunächst auch, ein solches zu hören, bis er dann durch einen Blick aus dem Fenster eines anderen belehrt wurde. Die Häuser erzitterten heftig, Türen schlugen und Fenster klirrten. Der Stoß ging von Ost nach West. Einige Bewohner wollen schon um 2 Uhr und dann noch gegen 4.30 Uhr eine Erderschütterung bemerkt haben. Es war interessant, dies noch von weiteren Beobachtern bezeugt zu sehen, denn die von auswärts vorliegenden Meldungen wissen nur von einem Erdstoß um 2.45 Uhr zu berichten.
Der Erdstoß wurde am stärksten in Leipzig verspürt, wo sogar die Möbel von der Stelle gerückt wurden. auch von Dresden und Umgegend, Grimma, Nossen und Zeitz lauten die Nachrichten ähnlich, während das Vogtland, wo sich sonst stets Störungen fühlbar machen, diesmal frei von der Erschütterung geblieben zu sein scheint. Der Herd des Erdbebens ist in Sumatra zu suchen.

Mügelner Anzeiger, 27. Juni 1914