(Heimatmuseum
Mügeln)
70 Jahre Heimatmuseum Mügeln
Am 28. Oktober 1995 trafen sich im Mügelner Rathaus Heimatfreunde,
Vertreter von Museen und Institutionen, um den Tag der Eröffnung
des Mügelner Heimatmuseums vor 70 Jahren zu feiern.
Der Bestand des Museums gründet sich hauptsächlich auf
die Sammeltätigkeit des Mügelner Sattlermeisters Richard
Hummitzsch. Bedingt durch den industriellen Aufschwung der Gründerjahre
und die damit verbundene rege Bautätigkeit kam es häufiger
zu Bodenfunden, die bei der zu dieser Zeit interessierten Bevölkerung
für Aufsehen sorgte. Hummitzsch erregte durch seine intensive
Forschungstätigkeit großes Aufsehen in der Fachwelt.
Seine Sammlung gehörte zu der größten und bedeutendsten
von Privatpersonen in Sachsen.
Im Vorfeld des 1. großen Heimatfestes 1900 wurden, durch
Initiative des Gewerbevereins, seine Funde ausgestellt. Zu den
Besuchern gehörte damals auch Prinz Albert von Sachsen.
Am 29. Oktober 1912 wurde dem Stadtrat der Vorschlag unterbreitet,
in den unteren Räumen der damaligen Kinderbewahranstalt ein
Museum einzurichten. Allerdings wurde das durch den Ausbruch des
1. Weltkrieges verhindert.
Angeregt durch Hummitzschs Tätigkeit fanden sich mehrere
interessierte Bürger am 17. Januar 1913 zusammen, um einen „Verein
für Heimatkunde“ zu gründen. Ihm gehörte auch
der junge Lehrer und Kantor Otto Edler aus Neusornzig an. Er erforschte
besonders umfassend den Festenberg bei Baderitz, später die
Gegend um Casabra und Kreina.
Um die wertvolle Sammlung Hummitzsch der Nachwelt zu bewahren,
wurde diese nach seinem frühen Tode im Jahre 1916 durch die
Stadt Mügeln aufgekauft. Darunter befanden sich nicht nur
Bodenfunde, sondern auch eine bedeutende Sammlung von historischen
Schriften und Büchern. Für diese Gegenstände gab
es noch keinen festen Ausstellungsort und so wurden sie zwischen
verschiedenen Ausstellungen in Vereisstuben und Gasthaussälen
immer wieder auf Dachböden eingelagert, was sich aber auf
den Zustand der Sammlung negativ auswirkte.
Der Heimatverein drang dadurch auf die Einrichtung eines Museums.
Trotz großer Schwierigkeiten der Stadt in der Inflationszeit
konnte es zum Heimatfest am 5. Juli 1925 seiner Bestimmung übergeben
werden. Man hatte hier praktisch gedacht und ein Fertigprojekt
eines „Kutscherhauses“, wie sie in den Villenvororten
von Leipzig und Dresden häufig vorkommen, verwendet.
Die obere Etage beherbergte die historische Sammlung, die untere
die städtische Freibank, was einen Mügelner zu folgendem
Spottvers verleitete:
Es gibt wohl keine zweite Stadt,
die Freibank mit Museum hat – wie Mügeln.
Erst klopft man unten, was mußt´ sterben,
dann oben jede Urn´ in Scherben;
oh Hummitzsch, was hast du für Erben – in Mügeln!
Die Sammlung historischer Gegenstände wurde durch Schenkungen
von Privatpersonen, Betrieben und Vereinen bedeutend erweitert.
In den beengten Räumen wurde historischer Hausrat, Werkzeuge,
Uniformen, Gegenstände aus den ehemaligen Kolonien sowie altes
Mobiliar gezeigt. Für die ur- und frühgeschichtliche
Sammlung blieb wiederum wenig Platz.
Leiter des damaligen Museums war der sehr engagierte Heimatforscher,
Lehrer und Kantor Maximilian Weber. Er war nicht nur federführend
bei der Einrichtung des Museums, sondern er setzte sich auch für
den Erhalt und die Weiterverbreitung kulturhistorischen Brauchtums
ein.
Durch regelmäßige Veröffentlichungen in vielen
Zeitschriften trug er wesentlich zur Verbreitung des Heimatinteresses
der Bevölkerung bei. 1937 wurde der gesamte vorgeschichtliche
Bestand durch die Wissenschaftler Dr. Heinz A. Knorr und Dr. Walter
Grünberg gesichtet und katalogisiert, überhaupt erstmalig
für ein sächsisches Museum.
Der Ausbruch und der Verlauf des 2. Weltkrieges machten es notwendig,
das Museum zu schließen und die Räumlichkeiten als Wohnung
zu nutzen. Die Sammlung wurde auf die Rathaus- und Schulböden
verteilt. Nach dem Krieg kümmerte sich erst einmal niemand
um den Bestand. Hausratsgegenstände sowie altes Spielzeug
aus der Sammlung wurden wieder ihrer ursprünglichen Nutzung
zugeführt, die vorgeschichtlichen Objekte mehrmals umgelagert
und dabei zum Teil mutwillig zerstört. Der ganze Frust der
Nachkriegszeit wurde (fast verständlich) an den vorhandenen
historischen Waffen, militärischen Gegenständen, Fahnen
und Uniformen besonders ausgelassen.
Von diesen Gegenständen der alten Sammlung hat kaum einer
diese Zeit überstanden. Anfang der 50er Jahre machten sich
der damalige Neulehrer Fritz Thomas sowie Otto Edler daran, die
Reste der Sammlung zu ordnen. Zusammen mit Schülern der Schule
Niedergoseln versuchten sie, auf den Dachböden die Trümmer
zu bergen und später in der Schule sowie in dem Hinterzimmer
der ehemaligen „Pension Feßler“ wieder zusammenzusetzen.
Fachlich unterstützt wurden sie hierbei durch den ehemaligen
Lehrer Adolf Drescher aus Thammenhain und durch den in Mügeln
geborenen Heimatforscher Kurt Helbig aus Wermsdorf. Die Patenschaft über
das Ganze übernahm das Kreismuseum Torgau. In Schreiben an
die Kreis- und Stadtverwaltung bemühte sich der damalige Direktor
des Sächsischen Landesmuseums Dresden, Dr. Coblenz, die Notwendigkeit
der Wiedereinrichtung des Museums einzusehen und Fritz Thomas in
seiner Tätigkeit als Leiter zu unterstützen. Bereits
zum Heimatfest 1956 konnten Schaufenster in der Stadt mit Exponaten
des Museums geschmückt werden. Im Jahr 1964 war es soweit,
daß das ehemalige Museumsgebäude seinem ursprünglichen
Zweck wieder zugeführt werden konnte.
Am 3.7.1964 wurden die oberen Räumlichkeiten des Hauses als „Kreismuseum
für Archäologie“ feierlich der Öffentlichkeit
wieder zugänglich gemacht. Erstmalig konnte die Sammlung Hummitzsch
so breit und geordnet präsentiert werden. Im Jahr 1965 folgte
in den unteren Räumen die Stadtgeschichtliche Abteilung. Mittelpunkt
ist hier ein von Mügelner Schülern gestaltetes Diorama,
das unsere Stadt während des 30jährigen Krieges darstellt.
Vitrinen stellte der Geschäftsmann Karl-Heinz Hetze zur Verfügung,
ebenso wurden noch zwei Ölgemälde mit Mügelner Ansichten
von dem Gastwirt und Kunstmaler Heinz Striegler gestiftet. Ebenso
wurde durch den Ornithologen und Naturfreund Rossdeutscher eine
interessante Ausstellung über das Thema „Naturschutz“ gestaltet.
Er verstand es besonders, den Besuchern den Reichtum der Natur,
insbesondere der Vogelwelt, zu verdeutlichen. Leider fand sich
nach seinem Tode im Jahre 1971 keiner bereit, diese Sammlung fortzuführen.
Nach dem Ausscheiden von Reihart Stenke aus dem Museumskollektiv
konnte 1968 der ehemalige Lokführer Rudolf Wunderlich für
das Museum gewonnen werden. Durch seine technischen Fertigkeiten,
seine besondere Art mit Kindern umgehen zu können und nicht
zuletzt seine Erfahrungen auf dem sächsischen Schmalspurnetz
machten ihn zu einer echten Bereicherung des Kollektivs. Seit dem
Jahr 1971 beteiligte sich auch Erich Kötz an der Museumstätigkeit.
Er hatte sich besonders die Katalogisierung und Inventarisierung
des umfangreichen Schriftbestandes des Museums zu eigen gemacht.
Er gehörte, trotz seines hohen Alters, bis 1993 dem Museumskollektiv
an. Auch heute stellt er gern noch seinen reichen Erfahrungsschatz
zur Verfügung.
Nicht nur beim Wiederaufbau des Museums, sondern auch weiterhin
spielte die Zusammenarbeit mit Schülern und jugendlichen eine
große Rolle. Allein dieser Tatsache ist es zu verdanken,
daß das Museum zwischenzeitlich aus ökonomischen Gründen
nicht geschlossen wurde. Mit dem Eintrittsgeld von damals 10 Pfennig
für Kinder und 30 Pfennig für Erwachsene konnten keine
großen Gewinne erzielt werden. Es bestanden ernsthafte Pläne
der Stadt, das Museum zu schließen, die Sammlung dem Kreismuseum
Oschatz anzugliedern und das Gebäude der Goethe-Oberschule
zur Nutzung zu übergeben.
Auch bestanden Pläne, den 1968 renovierten Turm des Schlosses
Ruhethal als Museum zu nutzen. Aber an den Problemen, die damals
dagegen sprachen, scheiterten letztlich auch der eingerichtete
Jugendklub bzw. das Turmcafé.
Die Jugendgruppe „Junge Historiker“ kümmerte
sich nicht nur um die Sammlung, sondern betreute archäologisch
das Mügelner Umland. So halfen sie bei Ausgrabungen des Landesmuseums
in Sornzig, zusammen mit Wermsdorfer Schülern auf der Seelitzer
Lichtung und nicht zuletzt bei dem größten archäologischen
Objekt in unserer Gegend, in Leuben. Darüber hinaus betreuten
sie, ausgestattet mit den nötigen Vollmachten, bekannte Fundstellen.
Durch Absuchungen konnten sie auf dem Festenberg, bei Altoschatz,
Grauschwitz, Strocken und anderen Stellen bemerkenswerte Funde
sichern.
Die Mügelner „Jungen Historiker“, unter der Leitung
von Fritz Thomas, gehörten neben den Jugendgruppen von Leipzig,
Taucha und Pirna zu den erfolgreichsten in Sachsen.
Neben dieser Tätigkeit betreuten die Jugendlichen weiterhin
die Sammlung und das Museumsgebäude. In vielen Stunden ihrer
Freizeit säuberten sie Ausstellungsstücke, renovierten
die Räume und gestalteten Ausstellungen. Im Jahre 1977 lief
diese Arbeitsgemeinschaft leider aus, aber es blieb eine tiefe
Bindung erhalten. Im gleichen Jahr konnte ein Patenschaftsvertrag
mit dem Geologenkollektiv des damaligen Silikatrohstoffkombinates
Kemmlitz abgeschlossen werden. Durch diese Fachleute wurde die
Mineraliensammlung des Museums grundlegend geordnet sowie der Ausstellungsraum „Geologie
unserer Heimat“ fachlich gestaltet.
Das Museumskollektiv unterstütze auch viele Schüler
und Studenten bei ihren Arbeiten. Besonders angehende Gesellschaftswissenschaftler
nutzten den Fundus des Museums sowie die reiche Lebenserfahrung
der Mitarbeiter. Höhepunkt war hier die Doktorarbeit von Frau
Almut Fiedler über die Meißner Stiftsgebiete. Der Leiter,
Fritz Thomas, stand ihr als Mentor hilfreich zur Seite.
Eine Herausforderung auf dem Gebiete der Denkmalpflege war die
Restaurierung und Aufstellung der Mügelner Postdistanzsäule.
Eine grundhafte Erneuerung wurde schon Anfang der 70er Jahre angemahnt,
aber durch die unsachgemäße Demontage beim Bau des Mügelner
Busbahnhofes machte sich sofortiges Handeln notwendig. Zusammen
mit dem Wurzener Postsäulenexperten Artur Zieger machte sich
Fritz Thomas daran, die zum Teil unleserliche und durch vorhergehende
Restaurierungen fehlerhafte Beschriftung zu rekonstruieren.
Für die fachgerechte Ausführung der Arbeiten konnte
die Leipziger Steinmetzfirma Franz verpflichtet werden. Der Vorschlag,
die Säule am Standort des ehemaligen Lommatzscher Tores aufzustellen,
stammt von Erich Kötz. Er stützte sich hierbei auf die
Aufstellungsvorschriften August des Starken und auf einen Artikel
Otto Edlers, der den historischen Standort der Mügelner Distanzsäule
hier vermutete. In einer würdigen Feierstunde wurde die neu
hergerichtete Distanzsäule 1979 enthüllt.
Ende der 70er Jahre erfolgte eine bessere Betreuung der Museen
durch die übergeordneten Behörden. Die Gemeinden wurden
stärker zum Erhalt des kulturellen Erbes angehalten. In regelmäßigen
Treffen der Museumsleiter wurden Erfahrungen ausgetauscht und die
Arbeit abgestimmt. Angemahnt wurden hier immer wieder die mangelnden
Bilanzen zum Erhalt der Gebäude und Sammlungen. Es mussten
manchmal Tricks und Kniffe angewandt werden, um Gelder und besonders
Material für notwendige Renovierungen und Restaurierungen
zu bekommen.
Auf Anweisung des Bezirksmuseums sollte für das Heimatmuseum
Mügeln ein Konzept für die Zukunft erarbeitet werden.
In ihm wurde vorgesehen eine Gestaltung des Museumsvorplatzes mit
größeren Exponaten, sowie die Erweiterung des Museums
durch einen Flachbau um besonders das Archiv zu vergrößern.
Dieses wurde allerdings durch den Neubau einer Heizungs- und Sanitärtraktes
an der Goethe-Schule nicht mehr möglich. Teile des Konzepts
wurden allerdings bei der Renovierung des Gebäudes anlässlich
der 1000-Jahr-Feier der Stadt genutzt.
Der Dachstuhl hatte sich gesenkt, der Salpeter, der die Dachziegel
befallen hatte, griff auf die auf dem Boden eingelagerten Gegenstände über,
Metallteile korrodierten, Zeichnungen und Dokumente zerfielen.
Ein Gipsmodell eines geplanten Kriegerdenkmals löste sich
auf. Es mußte schnell und umfassend gehandelt werden. Durch
das damalige Bauamt der Stadt wurden schnell und unkompliziert
Schalholz und Dachdeckerbilanzen zur Verfügung gestellt. Mitglieder
der Parteien NDPD und LDPD renovierten das Museum in freiwilligen
Aufbaustunden. Viele von ihnen leisteten mehr als verlangt wurde.
Dazu gesellten sich noch andere Heimatfreunde. Bei der Neugestaltung
der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung half Günter
Thiele, die Handwerksgeschichte übernahm die Oschatzerin Gabi
Teumer. Hierzu stellte das Kreismuseum Wurzen leihweise Vitrinen
zur Verfügung. Bei der Gestaltung der Geologie unserer Heimat
kamen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geologie und Mineralogie
zu Hilfe. Die Anfertigung der Beschriftungen übernahm die
Druckerei Dober.
Pünktlich zu den Festtagen konnte das Museum durch seinen
Leiter Fritz Thomas am 4. Oktober 1984 der Öffentlichkeit übergeben
werden. Neben diesem Höhepunkt gehörten zu den Stammbesuchern
des Museums Brigaden und Kollektive der umliegenden Betriebe und
Einrichtungen. Zu Klassentreffen gehörte traditionell ein
Museumsbesuch. Schulklassen aus Schrebitz, Neusornzig, Strehla,
Naundorf und anderen Schulen besuchten uns regelmäßig.
Auch ausländische Besucher konnte man begrüßen:
in Sornzig beschäftigte Obstpflücker aus Bulgarien, Jugendgruppen
aus Frankreich, Messegäste und Eisenbahnexperten aus Großbritannien.
Eine Touristengruppe aus der ehemaligen Sowjetunion schrieb in
das Gästebuch „Das Museum ist gut, der Direktor noch
besser“.
Im Jahre 1985 konnte das Museum an die neue Heizung der Goethe-Schule
angeschlossen werden, was sich nicht nur auf die Arbeitsbedingungen,
sondern auch auf den Zustand des Gebäudes und der Sammlung
günstig auswirkte.
Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters bat der 84jährige
Fritz Thomas ihn aus der Funktion des Leiters zu entbinden. Anläßlich
des „Weltmuseumstages“ am 18. Mai 1985 wurde der ehemalige „Junge
Historiker“ und langjährige Mitarbeiter Andreas Lobe
als Nachfolger im Amt durch den Bürgermeister berufen. Fritz
Thomas blieb aber bis zu seinem Tode 1989 eine wichtige Stütze
des Museumskollektivs.
Da nun das Gebäude und der Zustand der Sammlung auf „Vordermann“ gebracht
war, sollte der Schwerpunkt der Arbeit auf die Inventarisierung
und Katalogisierung der Sammlung gelegt werden. Für den vorgeschichtlichen
Bestand, der sich durch die Umlagerungen nach 1945 immer noch in
einem desolaten Zustand befand, kümmerten sich Archäologiestudenten
der „Martin-Luther-Universität“ Halle. Es konnte
aber nur noch eine zeitliche Zuordnung erfolgen, eine genaue Katalogisierung
mit Fundort war bei der Vielzahl der Einzelgegenstände nicht
mehr möglich.
Der Zustand nach der Katalogisierung von 1937 wird wohl leider
kaum wieder erreicht werden.
Ebenso wurde angeregt, die Gestaltung der gesamten Sammlung als
Diplomarbeit für einen angehenden Gesellschaftswissenschaftler
auszuschreiben. Nur so hatte das Museum zu DDR-Zeiten eine Chance,
an neue Vitrinen und dekorative Fotokopierarbeiten heranzukommen.
Dieses Vorhaben wurde durch den Kreis voll unterstützt, aber
vom Bezirk abgelehnt. Hier wurden andere Schwerpunkte gefördert.
Von Herrn Kurt Hessel ging der Vorschlag aus, das unter Denkmalschutz
stehende Gebäude Schulgasse Nr. 1 im Inneren zu erhalten und
dem Museum für Sonderausstellungen sowie als Depot zur Nutzung
zu übergeben. Zusammen mit dem Ratsarchiv könnte hier
ein Wirkungsplatz für den Ortchronisten geschaffen werden.
Daraus wurde leider bis heute nichts.
Ein Partnerschaftsvertrag mit der Kulturbundgruppe „Historische
Waffen“ unter der Leitung von Joachim Rolke brachte, daß die
in der Sammlung befindlichen Waffen eine genaue Zuordnung und eine
fachgerechte Pflege erhielten.
Die Heimatzeitschrift „Der Rundblick“ begleitete unser
Museum von seiner Wiedereröffnung 1964 an mit zahlreichen
Veröffentlichungen. Fritz Thomas gehörte zu den ehrenamtlichen
Redakteuren.
Im Jahr 1987 konnte die „Rundblick-Runde“ in den Räumen
des Museums mit Mügelner Spezialitäten bewirtet werden.
Ebenso wurde ein Rundgang durch Schloß, Stadtkirche und Kino
organisiert.
Mit der Wende und dem wiedereinsetzenden Heimatbewusstsein zeigten
sich neue Perspektiven und Möglichkeiten für die Entwicklung
des Heimatmuseums. Aber es erfolgte bald die Ernüchterung.
Durch die Neuordnung der Finanzen mussten die Schwerpunkte auf
soziale Gebiete gelegt werden. Eine Schließung konnte aber
verhindert werden. Auch die Erwartungen, die in den wiedergegründeten,
aber in der Zwischenzeit aufgelösten, Heimatverein gesetzt
wurden, erfüllten sich nicht.
Mit der Konsolidierung des Stadthaushaltes konnten auch wieder
Mittel für das Museum eingeplant werden. Allerdings sind die
Möglichkeiten angesichts der Flut von Anbietern in der Marktwirtschaft
noch sehr gering. Das Museumskollektiv bemühte sich mit Hilfe
der Stadtverwaltung, die zur Verfügung stehenden Mittel aus
dem Stadthaushalt, sowie durch Ausschöpfung von Fördermöglichkeiten,
sinnvoll einzusetzen. Es wurde eine moderne Sicherungsanlage angeschafft,
Türen und Fenster erneuert und die Räume renoviert. Durch
Anschaffung neuer Vitrinen und einer modernen Beleuchtungsanlage
hat auch die Ausstellung an Niveau gewonnen.
Ab dem Jahr 1991 gehörte auch der Heimatfreund und Lehrer
i. R. Siegfried Seltmann zum Kollektiv. Dadurch erlangte das Museum
wieder die Möglichkeit, zur Tageszeit Schulklassen zu führen.
Ebenso wurde zum Ziel gesetzt, jährlich zwei Sonderausstellungen
zu organisieren. Weihnachts- und Spielzeugausstellungen kamen bei
der Bevölkerung gut an. Auch Themen der Heimat-, Eisenbahn-
und Stadtgeschichte wurden gut besucht. Unvergessen bleibt die
größte Leihgabenausstellung in der Geschichte des Museums über
den berühmten Sohn der Stadt Mügeln Prof. Dr. hc. Christian
Georg Schmorl. Durch Aufrufe zur Mitgestaltung von Sonderausstellungen
fanden sich Mitbürger bereit, Gegenstände aus ihrem privaten
Besitz dem Museum zu überlassen. So sollen hier stellvertretend
die Familien Michael aus Schlagwitz und Herr Höhme aus Mügeln
genannt werden, die historisches Spielzeug und Hausrat als Dauerleihgabe
zur Verfügung gestellt haben. Mit dem Stadtmuseum Oschatz
wurden Gegenstände ausgetauscht um Ausstellungen breiter zu
gestalten.
Neben Sonderausstellungen besteht für Schulklassen die Möglichkeit
durch einen Besuch des Museums den Unterricht interessanter zu
gestalten. Durch Vorabsprache mit dem Museumskollektiv kann hier
gezielt auf den Lehrplan eingegangen und Themen für Projektarbeiten
vergeben werden. Stadtführungen wie zum „Tag des offenen
Denkmals“ gehören zum Angebot, aber auch Reiseführungen
in die nähere Umgebung unserer Heimat gehören dazu. So
wurden mehrmals Gäste der Stadt und von Vereinen auf Busfahrten
im Landkreis und nach Meißen betreut.
Höhepunkt für das Jahr 1995 war die Mitgestaltung des
großen Festumzuges anlässlich des Stadtjubiläums.
Für einige Tage verwandelte sich das Museum in eine große
Garderobe. Kostüme wurden hier anprobiert und ausgegeben sowie
Requisiten bereitgestellt. Das hatte leider den Nachteil, daß das
Museum während des Festes geschlossen blieb. Dafür wurde
eine Ausstellung der Grundschule Altmügeln mit dem Thema „Schule – früher
und heute“ mitgestaltet. In den Räumen der Schule konnten
dazu über 1000 Besucher begrüßt werden.
Mit dem nötigen Abstand zu so bedeutenden Höhepunkten,
konnten wir im Oktober 1995 das 70jährige Bestehen des Heimatmuseums
feiern.
Einige der geladenen Gäste kamen nicht mit leeren Händen.
Das Stadtmuseum Oschatz überreichte zum Beispiel Akten der
Mügelner Schneiderzunft. Dadurch ist die Sammlung um einige
Besonderheiten reicher geworden.
Es wurden Ratschläge und Hinweise für die Zukunft gegeben.
So daß die Zusammenarbeit mit den Schulen vertieft werden
muß, Tipps für weitere Sonderausstellungen so wie Unterstützung
von Handel und Gewerbe bei der Wiederbelebung von Traditionen und
bei Firmenpräsentationen.
Einen besonderen Blick in die Zukunft tat Bürgermeister Gotthard
Deuse. Er stellte dem Museum Räumlichkeiten im Schloß „Ruhetal“,
nach der Übernahme durch die Stadt Mügeln in Aussicht.
Das würde bedeuten, daß eine breitere und übersichtlichere
Ausstellung mit einem überregionalen Ruf möglich wäre.
Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die Einrichtung eines
neuen Museums kostet bedeutende Mittel, die zur Zeit kaum aufgebracht
werden können. Ebenso würde es die Kraft der zwei ehrenamtlichen
Mitarbeiter überfordern, so ein Objekt aufzubauen und wirtschaftlich
zu betreiben. Eine Wiederbelebung des Heimatvereins ist dazu unumgänglich.
Demzufolge wird das Heimatmuseum Mügeln bis auf weiteres in
den gewohnten Räumlichkeiten seinen Besuchern zur Verfügung
stehen.
Abschließen möchte ich nun diese Ausführungen
mit einem Goethe-Wort, welches der langjährige Museumsleiter
und Heimatfreund Fritz Thomas oft zitierte:
„Wer nicht von 3000 Jahren sich weiß Rechenschaft
zu geben, bleibt im Dunkeln, unerfahren, mag von Tag zu Tag leben.“
Andreas Lobe, Tischlermeister und ehrenamtlicher Museumsleiter
Mügelner Anzeiger vom 31.05.1996
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