Stimmt alle
mit uns ein…
Unter diesem Motto treffen sich die Sänger und Sängerinnen
des Döllnitztalchores Mügeln e. V. jede Woche einmal
zur Probe. Zurzeit sind es 34 Mitglieder, die eine 30jährige
Tradition fortsetzen.
Angefangen hat alles im Sommer 1969, als 18 sangesfreudige Frauen
und Männer den „Volksgut-Chor“ gründeten.
In der handschriftlichen Chronik von Johanna Täschner finden
Namen, die eingesessene Mügelner sicher kennen:
Lieselotte Renner, Hilde Wilms, Herbert Sommer, Irene Schumann,
Johanna Täschner, Maximilian Rasel, Beate Müller, Traudel
Ritter, Gerhardt Randt, Herta Scholz, Gerda Müller, Agathe
Richter, Ernst Ritter, Helene Steglich, Gisela Plänitz, Anni
Schmöche, Erwin Scholz, Waltraud Wiemer.
Das Volksgut Mügeln stand zur Gründung Pate und es wurde
durch den Chorfreund Herbert Sommer, der gleichzeitig Vorsitzender
der Betriebsgewerkschaft war, verkündet, dass alle größeren
Anschaffungen des Chors – Kleidung, Notenmaterial usw. – durch
die Gewerkschaftskasse direkt finanziert werden sollen.
Unter der Leitung von Adolf Grünberg wirkte der Chor als
Teil des Ensembles des VEG Mügeln zunächst beim „Ökulei“ des
Bezirkes Leipzig mit, dann sorgte er bei Betriebsfesten, Erntefesten,
Dorffeiern, Jugendweihen, Bergmannsfesten in Kemmlitz, Veranstaltungen
der Volkssolidarität und zu vielen anderen Gelegenheiten,
auch private Jubiläen, für teil festliche, teil stimmungsvolle
kulturelle Umrahmung und Einlagen.
Besondere Höhepunkte waren die Teilnahme an den 13. Arbeiterfestspielen
1971 in Leipzig und den 14. Arbeiterfestspielen 1972 in Schwerin,
wo das Ensemble des VEG Mügeln eine Goldmedaille erhielt.
Schon nach 2 Jahren gehörten 27 Mitglieder zum Chor.
In der Chronik taucht 1972 der Name Horst Kraus auf. Er war damals
Chorleiter einiger Leipziger Chöre und sollte den Volksgut-Chor
künstlerisch beraten. Als Adolf Grünberg aus gesundheitlichen
Gründen aus dem Chor ausscheiden musste, übernahm zunächst
Hans Wiemer (der jetzige Leiter des Heimatchores) und nach kurzer
Zeit Horst Kraus die Leitung des Chores. Bei jedem Wetter kam er
mit dem Auto zur wöchentlichen Probe – bei Glatteis
oder Schneegestöber manchmal 2 Stunden später – aber
er kam und spornte mit seinem Engagement auch alle Sänger
und Sängerinnen zum regelmäßigen Erscheinen an!
Das Hauptanliegen der Chorarbeit waren natürlich die ernsthaften
Proben und niveauvollen Auftritte. Gemeinsame Feiern verbinden
aber auch und deshalb kamen Geselliges Beisammensein, Faschingsfeiern
und spontane Feste nicht zu kurz, wie in der Chronik zu lesen: „Mittwoch,
10. Mai 1972 in Limbach, herzliche Begegnung mit einer Delegation
des Freundschaftszuges aus der Heldenstadt Kiew“. Ein weiterer
Höhepunkt, von dem heute noch voller Stolz berichtet wird,
war der Auftritt im Fernsehen der DDR in der Sendung „Alles
singt“ von Hans-Georg Ponesky. Mit Proben und Auftritten
verging die Zeit wie im Flug. Sängerinnen gingen und kamen,
die Freude am Singen blieb erhalten.
Dann musste auch Horst Kraus den Chor gesundheitshalber verlassen
und ab September 1988 betreut uns nun Rainer Naake aus Großbothen.
Unter seiner Leitung pflegen wir die bekannten Lieder und erweitern
unser Reportiore ständig.
Doch zunächst noch ein kurzer Blick zurück. Kaum hatten
wir uns an den neuen Chorleiter gewöhnt, galt es auch für
den Chor, die Wirren der Wende zu überstehen. Die große
Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt und im Privatleben, die vielen
ungewohnten Neuregelungen verdrängten die Lust am Singen.
Zu groß waren die Sorgen um die Zukunft bei jedem Einzelnen.
Der Trägerbetrieb des Chores existierte nicht mehr.
Über Nach wurde das Internat im Schloss Ruhetal geschlossen
und ab sofort sollten wir für unsere Proben im Bischofszimmer
an die Treuhand Miete zahlen. Ein Unding; hatte doch, wie eingangs
erwähnt, bis dahin das Volksgut alle Ausgaben des Chores beglichen!
Einigen unerschütterlichen Stammmitgliedern gebührt
der Verdienst, den Chor in dieser Situation am Leben erhalten zu
haben. Nach einigen unerträglichen Monaten der Resignation
und des Stillstands fanden sie sich zusammen und begannen wieder
mit Reiner Naake zu proben. Dazu konnten wir das Musikzimmer der
Goethe-Schule kostenlos nutzen, was Erwin Müller mit dem damaligen
Schulleiter Hentschel absprach. Dieser Vertrag wurde dann durch
Schulleiter Pörschel weitergeführt bis im Rathaus der
neue Bürger- und Ratssaal unser Probendomizil wurde.
Bald nach der Wende erkannten wir Chormitglieder die Notwendigkeit
der Gründung eines Vereins. Es war die Voraussetzung, um nach
den neuen Gesetzen juristisch und finanziell auf eigenen Beinen
zu stehen.
Am 17.11.1991 fand die Gründungsversammlung statt, es wurden
8 Mitglieder zum Vorstand gewählt und eine Satzung bestätigt.
Als eingetragener Verein sind wir nun für das Wohl und Wehe
unseres Chores selbst verantwortlich. Zum Glück können
wir seit 1991 nur auf gute Jahre zurückblicken. Die Mitgliederzahl
schwankt.
Einige Sängerinnen mussten aufgrund der beruflichen Situation
auf das Singen verzichten, z. B. Fam. Müller und Bernd Mücke.
Etliche Sänger haben nach einer Pause zu uns zurückgefunden,
Fam. Pietsch, Annelies Wagner, Anni Goldhorn. Es gibt aber auch
immer wieder Neuanmeldungen, was uns ganz besonders freut.
Ein Sänger war von der Geburtsstunde des Chores vor 30 Jahren
bis heute ohne Pause dabei – Herber Sommer, dafür bekommt
er einen Extra-Glückwunsch! Unter den derzeit 34 aktiven und
5 fördernden Mitgliedern sind 7 Ehepaare, denen die gemeinsame
Freizeitgestaltung besondere Freude macht.
Nicht unerwähnt soll die Zusammenarbeit mit dem Tümmlitzwaldchor
bleiben. Bedingt durch Herrn Naake, der beide Chöre leitet,
bestreiten wir Konzerte gemeinsam und helfen uns auch bei Besetzungsproblemen
aus.
Vielfältig sind die Aktivitäten unseres Chores seit
1991. Sie unterscheiden sich etwas von denen vor der Wende: Statt „Ökulei“ jetzt
Frühlingskonzert der Sparkasse, statt Arbeiterfestspiele jetzt
Teilnahme am „Tag der Sachsen“…
Bis 1996 gestalteten wir weiterhin den kulturellen Teil von Jugendweihefeiern,
nun aber mit Vertrag und Honorar. Wir singen zu Blütenfesten,
Weinproben, Dorf- und Parkfesten, geben Rathauskonzerte und nehmen
an Chortreffen teil, um nur einiges zu nennen. Den wichtigsten
Teil in unserem Terminplan nehmen aber die Konzerte ein, die der
Chor in Eigenregie veranstaltet. Gemeint sind die Sommer- und Weihnachtskonzerte
in der Johanniskirche Mügeln, auf die unser Stammpublikum
immer schon wartet.
Fünf Benefizkonzerte hat der Chor veranstaltet, zu Beginn
ein Chorkonzert mit anschließendem Tanz. Die Einnahmen spendeten
wir u. a. für Tschernobyl-Kinder, die sich in der Dahlener
Heide erholten, für die Sanierung des Mügelner Kirchturmes
sowie zum Kauf einer Bank, die jetzt am Weg der Wetitz-Wiesen zum
Verweilen einlädt.
Wir halten gern Kontakt zu anderen Vereinen. So besuchen wir uns
z. B. mit einem Chor aus der Wolfsburger Gegend gegenseitig zu
gemeinsamen Konzerten.
Auch mit Vereinen unserer Region gestalteten wir Veranstaltungen.
Erinnert sei nur an das Frühlingskonzert der Sparkasse gemeinsam
mit dem Oschatzer Lehrerchor oder das Große Chorkonzert im
Juni 1999 gemeinsam mit Vereinigten Kirchenchören unter Leitung
von Jochen Förster, der übrigens um 1972 auch mal Sänger
im Volksgut-Chor war.
Noch gut in Erinnerung ist sicher die tolle Stimmung beim Sommerkonzert
1998, an dem das Jugendblasorchester Riesa und ein spanisches Streichorchester
mitwirkten..
An dieser Stelle soll auch noch auf das Jubiläumskonzert
(28. August 1999) hingewiesen sein, welches wir gemeinsam mit dem
Heimatchor Oschatz gestalten werden, dessen derzeitiger Leiter
Hans Wiemer in den ersten Jahren des Volksgut-Chores ebenfalls
Sänger und vertretungsweise auch Chorleiter war.
Natürlich gehören nach wie vor gesellige Veranstaltungen
in unser Vereinsleben. Fest im Programm sind Faschings- und Weihnachtsfeiern,
jährlich eine Fahrt ins Blaue. Hier sind selbstverständlich
die Partner mit von der Partie. Bei runden Geburtstagen wird der
Jubilar besucht (und jeder unrunde Geburtstag wird natürlich
in der Probe gefeiert, da – einem Gerücht zufolge – geölte
Stimmen besser singen sollen). Nun feiern wir unseren 30. Geburtstag!
Was wünschen wir uns? Es wäre schön, wenn sich
weiterhin sangesfreudige Mügelner als Mitglieder im Chor einfinden
würden, denn Nachwuchssorgen haben wir trotz aller positiven
Bilanz doch. Als zweites wünschen wir uns, dass unser Bemühen
um ein zufriedenes Publikum auch weiterhin von Erfolg gekrönt
sein wird.
„Die Fans sind eine Macht“ – nicht nur bei Frank
Schöbel. Auch wir spüren das und sind stolz und froh über
den Anklang, den unsere Chorarbeit bei der Stadtverwaltung und
bei unserem Publikum in Mügeln und Umgebung findet. So macht
die Probenarbeit Spaß und auch die Konzerte, wo wir Frohsinn
in die Herzen tragen können und den Namen unserer Heimatstadt
im weiten Umkreis mit populär machen.
Erika Däberitz, Vorstandsvorsitzende (Mügelner Anzeiger,
1999)
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