Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

23. Juni 1838 – 23. Juni 1998
160 Jahre Druckerei in Mügeln


Eine wechselvolle Geschichte mit den unterschiedlichsten politischen Systemen (Kaiserreich, Weimarer Republik, „1000jähriges Reich“ und 40 Jahre DDR) hat der Handwerksbetrieb überstanden. Drei Kriege brachten wirtschaftliches Auf und Ab, und umwälzende technische Veränderungen wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte haben den jeweiligen Inhaber aus mittlerweile drei verschiedenen Familien ein hohes Maß an Risikobereitschaft und persönlichem Einsatz abverlangt.

Angefangen hat alles mit dem „Wochen-. und Intelligenzblatt der Stadt Mügeln und Umgebung“. Aus dem anfangs noch kleinen Wochenblatt wurde 1921 eine Tageszeitung („Mügelner Tageblatt“), die 1943 kriegsbedingt ihr Erscheinen einstellen musste.

Ohne Verlagsrechte musste die Druckerei nach dem Zweiten Weltkrieg den schon immer parallel zum Zeitungsdruck betriebenen Akzidenzdruck weiter ausbauen. Trotz aller systembedingten Widrigkeiten wie Druckgenehmigungen, Papierbilanzierungen, vorgegebenen Beschäftigungszahlen für Handwerksbetriebe und der stets drohenden Verstaatlichung, gelang es, diese Zeit zu überstehen und den Handwerksbetrieb zu erhalten.

Mit wenigen Setzkästen und einer hölzernen Druckpresse hatte alles 1838 in der ersten Etage der „Schwedenschenke“ (Ernst-Thälmann-Straße) begonnen. Eine eiserne Presse löste später die hölzerne ab, doch da wurde schon im eigenen Hause am Altmarkt produziert (neben Drogerie Lübeck). 1874 kam eine handbetriebene Schnellpresse dazu und 1882 erfolgte der Umzug in einen Neubau (Karl-Liebknecht-Straße). 1888 kamen kurz nacheinander ein Gas- und dann ein Benzinmotor als Antrieb für die Schnellpresse zum Einsatz. 1910 musste angebaut werden und 1912 erfolgte der Anschluss an das Energieverbundnetz. Dadurch konnten neue Druckmaschinen angeschafft werden, die die Arbeit in Verbindung mit Setz-, Falz- und Schneidemaschine wesentlich erleichterten und dem Betrieb zu einem ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung verhalf.

Nach 1945 trat in der technischen Entwicklung ein Stillstand ein, der nach dem Zusammenbruch der DDR umso schneller wettgemacht werden konnte. Der Einzelbuchstabensatz wurde durch den Computersatz ersetzt, der Buchdruck durch den Offsetdruck abgelöst. Die Verlagsrechte wurden wieder erworben, und so werden auch wieder Zeitungen gedruckt, keine Tageszeitungen, aber immerhin die Amtsblätter für die Stadt Mügeln, die Gemeinden Naundorf und Liebschützberg und eine Heimatzeitung für die Stadt Leisnig.

Sechs Lehrlinge haben seit der Wende ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und ein siebenter befindet sich in der Ausbildung.
40 Jahre der technischen Entwicklung in den alten Bundesländern konnten hier in kürzester Zeit aufgeholt werden und mit erheblichen Investitionen wurde aus der altehrwürdigen Offizin wieder eine moderne, leistungsstarke Druckerei.

Mit der Hoffnung auf weiter 160 erfolgreiche Jahre sagen wir den alten Zunftgruß der Buchdruckerei: Gott grüß die Zunft!
Sonderdruck zum Jubiläum, 1998