Zur Geschichte des Stadtteiles Crellenhain
von Günter Thiele
Infolge einer Verwaltungsreform im Jahre 1959, wurden Altmügeln,
Crellenhain, Berntitz, Schlatitz und Schlagwitz nach Mügeln
eingemeindet. Über Altmügeln kann man nur im Zusammenhang
mit Mügeln schreiben, so wollen wir nun noch die beiden eingemeindeten
Ortsteile Crellenhain und Schlagwitz vorstellen.
Die erste bekannte Erwähnung scheint tatsächlich erst
aus dem Jahre 1308 zu stammen. Da wird „Grellenhain“ als
Rittersitz erwähnt. Die frühe Geschichte Crellenhains
hüllt sich in Dunkel. Natürlich haben in dieser Flur
schon Menschen gelebt, es gibt aber anscheinend keine schriftlichen Überlieferungen.
Die mächtigen Nachbarn des kleinen Rittersitzes haben wahrscheinlich
schon frühzeitig Grund und Boden von Crellenhain an sich gebracht.
So gehörte dieser Rittersitz Anfang des 15. Jahrhunderts auch
einmal den Saalhausen auf Schweta und Oetzsch. 1445 wird Crellenhain
noch einmal als Rittersitz erwähnt. Und im Jahre 1453 erfolgte
die endgültige Angliederung an den bischöflichen Besitz
in endgültiger Angliederung an den bischöflichen Besitz
in Mügeln durch Bischof Caspar von Schönberg. Dieser
tauschte ein ihm gehörendes Gut in Goselitz bei Döbeln
gegen Crellenhain ein. Die letzten Besitzer von Crellenhain, die
Gebrüder von Fichtenberg müssen ohne jede weitere Entschädigung
die Mügelner Gegend verlassen haben. Crellenhain hatte anscheinend
nur aus dem kleinen Rittersitz bestanden.
Im Jahre 1667 hatte der Geheimrat und spätere Oberhofmarschall
Hermann von Wolfframsdorf vom sächsischen Kurfürsten
Schloss, Amt und „Städtglein“ Mügeln gekauft.
Dessen Sohn Johann Friedrich von Wolfframsdorf ließ im Jahre
1703 die letzten Überreste des baufälligen Rittergutes
in Crellenhain abreißen. Im gleichen Jahre noch wurden in
Crellenhainer Flur zwei Reihen von Häusern mit einem kleinen
Garten versehen, errichtet. In diese Häuser zogen die Arbeiter
des Kammergutes ein. 48 Häuser wurden damals in wenigen Monaten
errichtet. Natürlich steht von diesen Katen nichts mehr. Verschiedene
Grundstücke haben aber anscheinend noch die ursprüngliche
Größe. Die Bewohner kennen die durch die Wermsdorfer
Straße geteilten Häuserzeilen nur als Sommerseite und
Winterseite.
Der gesamte Grundbesitz war in den Händen der Grundherren,
erst der Bischöfe, dann der Besitzer, später des sächsischen
Staates, dann des Volksgutes. So kommt es, dass ab 1703 nur Tagelöhner
und später nur Lohnarbeiter in Crellenhain gewohnt haben.
Spätere Ansiedlungen gab es erst im 19. Jahrhundert, Anfang
des 20. Jahrhunderts (um 1928), und die letzte größere
Besiedlung durch die Errichtung der Eigenheime zur DDR-Zeit.
Tatsächlich beträgt auch die gesamte Ortsflur von Crellenhain
nur 4 ha.
Da die erste Erwähnung aus so später Zeit stammt, wir
angenommen, dass Crellenhain eine deutsche Gründung sei. Und
man erklärt den Namen mit einem Gründer namens Grello.
Dies kann aber nicht stimmen. Der Rittersitz welcher in älterer
Zeit angeblich auch Göllen-Hayn geschrieben worden ist, war
rundum von bischöflichem Besitz umgeben, was ja schließlich
auch die Brüder von Fichtenberg bewog, diesen Besitz aufzugeben.
Der Besitz der Bischöfe erstreckte sich bin in den heutigen
Wermsdorfer Wald. Es werden Flurnamen genannt, welche zum ältesten
Besitz der Meißner Bischöfe zählten: der Göltzsch,
der Beerbach, der Keilbusch, der Hoffegöhren, der große
und der kleine Baumgarten, das Thalholz, die Kühepfütze,
der Kreutzegrund. So grenzten diese Flächen bis an die Ortsflur
von Limbach, Lampersdorf und Collm. Hätte die Flur von Crellenhain
keinen Besitzer gehabt, würden sich das die Meißner
Bischöfe wohl kaum jahrhundertelang angesehen haben. Und da
Crellenhain eben von jeher einen weltlichen Besitzer hatte, erklärt
es sich auch, weshalb der Rittersitz bei der Erwähnung im
Jahre 1445 als zur Pflege Oschatz gehörig bezeichnet wird.
Zur Pflege Oschatz – nicht zu Mügeln, da ja Mügeln
bischöflich war.
Ein Pfarrer Canitz von Altmügeln, erklärt in der „Kirchengalerie“,
dass Gröllenhain eine alte Freistatt gewesen sein soll und
dass sich in Crellenhainer Flur ein heiliger Hain der Slawen befunden
habe. Die Quellen dieses Pfarrers sind unbekannt. Aber das mit
der Freistatt, einem Gut, welches einem Ritter für besondere
Verdienste übergeben worden war, kann stimmen. Denn dies ist
bei der Schenkung im Jahre 1063 aus den anderen Flächen dann
wahrscheinlich ausgeklammert worden.
Über Einwohner in Crellenhain wird uns folgendes überliefert:
Im Jahre 1764 = 45 Gärtner. Da wurden nur die „Haushaltsvorstände“ gezählt.
Im Jahre 1834 lebten in Crellenhain 389 Einwohner; 1871 = 409 Einwohner;
1890 = 380 Einwohner; 1910 = 407 Einwohner; 1925 = 405 Einwohner;
1939 = 483 Einwohner und 1946 aus den bekannten Gründen 564
Einwohner.
Für das Jahr 1878 haben wir noch eine Niederschrift. Da steht:
Crellenhain, ein Dorf 3 Kilometer westnordwestlich von Mügeln
mit 415 Einwohnern. Post Mügeln; Gemeindevorstand Christ.
Gottlieb Curth; Gastwirt Ernst Louis Oehmigen. Bauern gab es ja
sowieso nicht, keine Handwerker, nicht, in Crellenhain lebten nach
wie vor nur Arbeiter. In alten Kirchennachrichten aus dem Anfang
des 19. Jahrhunderts findet man viele Scheitschläger, diese
Leute arbeiteten im Wald. Maurer gab es, eventuell mal einen Schneider
oder Schuster, wobei diese aber nicht als Meister in Mügeln
arbeiteten.
Kirchdorf und Schulort war Altmügeln.
So wurde zum Beispiel am 20. Februar 1839 in der Kirche zu Altmügeln
getauft: Pauline Henriette, Joh. August Schmidts, Häuslers
und Scheitenschlägers in Crellenhain sechstes Kind. Im „Wochen-
und Intelligenzblatt der Stadt Mügeln und Umgebung“ (wie
der Mügelner Anzeiger damals noch hieß), lesen wir in
der Ausgabe vom Sonnabend, dem 29. Juli 1839 unter „getauft
in Altmügeln“: Sophie Emilie, Jo. Gottlieb Bäurichs,
Hausbesitzer und Scheitenschlägers in Crellenhain, zweites
Kind. – Es gab anscheinend schon immer viele Waldarbeiter
in Crellenhain.
Die Gastwirtschaft
In der gleichen Zeitung wie oben erwähnt, lesen wir eine
Einladung des „Schenkwirth Damm in Crellenhain“: Künftigen
Sonntag, als den 30. Juni, wird bei mir gut besetzte Tanzmusik
stattfinden, wobei ich meinen geehrten Gästen mit Kaffee und
gutem Kuchen ergebenst aufwarten werde. Um zahlreichen und gütigen
Besuch bittet ergebenst der Obige.
Am 17. August des gleichen Jahres lesen wir in einer Anzeige,
dass dieser Wirt ein großes Zelt zu verkaufen hat. Es sind
zugleich die ältesten Erwähnungen über einen Gastwirt
in Crellenhain, welche zu finden waren. Im Jahre 1869 annonciert
ein Gastwirt Pilz in Crellenhain. Seine Anzeige vom 2. Juni dieses
Jahres: Zum Kaffee- und Kuchenschmauß nebst Ballmusik ladet
aus Stadt und Land ergebenst ein, Pilz in Crellenhain.
Die letzten Gastwirte in Crellenhain, das waren nacheinander Mitglieder
der Familie Steuer. Nach der Witwe, die viele Jahre die Gastwirtschaft
führte, übernahm die Tochter Toska Steuer die Gastwirtschaft
und sie soll sie auch viele Jahre bewirtschaftet haben. Deren Schwester
Alma Steuer gehörte zu den Toten bei dem Kleinbahnunglück
in Schrebitz am 18. November 1919. Nach Steuers wurde die Gaststätte
von der Familie Helbig geführt und der letzte Gastwirt war
Sepp Müllner. Wann die einzelnen Wechsel stattfanden, konnte
nicht ergründet werden. Unter Sepp Müllner wurde die
Gaststätte im Jahre 1962 geschlossen. Er war nicht der Besitzer,
das war vielmehr eine Gemeinschaft von mehreren Erben in Ost- und
Westdeutschland, weshalb er anscheinend auch nichts mehr in das
alte Gebäude investierte – oder investieren konnte.
Im Jahre 1964 zog dann die Familie Kötitz in den Gasthof
ein, wo sie noch heute wohnt. Von ihnen wurde die Gaststube noch
einige Jahre an die Stadt Mügeln verpachtet. So hielt u. a.
der Crellenhainer Männerchor in den letzten Jahren seines
Bestehens seine Zusammenkünfte in dieser Gaststube ab.
Der Crellenhainer Ruprecht
Dann wohnte da noch ein Mann über sehr lange Zeit in Crellenhain,
der Crellenhainer Ruprecht. Das war ein derber, rustikaler, und
mit einer großen Rute ausgerüsteter Weihnachtsmann.
Er hatte aber so gar nichts von einem normalen Weihnachtsmann an
sich. Groß und stark, mit sehr grober Kleidung angetan, muss
er wohl mit den Waldarbeitern in Crellenhain verwandt gewesen sein!
Er war arm und brachte nur ein wenig selbstgebackenen Pfefferkuchen,
ein paar Äpfel, und wenn er „Beziehung“ hatte,
evtl. ein paar Nüsse mit. Aber Schläge gab es – nicht
zu knapp. Generationen von Kindern wurde schon vor 1900 in der
Mügelner Gegend gedroht: „Wenn ihr nicht artig seid,
dann kommt zu Weihnachten der Crellenhainer, da könnt ich
was erleben.“ Ich war jetzt einige Tage in Crellenhain unterwegs,
aber wo er gewohnt hat, konnte ich nicht feststellen.
Die Bäckerei
Im Jahre 1897 baute ein Richard Hermann Reiße in Crellenhain
eine Bäckerei. Diese wurde vom Sohn Richard Reiße weitergeführt.
Dessen Schwiegersohn Alfred Hanns führte das Geschäft
bis zum Jahre 1952. Im Jahre 1952 verpachteten dessen Erben die
Bäckerei an den Konsum. Der Konsum hat in dieser Bäckerei
noch einige Jahre gebacken, bis er dann das Backen einstellte und
das Brot und die Semmeln aus einer anderen Bäckerei brachte.
Inzwischen hatte sich auch das „Sortiment“ erweitert.
Bis die Bäckerei zu einem „richtigen“ Dorfkonsum
wurde, wo es von Butter und Milch bis zum Waschpulver alles gab – wenn
es was gab.
Im Jahre 1963 wurde dann dieses Grundstück von der Familie
R. Knull gekauft. Deren Sohn ist mit dem nach der Wende neu eingerichteten
Geschäft eine bekannte Adresse in Crellenhain.
Auf der Stockwiese, wo heute der Kindergarten steht, war auch
einmal ein Fußballplatz. Die Crellenhainer Fußballer
nahmen am regelmäßigen Spielbetrieb teil. Die Sportgemeinschaft
soll sich in den zwanziger Jahren gebildet und bis um 1930 dort
in Crellenhain ihren Spielbetrieb durchgeführt haben.
Und dann gab es noch den „Crellenhainer Männerchor“
Dieser Chor wurde am 2. Mai 1899 im Gasthof Schlatitz unter dem
Namen „Männergesangsverein Germania Schlatitz“ gegründet.
Die Unterlagen bis zum Jahre 1927 sind leider abhanden gekommen,
so dass auch nichts über die Gründungsmitglieder gesagt
werden kann. Ebenso fehlen die Unterlagen von 1933 bis 1947. Eines
steht aber fest, dass der überwiegende Teil der Mitglieder
von Anfang an aus Crellenhain und Altmügeln kam, weshalb man
dann auch den Namen änderte.
Am 26. Januar 1927 versammelten sich im Steuerschen Gasthofe in
Crellenhain 12 Damen, Bürgermeister Wießner und Kantor
Krebs, zur Gründung eines Damenchores, was dann auch geschah.
Zu einem von den Damen gewünschten Zusammenschluss mit dem
Männerchor kam es nie. Die Vorbehalte der Männer waren
zu groß!!
Es war zwar ein Verein, aber Männer- und Damenchor getrennt,
wobei es aber doch zu gemeinsamen Auftritten und Geselligkeiten
kam. Nach einem Jahr stand dieser Damenchor schon wieder vor seiner
Auflösung. Die Teilnahme an den Probenabenden war einfach
zu gering und am 11. Oktober 1928 beschloss der Vorstand, den Damenchor
bis auf weiteres einzustellen. Zu einer „Wiederbelebung“ des
Damenchores kam es aber nicht.
Am 10. Dezember 1933 hatte Sangesbruder Fallenstein die bisherigen
Mitglieder zu einer Besprechung eingeladen. Anscheinend hatte sich
der Vorstand aufgelöst, es ging um Existentielles. Er verlas
ein an den Verein gerichtetes Rundschreiben. Es ging um eine „Neuordnung“ aller
Gesangvereine. In dem Schreiben stand u. a., dass alle Gesangvereine
irgendwelcher Art, welche sich nicht dem Sächsischen Sängerbund
anschließen, keinen Raum mehr zur Verfügung gestellt
bekommen. Das war Klartext – entweder Anschluss an den von
den Nazis geführten Sächsischen Sängerbund oder
keinen Probenraum – und auch sonst nix! Mit dem 10. Dezember
1933 hatten die Crellenhainer aber auch schon recht lange gewartet.
Nach einer Aussprache wurde von den Anwesenden beschlossen, dem
Sächsischen Sängerbund als „Männergesangverein
Germania Crellenhain“ beizutreten.
Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges ruhte der Gesangverein.
Am 30. März 1947 wurde der Chor als eine Gesangsgruppe des
Kulturausschusses Crellenhain wieder gegründet. Vorausgegangen
war eine öffentliche Aussprache der Sangesfreunde in der Gemeinde
Crellenhain am 21. März 1947. Man wartete also nicht lange.
Zu dieser Einladung waren 18 Personen erschienen. Es wurde heftig
diskutiert, und die Art der Einladung kritisiert. Bei besserer
Organisation, so wurde gesagt, wären viel mehr gekommen. Zu
einem richtigen Gesang würden mindestens 25 Personen gebraucht.
Diese Zahl wurde auch innerhalb kürzester Zeit erreicht. An
diesem 30. März wurde auch gleichzeitig der erste Vorstand
gewählt. Es waren Vorsitzender Max Hessel, Stellvertreter
Max Keil, Kassierer Kurt Wohllebe, Archivar Alfred Hanns und Schriftführer
Max Riedel. Als Dirigent wurde Kapellmeister Grüneberg aus
Mügeln einstimmig vorgeschlagen und dieser erklärte sich
auch bereit, das Amt zu übernehmen. An Noten war kein Mangel.
Die von den Nazis angeordnete Vernichtung des alten Notenmaterials
war von den Crellenhainern nicht befolgt worden. Alle Notenbücher
waren, sorgfältig verpackt, von den Crellenhainer Sangesbrüdern
versteckt worden.
Die ersten Gesangsabende wurden bereits in der gleichen Woche
durchgeführt, am Freitagabend. Und von diesem Tage an war
jeden Freitag Chorprobe, bis zum Jahre 1979.
Zur Jahreshauptversammlung am 30. Januar 1948 im Gasthof Schlatitz
berichtete der Vorsitzende über die Übungsabende, dass
sie sich meist länger ausdehnten, da die (seit Kriegsende)
noch üblichen Stromsperren oft bis 19.30 Uhr andauerten. Dass
sich die Sängerzahl bis auf 40 Mitglieder erhöht habe,
und die älteren Sangesbrüder sich gut um die jugendlichen
Sänger kümmerten. Da die Stromsperren in Crellenhain
zu lange dauerten, würde man die Chorproben in Zukunft in
Schlatitz durchführen. Zu guter Letzt beschloss man den Namen „Gesangsgruppe
des Kulturausschusses“ abzulegen und sich wieder „Männergesangsverein
Crellenhain“ zu nennen. Der Vorstand wurde bestätigt,
wie er überhaupt in all den Jahren meist nur durch Alter,
Krankheit und Tod Veränderungen erfuhr. In dem einwandfrei
geführten Protokollbuch liest man mit Bewunderung die peinlichst
eingetragenen Vorstandssitzungen und Hauptversammlungen.
Der Verein trug das gesellschaftliche Leben für viele Einwohner
von Schlatitz, Crellenhain, Altmügeln und Mügeln. Die
Mitgliederzahl stieg unaufhörlich, 1949 waren es 45 Sangesbrüder.
In den Folgejahren war es immer so um die 50 Mitglieder. In vielen
Jahren aber auch bis zu 65 oder 67 Mitglieder, wobei man dann auch
zwischen aktiven und passiven Mitgliedern unterschied. Bis weit
in die 50er Jahre wurden auch Theaterstücke gespielt. So wurde
u. a. von den Mitgliedern ein Weihnachtsauftritt abgelehnt, weil
die Zeit zu kurz für die Einübung eines Theaterstückes
war. Weihnachtsauftritt ohne Theaterstück, das ist nichts – war
die Meinung.
Es wurde traditionell ein Faschingsabend durchgeführt. Wanderabende
nach Schrebitz, Nebitzschen, Vereinsvergnügen, Busfahrten,
Schlachtfeste, Weihnachtsabende… und, und. Dazu kamen die
Auftritte bei Kulturveranstaltungen in Mügeln im „Hirsch“ oder
im „Volkshaus“, in Schweta, Nebitzschen, Hof, Naunhof,
Oschatz usw. In den letzten Jahren dann gemeinsame Auftritte mit
dem Hans-Sachs-Chor Oschatz und dem Volkschor Terpitz und anderen
Chören. Dazu kamen die Einstufungsauftritte. Der Chor sang – und
das nicht nur zur Weihnachtszeit – in den Krankenhäusern
in Mügeln und Wermsdorf, im Altersheim Gaudlitz. Mit dem Altersheim
existierte über Jahre hinweg ein Vertrag über die Auftritte.
Es gab Festspiele der Volkskunst und Auftritte zu Hauptversammlungen
der Kleingärtner usw. Zu den Jahreshauptversammlungen wurde
oft angeregt, die Auftritte zu verringern, da keine Zeit mehr zum
Einstudieren neuer Lieder sei und es wurde über alles berichtet.
Im Durchschnitt gab es im Jahr 42 bis 45 Chorproben, immer freitags
wechselnd zwischen Schlatitz und Schwedenschänke Mügeln.
Es wurden auch die neu einstudierten Lieder aufgezählt.
Höhepunkte waren die gemeinsamen Auftritte mit dem Kreiskulturorchester
und dem Orchester des Theaters Döbeln. Mit Heinz Raubold,
welcher über Jahre Ehrenmitglied war, hatte der Chor einen
phantastischen Mann, der launig durch das Programm führte.
Um alles zu bewältigen, gab es den Vorstand. Zu den Vorstandssitzungen
waren fast immer 8 bis 12 Personen anwesend. Waren es tatsächlich
einmal unter 8 Personen, so wurde dies gerügt. Es gab einen
Vergnügungsausschuss, bestehend aus 5 Personen, welcher sehr
rührig war und es gab eine Theaterleitung mit ebenfalls 5
Personen.
Zwischenzeitlich wurde der Chor auch manchmal als Volkschor bezeichnet,
die Crellenhainer kehrten aber immer wieder zu ihrer alten Bezeichnung
zurück.
Eine Hauptperson war neben dem Vorsitzenden immer der Hauptkassierer,
wenn auch die Beiträge von anfangs monatlich 50 Pfennig, über
1 Mark, viele Jahre 1,60 Mark, Rentner 50 Pfennig und in den letzten
Jahren vierteljährlich 4 Mark nicht hinausgingen, so trug
sich dieser Chor doch allein. In all den Jahren bekam er keinerlei
Unterstützung, weder von der Stadt, noch vom Kreis. Einmal
in den vielen Jahren war ein Vertreter des Kreiskabinetts für
Kultur anwesend und äußerte sich verwundert, dass in
Crellenhain so eine Arbeit geleistet würde! Ein Vertreter
aus Leipzig äußerte sich ebenso.
Über viele Jahre wurde Volksgut als Trägerbetrieb genannt,
kam aber nicht einmal den Einladungen nach. So führte die
Chorleitung eine Vorstandssitzung im Volksgut durch, der Effekt
war gleich null. Es wurde ihnen erklärt, da nicht ein Betriebsangehöriger
im Chor singen würde, wäre es mit der Unterstützung
kompliziert. Der Chor bekam einmal 50,- DM und einmal 100,- DM,
das war alles in all diesen Jahren.
Vieles ließe sich berichten. Chorleiter Käseberg musizierte
erst im Kreiskulturorchester, später am Theater in Döbeln,
so dass er oftmals nicht zu den Proben kommen konnte. Viele Jahre
bemühte man sich um einen Nachfolger, für den immer älter
werdenden Dirigenten Adolf Grüneberg. In Kantor Rudolph aus
Mügeln glaubte man einen guten Nachfolger gefunden zu haben.
Doch diese Hoffnung zuschlug sich, da Kantor Rudolph von Mügeln
wieder wegging.
Am 22. Mai 1978 wurde Adolf Grüneberg zu Grabe getragen. Über
50 Jahre war er Dirigent und musikalischer Leiter des Chores. Der
Gesang an seinem Grab, welcher alle Anwesenden zutiefst berührte,
war gleichzeitig der letzte öffentliche Auftritt des Chores.
Man beschloss bis zum 80jährigen Jubiläum zusammenzubleiben.
Alle 14 Tage traf man sich zum gemütlichen Abend. Bis zum
Schluss bestand der Chor aus 27 Mitgliedern, als man festlegte,
den Chor nicht aufzulösen, sondern nur ruhen zu lassen, bis
einmal ein Chorleiter erscheint und jüngere das Ruder in die
Hand nehmen. Das Durchschnittsalter betrug zu dieser Zeit 64 Jahre.
Der Crellenhainer Männerchor blieb in den 80 Jahren seiner
Tradition treu. Dies, und die absolute Unabhängigkeit durch
seine Eigenfinanzierung waren wohl mit ein Grund dafür, weshalb
man ihm sein Eigenleben ließ. Wahrscheinlich auch ein Grund
mit dafür, dass der Chor keinen neuen Chorleiter erhielt.
Er sang sein „altes“ Repertoire aus seinen noch heute
wohlverwahrten Notenbüchern. Über Einladungen zu Auftritten
wurde gesprochen und diskutiert. Dieser Chor ließ sich nicht
reglementieren und auch nicht einordnen. Und heute lebt er nur
noch in der Erinnerung – leider.
|