Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
BC Mügeln


Vor 50 Jahren (1947): Mügelner Fußballjugend auf dem Wege in das Endspiel um die Nortwestsachsen-Meisterschaft

Wer in „Gänse-Mügeln“ einigermaßen Ballgefühl hatte und dessen Vater in den 30er/Anfang der 40er Jahre nicht viel mehr als 20 bis 25 RM (Reichsmark) Wochenlohn als Alleinverdiener in die Familie brachte, der mußte einfach beim Fußball landen.

So saß auch ich recht bald bei jedem Spiel auf der Schützenwiese und bewunderte meine Stars Ende der 30er/Anfang der 40er Jahre, wie z. B. die Kuhnert, Schlegel, Riedel (Max), Grille, Müller (Ente), Rothe (Ernst), Roßberg (Arthur), Thomas (Piepas) und auch meinen Bruder Alfred.

Mit dem Krieg verschwand jedoch die 1. Männermannschaft immer mehr von der Bildfläche und die Jugendmannschaft dominierten mit Schönfeld, Hasch, Wigrim jun. und Co.

Bald meldete sich mein Jahrgang (1930/31) beim BCM (Ballspiel-Club Mügeln) in der Knaben (12 – 14jährige an und wir errangen auch gleich im 1. Punktspieljahr 1943/44 den Kreismeistertitel. An das entscheidende 0 : 0 in Oschatz erinnern sich wohl nur noch die beteiligten Spieler, die 11 glücklichen aus Mügeln und die 11 enttäuschten aus Oschatz, denen ein 1 : 0 zur Meisterschaft gereicht hätte und die dazu auch mehrere sehr gute Chancen hatten.

Kein Wunder also, dass sich als Fußballverrückter nach Kriegsende sofort dabei war, in Mügeln den Fußballsport wieder mit aufzubauen. Interessenten gab es genug, wobei die Spieler in dem besten Fußballalter noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren. So rekrutierte sich die 1. Männermannschaft bei ihrem 1. Spiel im Juli 1945 gegen Leisnig vorwiegend aus älteren Senioren- und älteren Jugendspielern. Die Ausnahme war z. B. unser Gottfried Weber taub-stumm und deshalb wohl auch nur zweiter Mann hinter Kreß, der vom Dresdner SC für ein paar Jahre nach Mügeln zurückgekehrt war und ein hervorragendes Torwartspiel demonstrierte.

Aber vor der Aufnahme des Spielbetriebes mußte ja noch ein Spielplatz hergerichtet werden, da unsere traditionsreiche Schützenwiese (ein schöner Schlackeplatz, der von selbst jede Schwalbe, wie sie heute wunderbar geflogen werden, unterband) noch im letzten Kriegsjahr durch eine Leipziger Firma teilweise bebaut wurde. Mit dem Verlust der Schützenwiese als Spielort und –platz ging eigentlich für uns spielfreudige Kinder eine Welt unter. Doch Tränen hatten wir dafür nicht übrig. Diese hatten wir z. T. schon vorher bei viel Bitterem geweint, und die Ungewissheit des Kriegsendes steckte uns schon kräftig in den Gliedern.

Wir bekamen die Sportplatz an der Leisniger Straße zugesprochen, der während des Krieges und vorher vorwiegend für leichtathletische Zwecke genutzt wurde. Dort ließen wir beiderseitig vom Spielfeldrand dreireihige Sitzbankreihen bauen und die Firma Rammer sorgte für die Anfertigung der Tore, die wir mit Begeisterung zum Platz transportierten.

Bei all diesen Arbeiten und Bemühungen stand Arthur Möbius, genannt Seefchen, an der Spitze. „Seefchen“ war ein Mann, und da beißt die maus keinen Faden ab, der zu seiner zeit sehr viel für den Fußballsport in Mügeln tat. Er war eben ein Mann, wie ihn jede unterklassige Mannschaft als gute Seele brauchte und ohne die eigentliche nichts läuft.

Die sowjetische Stadtkommandantur stand unserem Anliegen freundlich gegenüber und sie gewährte uns in der ersten Zeit entsprechend ihrer Möglichkeiten Hilfe und Unterstützung. Das hatten wir aber wohl vorwiegend einem Sowjetbürger zu verdanken, der als Dolmetscher in Zivil beim Stadtkommandanten tätig und ein besessener Anhänger unseres Fußballs war.

Diesbezüglich erinnere ich mich an folgende Episoden:

Für die Fahrt zu einem Spiel nach Strehla stellte uns die Kommandantur einen LKW mit Holzgaser zur Verfügung. (Mit Holzgas wurden damals viele LKW angetrieben. Stark vereinfacht ging das so: Zerkleinertes Holz wurde in einem Stahlkessel verkohlt, Luftsauerstoff zugeführt und das so gewonnene Holzgas in den Motor geleitet. 2 – 2,5 kg Holz entsprach 1 Liter Benzin). Es war Winter. In Strehla angekommen erreichten uns bald zwei Nachrichten, wovon damals keine gut war. Erstens: „Auto kaputt.“ Zweitens: Das Spiel konnte nicht stattfinden, da der Platz wegen zu hoher Schneelage unbespielbar war. Eine Telefon schein es nicht gegeben zu haben (?). Was blieb uns übrig? In Gruppen und Grüppchen trabten wir durch die frostige Winterlandschaft nach Hause. Das Marschtempo wurde von der Kälte bestimmt und von dem Willen, das abendliche Rendezvous nicht zu verpassen. Auch jugendliche Fußballer haben ihre Amouren.

Als wir mal in Kreinitz spielten, war unser sowjetischer Fan mit einer Schiedsrichterentscheidung nicht einverstanden und er stürmte zu unser aller Entrüstung mit gezogener Pistole auf das Spielfeld. Das war nach Kriegsende schon hier und da mal passiert, aber für einen Fußballfan außerordentlich ungewöhnlich. Vielleicht hierzu eine Anfügung: Das passierte unmittelbar nach einem schrecklichen Krieg. Heute kommt es in und vor Stadien und anderswo zu Schrecklicherem, und wir leben eigentlich schon viele Jahrzehnte im tiefsten Frieden! Warum ist der Mensch so aggressiv?

Unseren Pistolenhelden konnten wir damals recht schnell beruhigen. Seinen Gefühlsausbruch bereute er und in der folgenden Zeit zeigte er sich besonnen und als Freund. Nach einem Spiel in Dahlen spendierte er mit spontan eine „Aktive“ (eine Zigarette, die nicht aus dem Eigenbau stammte und nicht selbst gedreht war), damals eine Kostbarkeit, und das für einen gelungenen Trick während des Spiels, der ihn sehr beeindruckt hatte.

Vielleicht hat er mir aber sehr viel mehr geschenkt, nämlich die Jugend. Und das war so:

Striegler´s Gasthof war unsere „Fußballer-Kneipe“. Eines frühen Abends brachten wir uns dort in Stimmung und zogen danach durch die Mügelner Straßen. Hier trafen wir gegen 22.00 Uhr auf die sowjetische Einheit, die mit dem Gesang des Liedes „Mamotschika“ ihren Abendspaziergang (so hieß das Marschieren zum Tagesausklang“ absolvierte. Ich spielte in Hohestimmung den linken Flügelmann und sang kräftig mit. In der Nähe des Rathauses angekommen ereilte mich und andere das Schicksal – und wir fand uns im dunklen Rathauskeller wieder.

Der Kommandant war 3 Tage nicht zu sprechen, weil er angeblich außerhalb war. Am 3. Tag vernahm er mich aber und unser sowjetischer Freund fungierte als Dolmetscher. Das Ende vom Lied (hier im wahrsten Sinne des Wortes) war, dass ich vom Kommandanten ernsthaft und letztmalig (Ich war ja schon vorher mal in Oschatz im sowjetischen Gewahrsam gewesen. Aber das betraf die Zeit vor 1945, eben das Jungvolk) verwart und aus Gnade nur der bürgermeisterlichen Gerichtsbarkeit übergeben wurde. Bürgermeister Wigrim sen. verdonnerte mich und andere zur Zwangsarbeit. So verbrachte ich, als Strafe für jugendlichen Leichtsinn und Übermut, vier Sonntage unter Leitung von Meister Böse, der aber sehr gut war, in der Nähe von Lüttnitz, wo man Kohle gefunden zu haben glaubte. – Ich bin noch heute überzeugt, dass mich der Dolmetscher (er fungierte schon bei mir in Oschatz als solcher) und damit der Fußballsport vor Schlimmeren bewahrte.

Damit möchte ich nur an die Zeit unmittelbar nach Ende des Krieges erinnern und andeuten, unter welchen Umständen wir den Spielbetrieb wieder aufnahmen. Es herrschte die Allmacht der Sieger. Wir Deutschen, besonders im Osten, verfügen da ja über ausreichend Erfahrung.

Meine späteren Kontakte zur Sowjetarmee, um auch das zu sagen, waren ausschließlich freundschaftlich und positiv und sie beinhalteten viele sportliche Maßnahmen.


Das erste Spieljahr nach dem Krieg – 1945/46

Mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebes 1945 spielten wir als Jugendmannschaft (14 – 18jährig) mit wechselnden Aufstellungen. Gute Fußballspieler gab es in Mügeln genügend, doch auf das oftmalige Verändern der Mannschaft hatte u. a. folgendes Einfluss:
- Einige ältere Jugendspieler wurden bis zur Rückkehr der Seniorspieler aus dem Krieg in der 1. Männermannschaft eingesetzt.
- Walter Hein, ehemals beim Luftwaffensportverein Oschatz, baute in Mügeln eine starke Sektion Großfeld-Handball auf, für die sich gute Fußballspieler interessierten (z. B. Hans Wiemer).
- Einige begabte Spieler aus meinem Jahrgang fanden mit der Aufnahme der Lehre im April 1945 andere Interessen und sagten dem Fußballsport ade. Das betraf aber auch Spieler älterer Jahrgänge, die zunächst mit uns den Anfang machten.
- Auch kamen in Auswirkung des Krieges, vorwiegend zeitweilig, Spieler nach Mügeln, was ebenfalls Einfluss auf die Mannschaftsaufstellung hatte.
Aber je näher wir an das entscheidende Spieljahr 1946/47 herankamen, um so endgültiger schälte sich unsere Stammformation heraus.

Die ersten Spiele nach dem Krieg haben wir verloren. Bitter für mich war dabei das 0 : 3 zu Hause gegen Döbeln. Bis kurz vor Schluss hielten wir ein 0 : 0. Und dann passierte mir das einzige Selbsttor meiner Laufbahn. Keiner sagte einen Ton, aber die Mannschaft war durch mich um den ersten Teilerfolg gebracht. Das schmerzte schon sehr.

Dann kam der erste Sieg. Zuhause ging es gegen Dahlen. Lange Zeit stand es 1 : 1. Trotz überlegenen Spiels wollte uns der Siegtreffer nicht gelingen. Werner Christoph, später oft noch unser Torschütze, war es vorbehalten, mit straffem Schuss unter die Latte das 2 : 1 zu erzielen. Der Jubel bei Spielern und Zuschauern konnte 1954 in Bern bei Siegtreffer zur Weltmeisterschaft durch Rahn nicht größer gewesen sein. So hell und warm scheint die Sonne selten im Leben, wenn es das erste Mal ist. Wer hat schon später noch bei einem Sieg über Dahlen so gejubelt? Selbst die nachfolgenden Siege gegen Oschatz (4 : 1) und Nossen (6 : 1) waren bereits im Reich des Selbstverständlichen. Das erste Mal machte eben frei, beim zweiten bist du schon der Knecht.

Aber der Bann war gebrochen, die Tür für die Entwicklung einer sehr guten Jugendmannschaft war aufgestoßen. Doch bis zur Reife gab es auch noch heilsame Niederlagen.

Ich erinnere mich an ein Freundschaftsspiel in Strehla. Die Zuschauer standen direkt am Spielfeldrand und feuerten ihre Mannschaft frenetisch an. Die Strehlaer Mannschaft kam immer besser ins Spiel und wir irrten mit immer weniger Selbstvertrauen auf dem Spielfeld herum, bemüht, unser Bestes zu geben. Nichts half und wir verloren, wohl mehr gegen die Zuschauer, 3 : 1. Auch eine solche Lehre braucht man auf dem Weg zur Reife: Stresssituationen bewältigen, die negativen und die positiven.

Ebenfalls in Strehla spielten wir später ein Turnier. Wir traten mit „gewichsten Schuhen“ und als sicherer Sieger an, verloren aber gleich im ersten Spiel gegen Strehla 0 : 1. Der Ball knallte an die Unterkante der Latte, von dort auf den Rasen und zurück ins Feld. Keiner sah, wo der Ball aufsprang, aber die Schiedsrichter entschied auf Tor. Ein Reklamieren gab es nicht. Und das war gut so. Irgendwann kommt ein gerechter Ausgleich.

Im Spiel um Platz 3 traten wir gegen Röderau an. Peter Döring, in Strehla zum ersten Mal in unserer Mannschaft, erzielte das 1 : 0 – Siegtor. Seitdem hat er seinen Stammplatz als Mittelstürmer sicher. So ist das: Zum richtigen Zeitpunkt die richtige Tat – und du bist ein Held fürs Leben. Im negativen Sinne ist das aber ähnlich!

Und noch eine Erinnerung an das Spieljahr 1945/46. Wir spielten ein Freundschaftsspiel in Döbeln. Otto Ozek stand im Tor und ich spielte linken Läufer. Das Spiel lief eindeutig für Döbeln und es stand 0 : 3 gegen uns. Da bat mich Otto, mit ihm die Position zu wechseln (ich stand ja schon mal in der Knaben im Tor). Gesagt, getan, aber das vierte Gegentor blieb uns nicht erspart. Doch Otto Ozek mit seinem offensiven, energischen und trickreichen Spiel sorgte noch dafür, dass wir das Spiel unentschieden beendeten. Der Positionswechsel wurde zum Wohle der Mannschaft sanktioniert. So ist der Selbstlauf oftmals der bessere Trainer.


Das Jahr unserer Meisterschaft – 1946/47

Die Saison 1946/47 begann für uns mit dem Spiel in Oschatz. Wir verloren 0 : 1 und es blieb die einzige Punktspielniederlage des Spieljahres. Sportfreund Grohnert, der spätere Oschatzer Torschütze vom Dienst und in der Berufsschule ein Schulfreund von mit, war der glückliche Schütze.

Nach der Auftaktniederlage in Oschatz gab es nur noch Siege in den Punktspielen 1946/47. Doch ohne Probleme geht auch im Fußball nichts. Ihre Bewältigung fördert aber den Reifeprozess.

Als es eines Sonntags früh per Fahrrad zum Punktspiel nach Canitz ging, waren wir plötzlich nur 9 Mann. Ein zehnter konnte noch aufgetrieben werden. Dabei muss ich aber erwähnen, dass der eine oder andere von uns nicht selten bis Sonntag früh Nachtschicht hatte und am Nachmittag in der Mannschaft stand.

Mit 10 Mann hatten wir in Canitz viel Glück. Mit starkem Rückenwind schossen wir in der 1. Halbzeit ein 2 oder 3 : 0 heraus. In der 2. Halbzeit ging es aber andersrum. Jeder Schuss aus ca. 20 m zumal meinen 9 Feldspielern so langsam die Puste ausging. Am Ende sicherten wir ein glückliches 3 : 2 und freuten uns darüber wie die Schneekönige. Wir waren zwar nicht 11, doch auch 10 Freunde können Siege erringen!

Und dann war für uns in diesem Jahr noch das Spiel in Wermsdorf. In dieser Mannschaft spielte mein Torwartwiederpart, der Sportfreund Schlicke. Er war ein hervorragender Jugendtorwart, der mich mit seinen Paraden immer beeindruckte und mich ebenfalls zu guten Leistungen anreizte.

Mit Ach und Krach schossen wir das 1 : 0. Doch auch hier knallte ein Schuss an die Unterkante meines Tores. Mit Strehlaer Erfahrung war mir klar: das war das 1 : 1. Doch der einheimische Schiedsrichter entschied anders und wir gewannen 1 : 0. Ich kann nicht sagen, dass die einheimischen Schiedsrichter, die in der Regel die Jugendspiele pfiffen, ihrer Mannschaft den Heim-Bonus versagten. Aber darüber wurde selten gemeckert. Da wurde schon eher dem eigenen Mitspieler die Schuld gegeben, der nicht erfolgreicher gespielt und die Situation heraufbeschworen hatte. Die Schiedsrichter, besonders jene, die von der Heimmannschaft gestellt werden, haben eine schwere Aufgabe. Dass man auch ohne Bonus pfeifen kann zeigte mir der faire Wermsdorfer Sportfreund, wobei es immer angenehm war, in Wermsdorf zu spielen. Ja, und mit einem eindeutigen 10 : 3 Heimsieg gegen Oschatz bei herrlichem Winterwetter sicherten wir uns den Oschatzer Kreismeistertitel.

Vielleicht noch folgendes zur damaligen Situation:
Zum Spiel fuhren wir in der Regel mit einem LKW, mit oder ohne Plane. Das Fahrrad war die Ausnahme. Als ich später als Leiter des Trainingszentrums Fußball in Strausberg tätig war, fuhren die Knaben- und Schülermannschaften mit dem Bus zum Spiel. Die Ausnahme waren die PKW´s der Eltern. Und die Sportsachen wurden den jungen Spielern auf dem Tablett serviert. Ich spielte damals in den Torwartsachen meines Bruders, der bis zu seiner Einberufung zum Kriegsdienst Seniorenspieler war. Wattierte Torwarthose, Knieschützer und Schiebermütze, das waren die Statussymbole eines Torwarts der Vorkriegszeit. Ich setzte diese Tradition in meiner Jugend fort, und das in Schuhen meines Bruders, die mir mindestens 2 bis 3 Nummern zu groß waren. Abhilfe schaffte ich da mit einer Aktentasche voller Socken. Auf den dicken Vorkriegstorwartpullover verzichtete ich bald, der noch zu den Statussymbolen gehörte, weil er nicht mehr sehr sportlich wirkte. Und so heiß wie zu Piepas Zeiten oder meines Bruders ging es bei der Strafraumbeherrschung auch nicht mehr zu, obwohl der Libero noch nicht eingeführt war und es für den Torwart im Strafraum noch genügend zu tun gab.

Die Schiebermütze verschwand bei vielen Torleuten sehr schnell in der Mottenkiste, während die Knieschützer noch notwendig erschienen. Damals, also gleich in den ersten Nachkriegsjahren, fiel mir nur der Gottfried Weber auf, der als Torwart mit einem ästhetischen Laufstil ohne Knieschützer zum Spiel auflief. Bei seiner Klasse brauche er diese auch nicht, denn dort, wo der Ball aufs Tor kam, stand in der Regel auch Gottfried. Er verkörperte schon einen athletischen Klassentorwart Dresdner Schule, gegen den auch keiner so gern zum zweiten Mal zum Kopfball hochstieg. Gottfried war ein Vorbild, aber ich musste andere, meine eigenen Möglichkeiten entwickeln und ausschöpfen.


Im Viertelfinale gegen Hartha

Das erste Spiel um die Nordwestsachsen-Meisterschaft führte uns mit Hartha zusammen. Ich gebe zu, dass mir vor dem Spiel recht flau in der Magengegend war. 1944 bekamen wir nämlich als Kreismeister der Knaben im Spiel um die Gaumeisterschaft im Industrie-Stadion zu Hartha eine 0 : 8-Packung. Nur gut, dass im Spiel um die Nordwestsachsen-Meisterschaft nur noch Manfred Roßberg und Horst Börner an der Schlappe in Hartha beteiligt waren. Die anderen acht waren nicht vorbelastet und konnten frei aufspielen und versuchen, mit uns Revanche zu nehmen. Doch das Spiel war nicht sehr alt, da stand es schon 1 : 0 für Hartha. Pass von Linksaußen zur Mitte, Schuss – und ich durfte den Ball aus dem Tor holen. Gott sei Dank schaffte Werner Christoph noch vor dem Pausenpfiff mit straffem Flachschuss aus halblinker Position den Ausgleich.