|
|||||||||||||||||||
Die
Einweihung des neuen Bezirkskrankenhauses „König-Albert-Stift“ in
Mügeln
Zur Einweihung des neuer bauten Bezirkskrankenhauses König Albert-Stift zu Mügeln hatten sich am Mittwoch auf Einladung des Vorsitzenden des Ausschusses, des Herrn Bürgermeister Börngen=Mügeln, mittags 12 Uhr am Bezirkskrankenhause die Herren Mitglieder des Stadtgemeinderates, des Kirchen- und Schulvorstandes, die Vorstände der Ortkrankenkasse Mügeln, der Gemeindekrankenversicherung Mügeln u. U. und Ablass, Mitglieder der Sanitätskolone Mügeln, der Vorstand des Frauenvereins, des Albertvereins, des Ausschusses für Jugendpflege, des Ausschusses für Tuberkuloseschutz, die Herren Herzte von Mügeln, Ostrau und Wermsdorf, die beteiligten Baumeister, Zimmermeister, Handwerker und Lieferanten von Mügeln und auswärts, die Herren Vertreter und Vorsteher der zum Gemeindeverbande gehörigen Gemeinden und Gutsbezirke, sowie eine Anzahl Damen eingefunden. Außerdem zeichneten die Herren Amtshauptmann Dr. Wach Oschatz, Regierungsrat Dr. Barnewitz – Oschatz, Bezirksarzt Dr. Lutze – Oschatz, Oberbaurat Schmidt – Dresden, Amtsgerichtsrat Dr. Schulze – Mügeln, Rittmeister d. R. Uhlemann – Mügeln, Pastor Große – Leipzig, Vorsteher des Diakonissenhauses daselbst, sowie die Herren Geistlichen und Lehrer der Parochie Mügeln und der umliegenden Parochien die Feier durch ihr Erscheinen aus. Diese selbst wurde eingeleitet durch die von der Stadtkapelle vorgetragene 1. Strophe des Thorals: Lobet den Herrn u, worauf der mitbeteiligte Herr Baumeister Eichler – Mügeln das Wort ergriff und am Portal des Gebäudes kurz folgendes ausführte: Am 25. August 1909 sei der Grundstein zum Krankenhaus gelegt worden; nach Überwindung mancher Schwierigkeit sei das Gebäude unter Gottes gnädigen Schutze und mit seiner Hilfe ohne nennenswerte Unglücksfälle im tatkräftigen Zusammenarbeiten sämtlicher beteiligter Gewerken soweit fertig gestellt, dass heute die Schlüsselübergabe erfolgen könne. Den äußeren und inneren Ausbau des Gebäudes beurteilend, verdiene es wohl als in jeder Hinsicht den an dasselbe gestellten Anforderungen genügend bezeichnet zu werden. Mit dem Wunsche , dass es seinen Zweck, den leidenden Mitmenschen als Heilstätte zu dienen und somit Segen bringend zu wirken, voll und ganz erfüllen möge, beendete der Redner seine Ausführungen und übergab den Schlüssel zu dem Gebäude dem leitenden Architekten, Herrn Oberbaurat Schmidt – Dresden, welcher sein lebhaftes Bedauern darüber aussprach, dass es dem, der die Pläne zu dem jetzt fertig gestellten Gebäude entworfen habe und von dessen Schlichtheit und Einfachheit der Bau beredtes Zeugnis ablege, dem leider zur ewigen Ruhe eingegangenen Herrn Baurat Grothe nicht vergönnt sei, den heutigen Tag mit zu erleben und den Bau, der unter seiner Leitung entstehen sollte, vollendet zu sehen. Er wandte sich mit kurzen Worten an die am Bau beteiligten Gewerke und sprach ihnen für ihr harmonisches Zusammenwirken und für ihr solide Arbeit bei dem Bau seine Anerkennung aus, wenn es auch manchmal der Anregung bedurft habe, so freue er sich doch, dass die beteiligten Gewerken jederzeit bestrebt gewesen sein, unter seiner Leitung ihre Aufgabe zu erfüllen. Herzlichst wünschend, dass das Krankenhaus seiner Bestimmung Segen bringend entgegengehen möge, überreichte er den Schlüssel Herrn Amtshauptmann Dr. Wach, der infolge des durch ein ankommendes Automobil verursachten Geräusches nur wenig verständlich war. Er rühmte die Tüchtigkeit der Gewerken und Handwerker, die an der Erbauung und an der inneren Ausstattung des Krankenhauses beteiligt gewesen sind, sprach sich sehr anerkennend über die Geschicklichkeit und Umsicht der Bauleitung und des Ausschusses aus und ließ herzliche Worte des Lobes über die Opferwilligkeit der in Frage kommenden Gemeinden und deren Bewohner fallen. Zum Schluss gab er noch, indem er den Schlüssel in die Hand des Herrn Bürgermeister Börngen legte, seiner Überzeugung dahin Ausdruck, dass Herr Bürgermeister Börngen, der sich, wie allerwärts unverhohlen anerkannt werde, um die Entstehung des Krankenhauses, ob seiner gewissenhaften Umsicht, seiner unermüdlichen Arbeit und der ihm eigenen Fachkenntnis, wie sie wohl selten ein Laie an den Tag lege, ganz besonders verdient gemacht habe, in seiner doppelten Eigenschaft als Oberhaupt der Stadt Mügeln und als Vorsitzender des Ausschusses stets ein wachsames Auge über das seiner Aufsicht anvertraute Krankenhaus haben und seine Hand schützend über dasselbe halten werde. Herr Bürgermeister Börgen eröffnete mit den Worten: „Liebe und Treue haben dies Haus gebaut; Treue und Liebe herrsche bei allen, die hier ein- und ausgehen! Das walte Gott!“ die Tür worauf sich die Festversammlung in das Innere des Gebäudes verfügte und im Flur und in den angrenzenden Zimmern aufstellte. Hier trug zunächst die Kantoreigesellschaft zu Mügeln unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Kantor Weber den Lobgesang „Kommt herzu und frohlocket dem Herrn“ von Stein recht stimmungsvoll vor. Alsdann hielt Herr Bürgermeister Börngen bewegten Herzens die Weihrede. Er führte darin aus: Vor ungefähr 14 Jahren, im Jahre 1897, da wurden im ganzen sächsischen Vaterlande Vorbereitungen getroffen für das 25jährige Regierungsjubiläum und den 70. Geburtstag König Alberts. Im Juli des Jahres 1897 regte der Vorstand des Sächsischen Gemeindetags, durch seinen Vorsitzenden, Herrn Oberbürgermeister Beutler in Dresden, bei den Verwaltungen sämtlicher Gemeinden Sachsens an, in ihren Gemeinden Stiftungen und Einrichtungen für gemeinnützige und wohltätige Zwecke aus Anlass des alle treuen Sachsen auf das freudigste berührenden Festes ins Leben zu rufen. Überall wurden Sammlungen veranstaltet und fanden begeisterte Bereitschaft, überall wurden Stiftungen dargebracht, um der lieben, guten Begeisterung für unsere Königs- und Herrscherhaus Ausdruck zu verleihen. Die Stadt Mügeln sammelte in ihrer Gemeinde 3000 Mark; sie war mit die erste, die der Anregung gern und froh nachkam. Inzwischen erging an sämtliche Verwaltungen des amtshauptmannschaftlichen Bezirks Oschatz vom Bezirksausschusse, durch seinen Vorsitzenden, dem damaligen Herrn Amtshauptmann von Salza – Lichtenau, die Anfrage, ob es sich nicht empfehle, im ganzen amtshauptmannschaftlichen Bezirke unter Einbeziehung sämtlicher Städte und Gemeinden eine gemeinsame Stiftung ins Leben zu rufen. Hierbei hat die Stadt Mügeln zum ersten Male darauf hingewiesen, dass geplant sei ein gemeinsames Krankenhaus zu errichten und dieses Stiftungskrankenhaus zu einem Bezirkskrankenhaus für die Gemeinden um Mügeln und insbesondere die der gemeinsamen Gemeinde „Kranken“ Versicherung Mügeln und Umgegend angehörigen Gemeinden und Gutsbezirke zu erweitern. Der für unseren Bezirk im Kleinen, wie für das Vaterland im großem, Hochverdiente, unvergessliche damalige Herr Geh. Ökonomierat Uhlemann auf Gut Görlitz griff, im Hinblick darauf, dass das alte Krankenhaus schon lange nicht mehr den an dasselbe gestellte Anforderungen zu entsprechen schien, den schönen Gedanken, die Gefühle der Liebe und Treue zum Angestammten Fürstenhause und zu Sr. Majestät dem Könige Albert durch Errichtung eines gemeinsamen Krankenhauses für den Amtsgerichtsbezirk Mügeln zum lebendigen und dauernden Ausdrucke zu bringen, auf und an diesen Gedanken wurde nach eingehender Erörterung für das weiter gemeinsame Vorgehen als Grundlage festgehalten. Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit und Energie hat der nun schon längst zum ewigen Frieden eingegangene Herr Geh. Ökonomierat Uhlemann den Gedanken ausgebaut und seiner Verwirklichung, trotz mannigfacher Schwierigkeiten, bis zu seinem Lebensende seine ganze unschätzbare Kraft, Treue und Liebe zur schönen Aufgabe gewidmet. Wenn es der Stadt Mügeln zunächst auch noch bedenklich erschien, sich von dem alten Krankenhause zu trennen, so hat es nur noch kurze Zeit gedauert, um diese Bedenken zu beseitigen, denn mit Einmütigkeit wurde der Gedanke verfochten. Es erging dann an die einzelnen Gemeinden die Aufforderung, ihre Erklärung darüber abzugeben, ob sie gewillt seien, dem Verbande beizutreten, worauf 39 Gemeinden mit Ja und 23 Gemeinden mit Nein antworteten. Durch unermüdliche Arbeit des bestellten Ausschusses gelang es aber doch, auch die in Frage kommenden Gemeinden unter einen Hut zu bringen und so nach kurzer Zeit die Stiftung ins Leben zurufen. Es sei mir gestattet, so fuhr der Redner fort, an dieser Stelle und an dem Tage, wo alle, die an dem Werke mitgearbeitet und sich in den Dienst der Allgemeinheit gestellt haben, hier versammelt sind, dem Herrn Geh. Ökonomierat Uhlemann die Anerkennung, die alle ihm zollen, für seine gefundene Weltanschauung und den Dank für seine unermüdliche Mitarbeit noch in seine stille Gruft nachzurufen, der anwesenden Familie Uhlemann aber zu versichern, dass wir das Andenken an den Verblichenen hoch in Ehren halten werden. War der Jubiläumsfonds unter Schwierigkeiten gegründet, so wurde von der Stadt Mügeln und den beteiligten Gemeinden am 20. November 1897 eine Summe in Höhe von rund 7000 Mark gezeichnet. Das gab zu berechtigten Hoffnungen Anlass, wenn es auch noch lange Zeit dauerte, ehe diese 7000 Mark dem Grundstocke zugeführt wurden. Beschlossen wurde, dass die Stiftung die Bezeichnung „König Albert-Stiftung“ erhalten sollte. Hiernach ist der 20. November 1897 der eigentliche Gründungstag. Es verging dann eine ganze Zeit, bevor an die Verwirklichung der gefassten Idee gegangen werden konnte, denn man war der Überzeugung, dass mit 7000 Mark bei den Anforderungen, die in wirtschaftlicher wie sanitärer Hinsicht heute an ein Krankenhaus gestellt werden, an die Erbauung eines solchen noch nicht zu denken sei. Der angesammelte Fonds wurde zinsbar angelegt. Damals aber schon wurden Pläne entworfen, aber nur Vorpläne. Erst am 28. November 1905 wurde der Beschluss zur Gründung eines Verbandes gefasst. Im Jahre 1906 fanden weitere Vorberatungen statt und wurden weitere Vorarbeiten in Angriff genommen, so u. a. Satzungen entworfen, welche im November 1907 bestätigt wurden. Am 5. Dezember 1907 wurde ein Ausschuss gewählt und dieser beauftragt, mit einem Architekten in Verbindung zu treten und ihn mit Anfertigung der Pläne und Vorarbeiten sowie Beaufsichtigung zu betrauen. Der Ausschuss erhielt ein Berechnungsgeld von 3000 Mark zur Verfügung gestellt. Geplant war, dass in dem erbauenden Krankenhaus Platz zur Aufstellung von 30 bis 40 Betten geschaffen und außerdem Wohn- und Aufenthaltsräume für Hausmann, Arzt und Krankenschwester eingebaut und das ganze Gebäude mit Zentralheizung versehen werden sollte. Der Ausschuss ist dann mit dem Baurat Grothe in Dresden in Verbindung
getreten und hat diesem den Neubau des Krankenhauses übertragen.
Herr Baurat Grothe hat auch bis zu seinem Tode alle Vorarbeiten erledigt.
Er hat es durch sein liebevolles Wesen, das er an den Tag legte, verstanden,
sich die Gunst und das Vertrauen des Ausschusses zu erringen und zu
sichern, so dass alle Beteiligten mit voller Begeisterung an die Pläne,
die er uns vorlegte, gegangen sind. In den Plänen selbst aber
kam der gute Sinn, den Herr Baurat Grothe für den Heimatschutz
hatte, so recht zum Vorschein. Wir wollen auch ihm an dieser Stelle
unseren Dank für seine treue Mitarbeit in das kühle Grab
nachrufen und ihm in die Ewigkeit noch versichern, dass wir allezeit
seiner ehrend gedenken werden. An Stelle des Herrn Baurat Grothe trat
dann Herr Oberbaurat Schmidt. Allezeit stand dieser dem Ausschusse
helfend und fördernd zur Seite, er hat nicht Mittel, Mühe
und Wege gescheut, um seiner Aufgabe voll und ganz gerecht zu werden
und ohne seine tatkräftige Hilfe wäre das Krankenhaus nicht
so weit, dass wir es heute einweihen könnten. Ihm gebührt
an dieser Stelle Anerkennung für seine Umsicht und Ausdauer und
unter herzlichsten Dank für seine große Mühe, der er
sich zu aller Zeit unterzogen hat. Nachdem die Pläne, wie das
bei Bauplänen und insbesondere bei Plänen für Krankenhäuser
unvermeidlich ist, verschiedene Abänderungen erfahren hatten und
nachdem einige Schwierigkeiten beseitigt waren, wurden die Pläne
genehmigt und es fand daraufhin am 25. August 1909 die feierliche Grundsteinlegung
zu dem Krankenhause statt. Hier sei eines Mannes gedacht, der schon
mit dem Tode ringend und ärztlicher Vorschrift zuwider, es sich
nicht nehmen ließ, zu dem Weiheakt zu erscheinen und das Weihegebet,
in dem es Gottes Segen auf das zu errichtende Werk der Nächstenliebe
erflehte, zu sprechen: unseres zum ewigen Frieden eingegangenen Pfarrers
Siegert. Worte herzlichsten Dankes, wie er sie verdient, rufen wir
ihm in das verklärte Jenseits nach. Gott hat das Werk unserer
Hände gesegnet und heute stehen wir vor der glücklichen Vollendung.
Allerdings ist das Werk nicht das, was sie damals beschlossen haben,
es ist viel größer, schöner und besonders in seinen
inneren Einrichtungen praktischer entstanden, als dies ursprünglich
geplant war. Es machten sich, zum Teil auf behördliche Anordnung,
zum Teil auf ärztliches Anraten im sanitären und modernen
Sinne, Änderungen der Gebäude und seiner inneren Ausgestaltung
nötig, es ist ein Operationszimmer geschaffen worden, damit die
Operationskranken in Zukunft nicht mehr nach auswärts transportiert
zu werden brauchen, das Dachgeschoß ist zweckdienlicher ausgebaut
worden, als die anfangs geplant war, in sanitärer Hinsicht machte
sich die Einrichtung einer Klärgrube und demzufolge auch die Einlegung
einer Schleuse erforderlich, es stellte sich heraus, dass alle Nebenräume
zu klein waren, das Nebenhaus war ursprünglich auch nicht vorgesehen,
an die elektrische Beleuchtungseinrichtung war von vornherein auch
nicht gedacht. Gegenüber dem ursprünglichen Plane haben sich
,wie Ihnen vor Augen geführt, eine Reihe von Verbesserungen nötig
gemacht, auf die wir aber unumgänglich Bedacht nehmen musste,
weil wir bestrebt sein mussten, das Krankenhaus so auszugestalten,
dass es in Zukunft nach allen Richtungen hin den baupolizeilichen und
sanitären Anforderungen voll und ganz entspricht. Demzufolge war
auch mit dem ursprünglich zur Verfügung gestellten Betrage
nicht auszukommen, wir können Ihnen auch heute noch nicht genau
oder auch nur annähernd sagen, was das Krankenhaus kosten wird,
da noch nicht alle Abrechnungen geprüft sind. Wir haben den Auftrag
gehabt, Ihnen das Krankenhaus für 80 – 85 000 Mark Schlüsselreif
zu übergeben. Sie haben aber damals, als Sie uns mit dem werke
betrauten, nicht an die innere Ausstattung gedacht, und diese ist es
zum großen Teil mit, welche die höhere aufgewendeten Herstellungs-
und Einrichtungskosten mit verursacht hat. Wenn diese letztere Eröffnung
Sie auch schmerzlich berühren sollte, so wollen Sie doch bedenken,
dass das, was wir gebaut haben, nicht nur ein Werk der Dankbarkeit
und Liebe, sondern auch ein Denkmal dafür ist, wie es das soziale
Bewusstsein, das Gefühl der Pflicht, aus christlicher Nächstenliebe
geboren, die Sorge und das Mitgefühl für unsere leidenden
Mitmenschen, die werktätige Mithilfe der Gemeinden und Behörden
bei Lösung der Aufgaben, die unsere Zeit in sozialer Beziehung
an uns stellt und der sich keiner entziehen kann, nach außen
hin darstellen soll. Und so möge, wenn wir etwas tiefer in den
Beutel greifen müssen, als wir ursprünglich gedacht, uns
hierbei das Bewusstsein Befriedigung gewähren, dass wir etwas
tun in Erfüllung der uns obliegenden Verpflichtungen gegenüber
den leidenden Mitmenschen und dass wir dem, was wir geschaffen haben,
etwas Gutes und Großes geschaffen haben. Heute wollen wir nun
das Haus, als Stätte der barmherzigen Liebe, seiner Bestimmung übergeben,
heute wollen wir Ihnen das Werk unserer Arbeit und Mühe vor Augen
führen. Uns leitet hierbei das Bewusstsein, im Sinne der uns gestellten
Aufgabe tätig gewesen zu sein. In zwei Abteilungen wurde hierauf eine Besichtigung des Krankenhauses vorgenommen. Da war zunächst das Kellergeschoss, in welchem die Hausmannswohnung, die Feuerungsanlage für die Niederdruckdampfheizung, die Warmwasserleitung, die Kohlenräume, die Küche, die Aufwaschstücke mit Speiseaufzug, eine Küchenstube mit Schränken für Speisevorräte und Küchenwäsche, eine Mangelstube und ein Kühlraum für Speisen untergebracht worden sind. Außer Aborten, von denen einer für Infektionskranke vorgesehen ist, sind hier noch ein Desinfektionsraum, ein Bad für Infektionskranke und eine Todsuchtszelle eingebaut. Das Erdgeschoß enthält als besondere Räume das Arztzimmer und Warteraum, sowie einen Raum, in dem ein elektrisches Bad eingerichtet werden soll. Im Obergeschoß liegen das Operationszimmer, ein Raum mit Schränken für Verbandsstoffe und die aus zwei Zimmern bestehende Wohnung der Krankenschwester. Sowohl im Erd-, wie im Obergeschoß sind die Krankenzimmer eingerichtet, und zwar 5 im Erdgeschoß für männliche und 5 im Obergeschoß für weibliche Kranke. In jeder Krankenstube stehen zunächst 3 eiserne, weißemaillierte Bettstellen mit dreiteiligen Matratzen und verstellbarem Kopfkissen. In jedem Geschoß wird ein Privatkrankenzimmer bereitgehalten. Den Infektionskranken werden besondere Zimmer, zu denen auch ein eigener Zugang führt, angewiesen. Von nennenswerter Bedeutung für Kranke beiderlei Geschlechts sind die beiden Liegehallen, die mit Tischen, Bänken und Bücherschrank ausgestattet sind, und die sowohl für liegende, als auch für genesende Kranke außer Bett (besonders bei ungünstiger Witterung) als Aufenthaltsraum (wozu außerdem die Korridore eingerichtet sind) dienen sollen. Bäder und Klosettanlagen mit Wasserspülung sind auch in beiden Geschossen vorhanden. In dem ausgebauten Bodenraum befinden sich zwei Zimmer für besondere Krankheiten, sowie Räume zur Aufbewahrung der Eigentumskleider, die für die Dauer des Aufenthalts im Krankenhause gegen Anstaltskleider eingewechselt werden, und der Trockenboden. Die gesamt Einrichtung und Ausstattung des Hauses ist allen der Neuzeit entsprechenden praktischen, ästhetischen und hygienischen Anforderungen gerecht geworden. Eine elektrische Klingelanlage, die elektrische Beleuchtung, die jedoch erst nach Anschluss an die Überlandzentrale in Benutzung genommen werden kann, Telefon und Feuerlöschvorrichtungen sorgen für Bequemlichkeit und Sicherheit. Der helle Anstrich der Wände und Türen wirkt belebend und erfreuend, der Linoleumbelag der Fußböden dämpft den Tritt. In einem Nebengebäude sind das Waschhaus, eine Halle für den Sanitätswagen und eine Leichenzelle untergebracht. Der weite Garten dient im kleineren Teile der Hausverwaltung, im größeren Teile zur Erholung der Kranken. Nach Beendigung begaben sich viele Teilnehmer an der Feierlichkeit nach dem Schützenhause, in dessen Saale ein einfaches Mahl eingenommen wurde. Über 70 Personen nahmen an diesem teil. Im Verlaufe desselben brachte Herr Amtshauptmann Dr. Wach nach kurzer Ansprache ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Se. Majestät den König auf. Weiter toastete Herr Bürgermeister Börngen auf das Gute Wohl der Gäste, sowie Herr Dr. Weber auf das gute Einvernehmen zwischen Stadt und Land, welches in dem Bau des Bezirkskrankenhauses abermals Ausdruck gefunden habe.
(Fotos im Anzeiger von 1911) |
|||||||||||||||||||