Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

(Heimatmuseum Mügeln)
70 Jahre Heimatmuseum Mügeln


Am 28. Oktober 1995 trafen sich im Mügelner Rathaus Heimatfreunde, Vertreter von Museen und Institutionen, um den Tag der Eröffnung des Mügelner Heimatmuseums vor 70 Jahren zu feiern.

Der Bestand des Museums gründet sich hauptsächlich auf die Sammeltätigkeit des Mügelner Sattlermeisters Richard Hummitzsch. Bedingt durch den industriellen Aufschwung der Gründerjahre und die damit verbundene rege Bautätigkeit kam es häufiger zu Bodenfunden, die bei der zu dieser Zeit interessierten Bevölkerung für Aufsehen sorgte. Hummitzsch erregte durch seine intensive Forschungstätigkeit großes Aufsehen in der Fachwelt. Seine Sammlung gehörte zu der größten und bedeutendsten von Privatpersonen in Sachsen.

Im Vorfeld des 1. großen Heimatfestes 1900 wurden, durch Initiative des Gewerbevereins, seine Funde ausgestellt. Zu den Besuchern gehörte damals auch Prinz Albert von Sachsen.

Am 29. Oktober 1912 wurde dem Stadtrat der Vorschlag unterbreitet, in den unteren Räumen der damaligen Kinderbewahranstalt ein Museum einzurichten. Allerdings wurde das durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges verhindert.

Angeregt durch Hummitzschs Tätigkeit fanden sich mehrere interessierte Bürger am 17. Januar 1913 zusammen, um einen „Verein für Heimatkunde“ zu gründen. Ihm gehörte auch der junge Lehrer und Kantor Otto Edler aus Neusornzig an. Er erforschte besonders umfassend den Festenberg bei Baderitz, später die Gegend um Casabra und Kreina.

Um die wertvolle Sammlung Hummitzsch der Nachwelt zu bewahren, wurde diese nach seinem frühen Tode im Jahre 1916 durch die Stadt Mügeln aufgekauft. Darunter befanden sich nicht nur Bodenfunde, sondern auch eine bedeutende Sammlung von historischen Schriften und Büchern. Für diese Gegenstände gab es noch keinen festen Ausstellungsort und so wurden sie zwischen verschiedenen Ausstellungen in Vereisstuben und Gasthaussälen immer wieder auf Dachböden eingelagert, was sich aber auf den Zustand der Sammlung negativ auswirkte.

Der Heimatverein drang dadurch auf die Einrichtung eines Museums. Trotz großer Schwierigkeiten der Stadt in der Inflationszeit konnte es zum Heimatfest am 5. Juli 1925 seiner Bestimmung übergeben werden. Man hatte hier praktisch gedacht und ein Fertigprojekt eines „Kutscherhauses“, wie sie in den Villenvororten von Leipzig und Dresden häufig vorkommen, verwendet.

Die obere Etage beherbergte die historische Sammlung, die untere die städtische Freibank, was einen Mügelner zu folgendem Spottvers verleitete:

Es gibt wohl keine zweite Stadt,
die Freibank mit Museum hat – wie Mügeln.
Erst klopft man unten, was mußt´ sterben,
dann oben jede Urn´ in Scherben;
oh Hummitzsch, was hast du für Erben – in Mügeln!

Die Sammlung historischer Gegenstände wurde durch Schenkungen von Privatpersonen, Betrieben und Vereinen bedeutend erweitert. In den beengten Räumen wurde historischer Hausrat, Werkzeuge, Uniformen, Gegenstände aus den ehemaligen Kolonien sowie altes Mobiliar gezeigt. Für die ur- und frühgeschichtliche Sammlung blieb wiederum wenig Platz.

Leiter des damaligen Museums war der sehr engagierte Heimatforscher, Lehrer und Kantor Maximilian Weber. Er war nicht nur federführend bei der Einrichtung des Museums, sondern er setzte sich auch für den Erhalt und die Weiterverbreitung kulturhistorischen Brauchtums ein.

Durch regelmäßige Veröffentlichungen in vielen Zeitschriften trug er wesentlich zur Verbreitung des Heimatinteresses der Bevölkerung bei. 1937 wurde der gesamte vorgeschichtliche Bestand durch die Wissenschaftler Dr. Heinz A. Knorr und Dr. Walter Grünberg gesichtet und katalogisiert, überhaupt erstmalig für ein sächsisches Museum.

Der Ausbruch und der Verlauf des 2. Weltkrieges machten es notwendig, das Museum zu schließen und die Räumlichkeiten als Wohnung zu nutzen. Die Sammlung wurde auf die Rathaus- und Schulböden verteilt. Nach dem Krieg kümmerte sich erst einmal niemand um den Bestand. Hausratsgegenstände sowie altes Spielzeug aus der Sammlung wurden wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt, die vorgeschichtlichen Objekte mehrmals umgelagert und dabei zum Teil mutwillig zerstört. Der ganze Frust der Nachkriegszeit wurde (fast verständlich) an den vorhandenen historischen Waffen, militärischen Gegenständen, Fahnen und Uniformen besonders ausgelassen.

Von diesen Gegenständen der alten Sammlung hat kaum einer diese Zeit überstanden. Anfang der 50er Jahre machten sich der damalige Neulehrer Fritz Thomas sowie Otto Edler daran, die Reste der Sammlung zu ordnen. Zusammen mit Schülern der Schule Niedergoseln versuchten sie, auf den Dachböden die Trümmer zu bergen und später in der Schule sowie in dem Hinterzimmer der ehemaligen „Pension Feßler“ wieder zusammenzusetzen. Fachlich unterstützt wurden sie hierbei durch den ehemaligen Lehrer Adolf Drescher aus Thammenhain und durch den in Mügeln geborenen Heimatforscher Kurt Helbig aus Wermsdorf. Die Patenschaft über das Ganze übernahm das Kreismuseum Torgau. In Schreiben an die Kreis- und Stadtverwaltung bemühte sich der damalige Direktor des Sächsischen Landesmuseums Dresden, Dr. Coblenz, die Notwendigkeit der Wiedereinrichtung des Museums einzusehen und Fritz Thomas in seiner Tätigkeit als Leiter zu unterstützen. Bereits zum Heimatfest 1956 konnten Schaufenster in der Stadt mit Exponaten des Museums geschmückt werden. Im Jahr 1964 war es soweit, daß das ehemalige Museumsgebäude seinem ursprünglichen Zweck wieder zugeführt werden konnte.

Am 3.7.1964 wurden die oberen Räumlichkeiten des Hauses als „Kreismuseum für Archäologie“ feierlich der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Erstmalig konnte die Sammlung Hummitzsch so breit und geordnet präsentiert werden. Im Jahr 1965 folgte in den unteren Räumen die Stadtgeschichtliche Abteilung. Mittelpunkt ist hier ein von Mügelner Schülern gestaltetes Diorama, das unsere Stadt während des 30jährigen Krieges darstellt. Vitrinen stellte der Geschäftsmann Karl-Heinz Hetze zur Verfügung, ebenso wurden noch zwei Ölgemälde mit Mügelner Ansichten von dem Gastwirt und Kunstmaler Heinz Striegler gestiftet. Ebenso wurde durch den Ornithologen und Naturfreund Rossdeutscher eine interessante Ausstellung über das Thema „Naturschutz“ gestaltet. Er verstand es besonders, den Besuchern den Reichtum der Natur, insbesondere der Vogelwelt, zu verdeutlichen. Leider fand sich nach seinem Tode im Jahre 1971 keiner bereit, diese Sammlung fortzuführen.

Nach dem Ausscheiden von Reihart Stenke aus dem Museumskollektiv konnte 1968 der ehemalige Lokführer Rudolf Wunderlich für das Museum gewonnen werden. Durch seine technischen Fertigkeiten, seine besondere Art mit Kindern umgehen zu können und nicht zuletzt seine Erfahrungen auf dem sächsischen Schmalspurnetz machten ihn zu einer echten Bereicherung des Kollektivs. Seit dem Jahr 1971 beteiligte sich auch Erich Kötz an der Museumstätigkeit. Er hatte sich besonders die Katalogisierung und Inventarisierung des umfangreichen Schriftbestandes des Museums zu eigen gemacht. Er gehörte, trotz seines hohen Alters, bis 1993 dem Museumskollektiv an. Auch heute stellt er gern noch seinen reichen Erfahrungsschatz zur Verfügung.

Nicht nur beim Wiederaufbau des Museums, sondern auch weiterhin spielte die Zusammenarbeit mit Schülern und jugendlichen eine große Rolle. Allein dieser Tatsache ist es zu verdanken, daß das Museum zwischenzeitlich aus ökonomischen Gründen nicht geschlossen wurde. Mit dem Eintrittsgeld von damals 10 Pfennig für Kinder und 30 Pfennig für Erwachsene konnten keine großen Gewinne erzielt werden. Es bestanden ernsthafte Pläne der Stadt, das Museum zu schließen, die Sammlung dem Kreismuseum Oschatz anzugliedern und das Gebäude der Goethe-Oberschule zur Nutzung zu übergeben.

Auch bestanden Pläne, den 1968 renovierten Turm des Schlosses Ruhethal als Museum zu nutzen. Aber an den Problemen, die damals dagegen sprachen, scheiterten letztlich auch der eingerichtete Jugendklub bzw. das Turmcafé.

Die Jugendgruppe „Junge Historiker“ kümmerte sich nicht nur um die Sammlung, sondern betreute archäologisch das Mügelner Umland. So halfen sie bei Ausgrabungen des Landesmuseums in Sornzig, zusammen mit Wermsdorfer Schülern auf der Seelitzer Lichtung und nicht zuletzt bei dem größten archäologischen Objekt in unserer Gegend, in Leuben. Darüber hinaus betreuten sie, ausgestattet mit den nötigen Vollmachten, bekannte Fundstellen. Durch Absuchungen konnten sie auf dem Festenberg, bei Altoschatz, Grauschwitz, Strocken und anderen Stellen bemerkenswerte Funde sichern.

Die Mügelner „Jungen Historiker“, unter der Leitung von Fritz Thomas, gehörten neben den Jugendgruppen von Leipzig, Taucha und Pirna zu den erfolgreichsten in Sachsen.

Neben dieser Tätigkeit betreuten die Jugendlichen weiterhin die Sammlung und das Museumsgebäude. In vielen Stunden ihrer Freizeit säuberten sie Ausstellungsstücke, renovierten die Räume und gestalteten Ausstellungen. Im Jahre 1977 lief diese Arbeitsgemeinschaft leider aus, aber es blieb eine tiefe Bindung erhalten. Im gleichen Jahr konnte ein Patenschaftsvertrag mit dem Geologenkollektiv des damaligen Silikatrohstoffkombinates Kemmlitz abgeschlossen werden. Durch diese Fachleute wurde die Mineraliensammlung des Museums grundlegend geordnet sowie der Ausstellungsraum „Geologie unserer Heimat“ fachlich gestaltet.

Das Museumskollektiv unterstütze auch viele Schüler und Studenten bei ihren Arbeiten. Besonders angehende Gesellschaftswissenschaftler nutzten den Fundus des Museums sowie die reiche Lebenserfahrung der Mitarbeiter. Höhepunkt war hier die Doktorarbeit von Frau Almut Fiedler über die Meißner Stiftsgebiete. Der Leiter, Fritz Thomas, stand ihr als Mentor hilfreich zur Seite.

Eine Herausforderung auf dem Gebiete der Denkmalpflege war die Restaurierung und Aufstellung der Mügelner Postdistanzsäule. Eine grundhafte Erneuerung wurde schon Anfang der 70er Jahre angemahnt, aber durch die unsachgemäße Demontage beim Bau des Mügelner Busbahnhofes machte sich sofortiges Handeln notwendig. Zusammen mit dem Wurzener Postsäulenexperten Artur Zieger machte sich Fritz Thomas daran, die zum Teil unleserliche und durch vorhergehende Restaurierungen fehlerhafte Beschriftung zu rekonstruieren.

Für die fachgerechte Ausführung der Arbeiten konnte die Leipziger Steinmetzfirma Franz verpflichtet werden. Der Vorschlag, die Säule am Standort des ehemaligen Lommatzscher Tores aufzustellen, stammt von Erich Kötz. Er stützte sich hierbei auf die Aufstellungsvorschriften August des Starken und auf einen Artikel Otto Edlers, der den historischen Standort der Mügelner Distanzsäule hier vermutete. In einer würdigen Feierstunde wurde die neu hergerichtete Distanzsäule 1979 enthüllt.

Ende der 70er Jahre erfolgte eine bessere Betreuung der Museen durch die übergeordneten Behörden. Die Gemeinden wurden stärker zum Erhalt des kulturellen Erbes angehalten. In regelmäßigen Treffen der Museumsleiter wurden Erfahrungen ausgetauscht und die Arbeit abgestimmt. Angemahnt wurden hier immer wieder die mangelnden Bilanzen zum Erhalt der Gebäude und Sammlungen. Es mussten manchmal Tricks und Kniffe angewandt werden, um Gelder und besonders Material für notwendige Renovierungen und Restaurierungen zu bekommen.

Auf Anweisung des Bezirksmuseums sollte für das Heimatmuseum Mügeln ein Konzept für die Zukunft erarbeitet werden. In ihm wurde vorgesehen eine Gestaltung des Museumsvorplatzes mit größeren Exponaten, sowie die Erweiterung des Museums durch einen Flachbau um besonders das Archiv zu vergrößern. Dieses wurde allerdings durch den Neubau einer Heizungs- und Sanitärtraktes an der Goethe-Schule nicht mehr möglich. Teile des Konzepts wurden allerdings bei der Renovierung des Gebäudes anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Stadt genutzt.

Der Dachstuhl hatte sich gesenkt, der Salpeter, der die Dachziegel befallen hatte, griff auf die auf dem Boden eingelagerten Gegenstände über, Metallteile korrodierten, Zeichnungen und Dokumente zerfielen.

Ein Gipsmodell eines geplanten Kriegerdenkmals löste sich auf. Es mußte schnell und umfassend gehandelt werden. Durch das damalige Bauamt der Stadt wurden schnell und unkompliziert Schalholz und Dachdeckerbilanzen zur Verfügung gestellt. Mitglieder der Parteien NDPD und LDPD renovierten das Museum in freiwilligen Aufbaustunden. Viele von ihnen leisteten mehr als verlangt wurde. Dazu gesellten sich noch andere Heimatfreunde. Bei der Neugestaltung der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung half Günter Thiele, die Handwerksgeschichte übernahm die Oschatzerin Gabi Teumer. Hierzu stellte das Kreismuseum Wurzen leihweise Vitrinen zur Verfügung. Bei der Gestaltung der Geologie unserer Heimat kamen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geologie und Mineralogie zu Hilfe. Die Anfertigung der Beschriftungen übernahm die Druckerei Dober.

Pünktlich zu den Festtagen konnte das Museum durch seinen Leiter Fritz Thomas am 4. Oktober 1984 der Öffentlichkeit übergeben werden. Neben diesem Höhepunkt gehörten zu den Stammbesuchern des Museums Brigaden und Kollektive der umliegenden Betriebe und Einrichtungen. Zu Klassentreffen gehörte traditionell ein Museumsbesuch. Schulklassen aus Schrebitz, Neusornzig, Strehla, Naundorf und anderen Schulen besuchten uns regelmäßig. Auch ausländische Besucher konnte man begrüßen: in Sornzig beschäftigte Obstpflücker aus Bulgarien, Jugendgruppen aus Frankreich, Messegäste und Eisenbahnexperten aus Großbritannien. Eine Touristengruppe aus der ehemaligen Sowjetunion schrieb in das Gästebuch „Das Museum ist gut, der Direktor noch besser“.

Im Jahre 1985 konnte das Museum an die neue Heizung der Goethe-Schule angeschlossen werden, was sich nicht nur auf die Arbeitsbedingungen, sondern auch auf den Zustand des Gebäudes und der Sammlung günstig auswirkte.

Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters bat der 84jährige Fritz Thomas ihn aus der Funktion des Leiters zu entbinden. Anläßlich des „Weltmuseumstages“ am 18. Mai 1985 wurde der ehemalige „Junge Historiker“ und langjährige Mitarbeiter Andreas Lobe als Nachfolger im Amt durch den Bürgermeister berufen. Fritz Thomas blieb aber bis zu seinem Tode 1989 eine wichtige Stütze des Museumskollektivs.

Da nun das Gebäude und der Zustand der Sammlung auf „Vordermann“ gebracht war, sollte der Schwerpunkt der Arbeit auf die Inventarisierung und Katalogisierung der Sammlung gelegt werden. Für den vorgeschichtlichen Bestand, der sich durch die Umlagerungen nach 1945 immer noch in einem desolaten Zustand befand, kümmerten sich Archäologiestudenten der „Martin-Luther-Universität“ Halle. Es konnte aber nur noch eine zeitliche Zuordnung erfolgen, eine genaue Katalogisierung mit Fundort war bei der Vielzahl der Einzelgegenstände nicht mehr möglich.

Der Zustand nach der Katalogisierung von 1937 wird wohl leider kaum wieder erreicht werden.

Ebenso wurde angeregt, die Gestaltung der gesamten Sammlung als Diplomarbeit für einen angehenden Gesellschaftswissenschaftler auszuschreiben. Nur so hatte das Museum zu DDR-Zeiten eine Chance, an neue Vitrinen und dekorative Fotokopierarbeiten heranzukommen. Dieses Vorhaben wurde durch den Kreis voll unterstützt, aber vom Bezirk abgelehnt. Hier wurden andere Schwerpunkte gefördert.

Von Herrn Kurt Hessel ging der Vorschlag aus, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude Schulgasse Nr. 1 im Inneren zu erhalten und dem Museum für Sonderausstellungen sowie als Depot zur Nutzung zu übergeben. Zusammen mit dem Ratsarchiv könnte hier ein Wirkungsplatz für den Ortchronisten geschaffen werden. Daraus wurde leider bis heute nichts.

Ein Partnerschaftsvertrag mit der Kulturbundgruppe „Historische Waffen“ unter der Leitung von Joachim Rolke brachte, daß die in der Sammlung befindlichen Waffen eine genaue Zuordnung und eine fachgerechte Pflege erhielten.

Die Heimatzeitschrift „Der Rundblick“ begleitete unser Museum von seiner Wiedereröffnung 1964 an mit zahlreichen Veröffentlichungen. Fritz Thomas gehörte zu den ehrenamtlichen Redakteuren.

Im Jahr 1987 konnte die „Rundblick-Runde“ in den Räumen des Museums mit Mügelner Spezialitäten bewirtet werden. Ebenso wurde ein Rundgang durch Schloß, Stadtkirche und Kino organisiert.

Mit der Wende und dem wiedereinsetzenden Heimatbewusstsein zeigten sich neue Perspektiven und Möglichkeiten für die Entwicklung des Heimatmuseums. Aber es erfolgte bald die Ernüchterung.

Durch die Neuordnung der Finanzen mussten die Schwerpunkte auf soziale Gebiete gelegt werden. Eine Schließung konnte aber verhindert werden. Auch die Erwartungen, die in den wiedergegründeten, aber in der Zwischenzeit aufgelösten, Heimatverein gesetzt wurden, erfüllten sich nicht.

Mit der Konsolidierung des Stadthaushaltes konnten auch wieder Mittel für das Museum eingeplant werden. Allerdings sind die Möglichkeiten angesichts der Flut von Anbietern in der Marktwirtschaft noch sehr gering. Das Museumskollektiv bemühte sich mit Hilfe der Stadtverwaltung, die zur Verfügung stehenden Mittel aus dem Stadthaushalt, sowie durch Ausschöpfung von Fördermöglichkeiten, sinnvoll einzusetzen. Es wurde eine moderne Sicherungsanlage angeschafft, Türen und Fenster erneuert und die Räume renoviert. Durch Anschaffung neuer Vitrinen und einer modernen Beleuchtungsanlage hat auch die Ausstellung an Niveau gewonnen.

Ab dem Jahr 1991 gehörte auch der Heimatfreund und Lehrer i. R. Siegfried Seltmann zum Kollektiv. Dadurch erlangte das Museum wieder die Möglichkeit, zur Tageszeit Schulklassen zu führen. Ebenso wurde zum Ziel gesetzt, jährlich zwei Sonderausstellungen zu organisieren. Weihnachts- und Spielzeugausstellungen kamen bei der Bevölkerung gut an. Auch Themen der Heimat-, Eisenbahn- und Stadtgeschichte wurden gut besucht. Unvergessen bleibt die größte Leihgabenausstellung in der Geschichte des Museums über den berühmten Sohn der Stadt Mügeln Prof. Dr. hc. Christian Georg Schmorl. Durch Aufrufe zur Mitgestaltung von Sonderausstellungen fanden sich Mitbürger bereit, Gegenstände aus ihrem privaten Besitz dem Museum zu überlassen. So sollen hier stellvertretend die Familien Michael aus Schlagwitz und Herr Höhme aus Mügeln genannt werden, die historisches Spielzeug und Hausrat als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt haben. Mit dem Stadtmuseum Oschatz wurden Gegenstände ausgetauscht um Ausstellungen breiter zu gestalten.

Neben Sonderausstellungen besteht für Schulklassen die Möglichkeit durch einen Besuch des Museums den Unterricht interessanter zu gestalten. Durch Vorabsprache mit dem Museumskollektiv kann hier gezielt auf den Lehrplan eingegangen und Themen für Projektarbeiten vergeben werden. Stadtführungen wie zum „Tag des offenen Denkmals“ gehören zum Angebot, aber auch Reiseführungen in die nähere Umgebung unserer Heimat gehören dazu. So wurden mehrmals Gäste der Stadt und von Vereinen auf Busfahrten im Landkreis und nach Meißen betreut.

Höhepunkt für das Jahr 1995 war die Mitgestaltung des großen Festumzuges anlässlich des Stadtjubiläums. Für einige Tage verwandelte sich das Museum in eine große Garderobe. Kostüme wurden hier anprobiert und ausgegeben sowie Requisiten bereitgestellt. Das hatte leider den Nachteil, daß das Museum während des Festes geschlossen blieb. Dafür wurde eine Ausstellung der Grundschule Altmügeln mit dem Thema „Schule – früher und heute“ mitgestaltet. In den Räumen der Schule konnten dazu über 1000 Besucher begrüßt werden.

Mit dem nötigen Abstand zu so bedeutenden Höhepunkten, konnten wir im Oktober 1995 das 70jährige Bestehen des Heimatmuseums feiern.

Einige der geladenen Gäste kamen nicht mit leeren Händen. Das Stadtmuseum Oschatz überreichte zum Beispiel Akten der Mügelner Schneiderzunft. Dadurch ist die Sammlung um einige Besonderheiten reicher geworden.

Es wurden Ratschläge und Hinweise für die Zukunft gegeben. So daß die Zusammenarbeit mit den Schulen vertieft werden muß, Tipps für weitere Sonderausstellungen so wie Unterstützung von Handel und Gewerbe bei der Wiederbelebung von Traditionen und bei Firmenpräsentationen.

Einen besonderen Blick in die Zukunft tat Bürgermeister Gotthard Deuse. Er stellte dem Museum Räumlichkeiten im Schloß „Ruhetal“, nach der Übernahme durch die Stadt Mügeln in Aussicht. Das würde bedeuten, daß eine breitere und übersichtlichere Ausstellung mit einem überregionalen Ruf möglich wäre.

Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die Einrichtung eines neuen Museums kostet bedeutende Mittel, die zur Zeit kaum aufgebracht werden können. Ebenso würde es die Kraft der zwei ehrenamtlichen Mitarbeiter überfordern, so ein Objekt aufzubauen und wirtschaftlich zu betreiben. Eine Wiederbelebung des Heimatvereins ist dazu unumgänglich. Demzufolge wird das Heimatmuseum Mügeln bis auf weiteres in den gewohnten Räumlichkeiten seinen Besuchern zur Verfügung stehen.

Abschließen möchte ich nun diese Ausführungen mit einem Goethe-Wort, welches der langjährige Museumsleiter und Heimatfreund Fritz Thomas oft zitierte:

„Wer nicht von 3000 Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben, bleibt im Dunkeln, unerfahren, mag von Tag zu Tag leben.“
Andreas Lobe, Tischlermeister und ehrenamtlicher Museumsleiter
Mügelner Anzeiger vom 31.05.1996