Online-Chronik der Stadt Mügeln
 
Per Kleinbahn zum 1000 jährigen Jubiläum

Mit einer Festsitzung der Stadtverordnetenversammlung und des Stadtausschusses der Nationalen Front begeht am morgigen Mittwoch Mügeln im Kreis Oschatz sein 1000 jähriges Jubiläum. Mit Bürgermeister Bernd Brink sprach JW - Mitarbeiter Ulrich Rochow.

Was würden Sie auf eine Mügelner Visitenkarte schreiben?

Unsere Stadt wurde 984 erstmals urkundlich erwähnt – im Zusammenhang mit einer Verschwörung gegen Kaiser Otto III. 1261 wurde unser markantestes Bauwerk errichtet, das Schloss Ruhetal. Heute residiert hierin das VEG Tierproduktion. Ende des 19 Jahrhunderts entstanden die ersten Industriebetriebe in dem Handwerkerstädtchen, begünstigt durch die vor 100 Jahren eröffnete Kleinbahnlinie. Sie fährt übrigens heute noch, und zwar Güter von Kemmlitz nach Oschatz. Seit vergangen Freitag für zehn Tage auch jeweils drei Sonderfahrten im Personalverkehr. Heute hat unsere Stadt 5000 Einwohner. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist die VEB Varia, der Malpaletten für die gesamte Republik und den Export in 15 Länder produziert.

Wie haben sich die Mügelner auf ihr Jubiläum vorbereitet?

Viere Bürger haben mitgemacht, unserer Stadt zur Festwoche und zum 35. Jahrestag der DDR ein gepflegtes Aussehen zu geben. So schön wie sie sich heute präsentiert sah sie noch nie aus. Bisher wurden bei der Rekonstruktion von über 30 Häuserfassaden und der Modernisierung von Wohnräumen, bei der Pflege von Grünanlagen und Spielplätzen schon 3,2 Mio. Mark an Eigenleistungen erreicht – mehr als der Jahresplan 1984 vorsah. Daran haben sich vor allem auch die FDJler in unseren kleinen Betrieben und PGH beteiligt.

Was steht alles auf dem Programm der Festwoche?

Insgesamt 40 kulturelle und sportliche Veranstaltungen. Am Sonnabend gibt es einen Festumzug mit historischen Kostümen, und am Abend feiern wir mit einem Fackelumzug und einem Feuerwerk den Geburtstag unserer Republik. Am 07. Oktober treffen sich die Mügelner zu einer großen Estrade der Freundschaft.

Und was bietet so eine alte Stadt den jungen Leuten?

Wenn die Festwoche gemeint ist, u. a. ein großes Jugendkonzert. Insgesamt haben wir auf diesem Gebiet noch etwas Nachholbedarf. Erst 1985 werden wir einen neuen Jugendclub fertig stellen.

Grüße Erich Honeckers zum Jubiläum Mügelns

Anlässlich des 1000 jährigen Jubiläums von Mügeln, Kreis Oschatz, übermittelte der Generalsekretär der SED und Vorsitzende des Staatrates der DDR, E. Honecker, den Abgeordneten der Stadtverordnetenversammlung eine Grußadresse.
Sie wurde am Mittwoch auf einer Festsitzung der Stadtverordnetenversammlung vom Mitglied Ilse Thiele überreicht.

„Nach der Befreiung durch die ruhmreiche Sowjetarmee und mit der Entwicklung unserer Deutschen Demokratischen Republik“, heißt es in dem Schreiben „verändert sich auch in Mügeln mehr als in Jahrhunderten zuvor“. Heute leisten die Bürger der Stadt in modernen Produktionsstätten der sozialistischen Industrie und Landwirtschaft, in Genossenschaften und anderen Bereichen eine gute Arbeit. An der erfolgreichen Bilanz, die Mügeln, im Jubiläumsjahr vorweisen kann, haben die Abgeordneten maßgeblichen Anteil, wird in der Adresse betont. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den bürgern tragen sie als Beauftragte ihrer Wähler dazu bei, immer bessere Voraussetzungen zur Erhöhung der ökonomischen Leistungskraft im Territorium zu schaffen, alle örtlichen Reserven zur Erfüllung und Überbietung der Pläne und für die Lösung vielfältiger kommunalpolitischer Aufgaben klug zu nutzen.

„Wilder Robert“ auf Jubiläumsfahrt

2000 Bürger leisteten in der Freizeit je 1000 Minuten für ihre 1000 jährige Stadt

Mehrmals täglich bis zum 7. Oktober dampft der „Wilde Robert“ so heißt die Mügelner Kleinbahn im Volksmund – wieder mit Fahrgästen auf seinem Schmalspurgleisen gen Kemmlitz.

Der Traditionszug startet von Mügeln, dem größten Schmalspurbahnhof Europas, der über 30 Gleise und 74 Weichen verfügt und fährt dann in gemächlichem Tempo durch die fruchtbare Landschaft der „Lommatzscher Pflege“. Eine solche Fahrt mit der Kleinbahn, die gerade jetzt ihr hundertjähriges Bestehen feiert und ansonsten nur noch Kaolin, Kohle und andere Güter befördert, ist eine von vielen Attraktionen, mit denen die tausendjährige Kleinstadt in diesen Tagen aus sich aufmerksam macht.

Mit viel Liebe haben Mügelner Einwohner ihr Jubiläum vorbereitet. Über 2000 Bürger beteiligten sich in ihrer Freizeit an der Bewegung „1000 Minuten für die Stadt“. Sie verschönerten ihre Wohnumwelt, legten Grünanlagen an und brachten Vorgärten in Ordnung. Auch Betriebe und PHG haben viel zur Verschönerung des Stadtbildes getan. So werden bis zum 35. Republikgeburtstag über 30 Häuserfassaden in neuem Glanz erstrahlen.
Geschäfte und das Stadtbad wurden rekonstruiert.
Die Betriebe der Kleinstadt im Kreis Oschatz, die den Namen Mügelns in viele Länder der Erde tragen, wollen zum 1000jährigen Jubiläum ihre Planaufgaben im sozialistischen Wettbewerb erfüllen und überbieten: das Chemie-Werk, die Keramik- und Ziegelwerke, der VEB Varia, die Maschinenfabrik und die Molkerei. Mit guter Bilanz kommen auch die Arbeiter des für seine Tiermast und Saatzucht bekannten und die ortansässigen Produktionsgenossenschaften des Handwerks zur 1000 Jahr-Feier ihrer Stadt. Mügeln, 984 erstmals als Mogilin urkundlich erwähnt, entstand im Tal des kleinen Flüsschens Döllnitz und war von Anfang an eine Handwerker- und Gewerbestadt zur Versorgung der umliegenden Dörfer. Über 20 Innungswappen künden im Rathaus heute noch davon. Der wertvolle Boden in der Umgebung wurde zunehmend landwirtschaftlich genutzt, Obstplantagen und Beerenkulturen wurden angelegt. Mit der Befreiung vom Faschismus begann auch für die heute 5000 Einwohner zählende Kleinstadt Mügeln eine neue Etappe in der Entwicklung. Voller Stolz verwies Bürgermeister Bernd Brink auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bürger, die sich besonders seit dem VIII. Parteitag der SED ständig weiter verbesserten. Allein in den vergangen Jahren wurden 72 Wohnungen neu gebaut. 28 Eigenheime entstanden. Ein stomatologisches Zentrum wurde eingeweiht, und 14 Verkaufsstellen sowie Gaststätten erhielten ein modernes Aussehen. Auch ein neuer Busbahnhof entstand. Die Mügelner haben großen Anteil an diesen Leistungen. Seit 1979 erarbeiteten sie im „Mach mit!“ – Wettbewerb einen Wert von mehr als elf Millionen Mark.


So schön war Mügeln noch nie!!!

Wenn an diesem Wochenende die Bürger Mügelns die Tausendjahrfeier der Ersterwähnung ihrer Stadt begehen und das verbinden mit einem großen volks- und Heimatfest zum 35. Jahrestag unserer Republik, so sei an dieser Stelle ein kleiner Rückblick gestattet auf den Zeitabschnitt von 1949 bis zur Gegenwart. Mit der Gründung der DDR wurde zweifellos der erfolgreichste Abschnitt in der Geschichte der Stadt eingeleitet. Die Erfüllung der ersten Volkswirtschaftpläne und die vielfältigen Taten in der Aktivistenlage für den weiteren Aufschwung der Mügelner Wirtschaft und des gesamten gesellschaftlichen Lebens. Mit der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft, die in der Stadt und den umliegenden Gemeinden im März 1960 abgeschlossen, entwickelte sich das fruchtbare Mügelner Gebiet und erbrachte bisher nicht gekannte Ergebnisse im Feld- Gemüse- und Obstanbau sowie in der Viehwirtschaft. Seit 1959 vergrößerte sich die Stadt durch die Eingemeindung der Ortsteile Altmügeln, Crellenhain, Berntitz – Schlatitz und Schlagwitz. Heute hat die Stadt 5000 Einwohner. Die Beschlüsse des X. Parteitages weckten und förderten bei ihnen vielfältige neue Initiativen bei der weiteren Verwirklichung der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik.

So schön, wie sich die Stadt heute präsentiert, sah sie noch nie aus. Allein im Jubiläumsjahr wurden bei der Rekonstruktion von über 30 Häuserfassaden und der Modernisierung von Wohnräumen, bei der Pflege von Grünanlagen und Spielplätze schon 3,2 Mio. Mark als Eigenleistung erreicht – mehr als der Jahresplan vorsah

Berichte der Zeitungen von Oktober 1984