Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Bericht über Manöverferien


Tage seltenster Art hat diese Woche unsrer Stadt gebracht. Tage und Nächte voller Unruhe mit einem beispiellosen Verkehr; strömende Menschenscharen vom Morgen bis zum Abend, ununterbrochen dahinsausende, lärmende Automobile aller Art, immer wieder erscheinende surrende Luftschiffe und Flugmaschinen in stolzer Fahrt, Soldaten aller Waffengattungen und Dienstgrade. Und nun das Schönste, zwei Besuche in unsrer Stadt. Am Mittwochnachmittag (d. 11. Sept.) durcheilte unsre Stadt rasch die Kunde, dass Seine Majestät unser König Friedrich August von Sachsen die Schule besuchen wolle. Etwas nach 5.00 Uhr traf der König mit dem Kronprinzen von Sachsen ein. Sein Besuch galt der Manöverleitung in der Schule. Se. Majestät nahm die äußerst zweckmäßigen und sinnreichen Einrichtungen, die die Manöverleitung gleichsam zum alleswissenden Gehirn des ganzen, groß angelegten Manövertreibens machten, eingehend in Augenschein. Als Vertreter der Stadt hatte sich Bürgermeister Börngen zur Begrüßung eingefunden. Brausender Jubelruf scholl dem geliebten Landesvater beim Kommen und Gehen entgegen. - Den folgenden Tag, am Donnerstag, den 12. Sept., kurz nach 5.00 Uhr nachmittags traf Se. Majestät der Kaiser an der Schule ein. Neben ihm saß Graf Zeppelin; außerdem befanden sich im Gefolge viele fremde Manövergäste in ihren buntfarbigen Uniformen. Die Manöverleitung wurde unter Führung des Grafen Noltke einer sehr genauen Besichtigung unterworfen. Se. Majestät der Kaiser sprach dem rasch herbeigeeilten Bürgermeister Börngen seine Freude über das schöne Schulgebäude und seine trefflichen modernen Einrichtungen aus. Natürlich herrschte unter den Menschenmengen große Begeisterung, die in jubelnden Hurrarufen ihren Ausdruck fand. Danach fuhr Se. Majestät der Kaiser nach Jagdschloss Wermsdorf, um dort als Gast des Königs von Sachsen an der Tafel teilzunehmen. Die Nacht verbrachte er in der Kaiserbaracke. Mehrere Mügelner Herren, an ihrer Spitze Bürgermeister Börngen und Ratmann Striegler wurden vom Kaiser durch Orden ausgezeichnet