In einfachster Form feierte am 9. November 1909 die hiesige Bäckerinnung das Fest ihres 25jährigen Bestehens bez. Wiederauflebens und verband sich hiermit die 25jährige Tätigkeit des Stadtrates Herrn Emil Striegler, dem Obermeister derselben. Als Ehrengäste waren erschienen die Herren Bürgermeister Börngen, Obermeister Biener Dresden, Präsident des Innungsverbandes Saxonia, Stadtrat und Obermeister Berg aus Riesa und Obermeister Rentner Hoffmann aus Oschatz. Die Feier fand in der Innungsherberge hier statt. Nach den Begrüßungen gab Obermeister Striegler einen Bericht sowohl über die frühere Innung, auf Grund der vorhandenen Unterlagen, als über die Geschichte der jetzigen Innung. Er entrollte damit ein reiches Arbeitsfeld. Hiernach gab er die Glückwünsche der Königlichen Amtshauptmannschaft, des Stadtgemeinderates, der Nachbarinnung und sonstigen zahlreichen Freunde der Innung bekannt. Obermeister Biener überreichte mit Dank an den Obermeister der Innung ein schönes Jubeldiplom. Stadtrat Berg brachte die Glückwünsche des Bezirks II, welchem der Obermeister Jubilar als Obmann seit der Gründung der Bezirke vorsteht. Der stellvertretende Innungsobermeister Clemens Straube überreichte seinem Obermeister im Auftrag der Innung eine Ehrenurkunde. Herr Bürgermeister Börngen brachte der Innung und dem Jubilar persönliche und des Stadtgemeinderates Glückwünsche. Nachdem der Obermeister allseitig herzlich gedankt, wurde ihm bei der Tafel eines Ereignisses gedacht, was er als Soldat am Geburtstage Sr. Majestät unseres Königs erlebte. In das anschließende Hoch aus Se. Majestät stimmte alles freudig ein. Gar mancher Trinkspruch würzte die Tafel. Die Herren Ehrengäste von auswärts reisten am Abend ¾ 7 Uhr über Oschatz wieder ab. Reicher Dank wurde denselben für den ehrenden Besuch von alles Mitgliedern der Jubelinnung. Wie lange die Mitglieder noch zusammenblieben und wann die letzten nach Hause gekommen sind, das ist nicht von Allgemeinen Interesse. – Aus einem von dem Obermeister vorgetragen Rückblick entnehmen wir folgenden: Vom Wiederaufleben der Innung ab gehören derselben noch an die Meister Stange – Mügeln, Bretschneider, zurzeit in Fischendorf, Uhlemann – Schrebitz und Bergmann, Gemeindevorstand in Kleinpelsen, welcher als Stellvertreter für seine Mutter beigetreten ist. 6 sind verstorben, die übrigen Herrn sind wegen Wegzug oder Geschäftsaufgabe ausgeschieden. Zurzeit zählt die Innung 46 Mitglieder. 60 Lehrlinge wurden von der freien Innung aufgenommen, 4 sind aus anderen Innungen überwiesen und 75 sind in der Zwangsinnung aufgenommen worden. Verbandspapiere wurden aus Berlin 22, aus Leisnig 30 und aus Dresden 75 bezogen. Im Lehrverhältnis sind 4 Lehrlinge vom Jahre 1907, 5 von 1908, 9 sind 1909 eingetreten. Stellvertreter des Obermeister ist Herr Straube, Wermsdorf. Schriftführer der Innung waren die Meister Hanisch, Knape, Bretschneider und Martin Striegler. Kassierer waren Meister Hanns und Weide. Die Innungssatzungen sind dreimal abgeändert und der gesetzlichen Form angepasst worden. Alle Unterausschüsse sind vorschriftsgemäss gebildet. Seit dem Jahre 1888 ist das Zentralblatt Fachblatt der Innung. Ganz wesentlich vereinfacht und billiger gestalten sich die Verhältnisse dadurch, dass der Obermeister seit 1894 Vorstandsmitglied des Saxoniaverbandes wurde, als solcher alle Vorstandssitzungen und Verbandstage besuchen und darüber Berichte erstatten konnten, ohne dass der Innung Kosten erwuchsen. Mit den vorgesetzten Behörden ist stets ein gutes Einvernehmen gewesen, so dass über Härte nie geklagt werden konnte.

Mügelner Anzeiger, 09. November 1909