Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Bahnhof – einst größter unter den kleinsten

100 Jahre Schmalspurbahn Mügeln

Mügeln führte seinen Ruf „Größter Schmalspurbahnhof Europas“ nicht zu Unrecht. Nach der Zerschlagung des Faschismus und dem schweren Neubeginn wurde unter dem Banner des Sozialismus auch hier ein neues Kapitel Eisenbahngeschichte geschrieben. Wie sehr sich die Mügelner Eisenbahner dafür einsetzten, zeigten die vielen gesellschaftlichen Aktivitäten, mit denen sie sich auch außerhalb ihres Wirkungskreises bekannt geworden sind.

1953 kämpften 17 Lokbrigaden erstmals in einem sozialistischen Wettbewerb um das „Q“, nahmen Lokpersonal ihr Fahrzeug in eigene Pflege und arbeiteten in den 60er Jahren streng nach der sowjetischen Luniemethode, um Kohle einzusparen. Monatlich 1720 Tonen Mehrlast, Sonderleistungen, Soli-Aktionen und ein vorbildliches Sportwirken brachten Auszeichnungen und Wanderfahrten. Auch die Arbeits- und Lebensbedingungen änderten sich, als mit Gründung des Bahnbetriebswerkes ein neues Verwaltungs- und Sozialgebäude geschaffen wurde. Doch die Zeit blieb nicht mit den Erfolgen stehen. Das hohe Alter der Fahrzeuge und Anlagen gehört zu Rationalisierungen. Der stark aufkommende Kraftverkehr übernahm nach und nach die Leistungen der schwächeren Strecken und schließlich nach mehreren Verkehrsträgerwechseln den gesamten Personenverkehr. Das echte Mügelnnetz hatte dadurch aufgehört zu existieren. Auf dem lang gezogenen Gelände des Bahnhofes wurde es stiller. Nachts ruhte der Verkehr. 1978 wurde nach erneut ökonomischen Berechnungen die hohe Bedeutung der Zufuhr an Kohle zu mehreren Abnehmern und die Abfuhr des hochwertigen Kaolins als wirtschaftlich vertretbar anerkannt. Durch den X. Parteitag mit den Beschluss, Massengüter von der Straße verstärkt auf die Schiene zu verlagern, um wertvollen Kraftstoff einzusparen, wurde diese Entscheidung gefestigt. Nach erfolgter Rekonstruktion der noch vorhandenen Anlagen zwischen 1981 und 1984 erhielt die Schmalspur grünes Licht. Täglich fahren nun mehrere Güterzüge 40 bis 56 aufgebockte Regelspurwagen, werden somit bis zu 360 000 Tonnen Güter im Jahr befördert.

Vom 5. bis 7. Oktober dieses Jahres feiert der Bahnhof Mügeln sein 100 jähriges Bestehen. Sonderzüge, Ausstellungen und Souvenirs gehören zum Programm. Tausende von Anwohnern und Eisenbahnfreunde werden dem einstigen Großbahnhof schmaler Spur ihre Reverenz erweisen.

LVZ 18.09.1984