Online-Chronik der Stadt Mügeln
 

Zur Geschichte Mügelner Ortsteile

Schlagwitz

von Günter Thiele


Ungefähr 1 km südlich des Mügelner Marktes, auf dem in das Tal des Schrebitzbaches sich neigenden Hang, liegt das Bauerndorf Schlagwitz. Die bis auf die Höhe auseinander gezogene Bauweise besteht aber erst seit dem vorigen Jahrhundert. Vorher lagen die Bauernhöfe sehr eng aneinandergebaut entlang des Schrebitzbaches. Die ständigen Überschwemmungen, aber nicht zuletzt die beiden großen Brände von 1741 und vor allem vom 1806, veranlassten die Bauern untereinander Land auszutauschen und den Ort so weit auseinander gezogen wieder aufzubauen.

So blieben im Talgrund nur die Mühle mit dem Mühlgut, gegenüber das noch heute stehende Thomassche Gut und das heute dem Bauern Unger gehörende Gut bestehen.

Zur Besiedlung

Wie alle Fluren in der Mügelner Umgebung, ist auch die Schlagwitzer Flur schon seit der Jungsteinzeit besiedelt, so dass wir sagen können, seit 6000 Jahren siedeln hier Menschen. Funde der sich anschließenden Bronzezeit wurden ebenso gefunden, wie Funde der slawischen Besiedlung. Dr. Baumann, Dresden, gelang es zuletzt im Jahre 1969 den Nachweis der Besiedlung in diesen Zeiten zu erbringen.

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1334. Bei dieser Erwähnung wird Schlagwitz als „slakewicz“ bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt aus dem altsorbischen und wird mit „die Leute des Slavek oder Slavko“ übersetzt. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahre 1547 wird Schlagwitz als „Schlackwitz“ bezeichnet.

Die Bevölkerungsentwicklung

Im Jahre 1547 wohnten in dem als „Schlackwitz“ bezeichneten Dorf 10 Besessene Mann. Es war somit ein großes Dorf, welches insgesamt 15½ Hufen Landes besaß. Im Jahre 1764 wurden 9 besessene Mann mit insgesamt 15¼ Hufen erwähnt. Im Jahre 1834 hatte Schlagwitz 91 Einwohner. 1871 95 Einwohner. Ab dem Jahre 1880 wurde das hinter dem Grunde sich anschließende Grauschwitz als zu Schlagwitz gehörende bezeichnet. Amtliche Bezeichnung: Schlagwitz mit Grauschwitz. Dieses Dorf hatte im Jahre 1890 136 Einwohner, 1910 = 213 Einwohner, 1925 = 331 Einwohner, 1939 = 325 Einwohner und 1946 = 594 Einwohner. Der Bevölkerungszuwachs nach 1945 ist durch die vielen Flüchtlinge aus Schlesien zu erklären.

Im Jahre 1857 bestand die gesamte Ortflur von Schlagwitz aus 197 ha. Das Dorf wurde als Platzdorf bezeichnet, was aber ursprünglich nicht stimmte, denn bis zu dem großen Brand in der Nacht vom 5. zum 6. Mai 1906, als das ganze Dorf wegbrannte, war Schlagwitz ein sehr eng bebautes Sackgassendorf. Die Dorfgasse ging parallel zum Schrebitzbach von West nach Ost. Über dem Schrebitzbach stand nur die Wassermühle mit dem Mühlengut. Nach dem furchtbaren Brand wurde der Vorschlag des Bauern Gruhle, untereinander Land auszutauschen und das Dorf völlig auseinander gezogen neu aufzubauen, einhellig angenommen. (Über den Brand und die Grundstückstausche später etwas mehr.) Aber an diesem Beispiel sehen wir, wie in einer einzigen Generation durch einen Brand und anschließenden Grundstückstausch das Aussehen und der Grundriss eines ganzen Dorfes völlig verändert wurde.

Schlagwitz ist kein Kirchdorf. Bis zur Trennung der Tochterkirche Mügeln von Altmügeln, gehörte Schlagwitz mit den so genannten Mügelner Oberdörfern zum Kirchspiel Altmügeln. Auch die Kinder mussten in frühester Zeit nach Altmügeln zur Schule gehen. Dies änderte sich für die kleinen Kinder erst mit der Einstellung von so genannten Kinderlehrern im 18. und 19. Jahrhundert und für alles Kinder mit dem Bau der so genannten „alten Schule“ in Niedergoseln, denn dann durften die Schlagwitzer Kinder nach jahrelangem hin und her, nach Niedergoseln zur Schule gehen. Der ehemalige „Schulweg“ führte als Fußweg durch die „Grauschwitzer Schweiz“ und dann schnurgerade durch die Felder und kam am Niedergoselner Gasthof, gegenüber der heutigen leerstehenden Schule heraus.

Aus der Geschichte von Schlagwitz

Schlagwitz gehört zum ältesten Besitz der Meißner Bischöfe in der Mügelner Gegend und ist anscheinend ein Teil der Schenkung der Kaiserin Agnes an das Meißner Bistum im Jahre 1064. Auf dem Weg die Gerichtsbarkeit zumindest eines Teiles des Dorfes dem Bischof direkt unterstellt wurde, war bisher nicht zu ergründen. Im Jahre 1378 wurde ein Teil des Dorfes Schlagwitz als zum „castrum Meißen“ gehörend benannt und das Dorf Schlagwitz als Supanie bezeichnet. Das Schlagwitzer Mühlengut wurde bei seiner ersten Erwähnung als ein vom Saupengut abgetrennter Besitz genannt. Ein Saupengut war das Gut des jeweiligen Dorfrichters, hier des Schlagwitzer Dorfrichters. Dieses Gut wurde in Schlagwitz auch das „Meißner Gut“ genannt, da es dem Meißner Bischof direkt zinspflichtig war.

Durch Unterlagen im Staatsarchiv in Dresden ist belegbar, dass die Bauern ihre Fronen auf dem Kammergut in Mügeln zu leisten hatten. In den Ablösungsverhandlungen über Gespannleistungen, Bauholz-, Röhrholz- und Getreidefuhren, über die Ablösung der Lehn- und Siegelgelder usw., welche in den Jahren 1832 bis 1850 durchgeführt wurden, legte man den Schlagwitzer Bauern, und nicht nur diesen, unter anderem Auszüge aus dem Amtserbbüchern von 1551/53 und 1581 vor. Also Aufstellungen über Dienste welche ihre Vorfahren oder ehemalige Besitzer ihres Grund und Bodens vor Jahrhunderten geleistet hatten. Um den Wert der abzulösenden Dienste auf das Höchstmaß steigern zu können, scheuten sich die Rittergutsbesitzer (in unserem Falle der Pächter des Königlich Sächsischen Kammergutes in Mügeln) nicht, jahrhundertealte Zinsbücher aus den Archiven heraussuchen zu lassen. Verschiedene Fronleistungen waren oftmals gar nicht mehr bekannt und von den Bauernfamilien seit Generationen nicht mehr geleistet worden. Die Schlagwitzer Bauern stritten, feilschten und wehrten sich über fast 18 Jahre.

Für uns ist vor allem interessant, dass man den Schlagwitzer Bauern Dienste und Fronen vorrechnete, welche noch zu Bischofs Zeiten geleistet worden waren. Zu Bischofs Zeiten wohlgemerkt!, da die Schlagwitzer schon immer zum Besitz des Meißner Bistums gehört hatten.

Da nach der Reformation und der Säkularisierung, Mügeln mit den dazugehörenden Dörfern und das Kloster Sornzig mit seinen Klosterdörfern dem letzten Meißner Bischof vom Kurfürsten zum „ferneren Unterhalt“ übergeben worden war, gehörte Schlagwitz mit zu den ältesten Amtsdörfern, dieses neu geschaffenen Amtes Mügeln.

Bauern und Grundstücksbesitzer in Schlagwitz

In den Unterlagen über die Ablösung der Spanndienste lesen wir u. a. in einem Nachtrag zu einem Brief vom 12. Mai 1834: „Verzeichnis der Güter im Amte Mügeln, welche auf das dasige Kammergut Spanndienste zu leisten haben“, unter Schlagwitz: Johann Andreas Klessig, ein 2 ½-Hufengut, Joh. Gottfried Krauspe ein 2-Hufengut, Joh. Christlieb Welde ein 1 ½-Hufengut, Johanne Christine verw. Opitzin ein 2-Hufengut, Johanne Christiane, verehel. Oehmigen ein 2 ½-Hufengut und Karl Gotthelf Gasch ein 1 ½-Hufengut.

In den Akten über die Ablösung des Lehn- und Siegelgeldes lesen wir unter anderem in einem „Legitimationszeugnis“ aus dem Jahre 1851: Zweihufengut Krauspe, Pferdnergut Löser, Gärtnergut Kirsten und Mühle Kleeberg. Lehn- und Siegelgeld fielen an und blieben auf den Grundstücken haften bei Erb- und Kaufverträgen. Sie mussten jährlich (zu Martini) an das Königliche Rentamt zu Mügeln gezahlt, oder nun abgelöst werden. Dadurch konnte es auch geschehen, dass Besitzer von kleineren Grundstücken und Gärten zur Zahlung verpflichtet waren. So die Schlagwitzer Johanne Sophie Krauspe, Joh. Christoph Funke, Ernst Gotthold Kleeberg. Ein Joh. August Gasch hatte etwas Feld und einen Erlenniederwald.

Folgende Mügelner hatten in dieser Zeit Feld und Garten in Schlagwitzer Flur und mussten deshalb auch Ablösungssummen an das Amt zahlen: Johann Gottfried Richter für Garten und Feld, Joh. Gottlob Küster für Feld, Friedr. Ehregott für Feld und ein Joh. Gottlieb Wolf für mehrere größere Feldgrundstücke. Ein Bauer in Mügeln, welcher seine Felder wahrscheinlich alle in Schlagwitzer Flur hatte.

Da sich der Grundstücksbesitz bei verschiedenen Besitzern über mehrere Grundstücknummern erstreckte, hatte ein Schreiber noch einen Vermerk angebracht: „Auf jedem der angeführten Grundstücke (unabhängig von der Größe, d. A.) haftet ein Lehn- und Siegelgeld von 1 Thaler 3 Neugroschen und 4 Pfennige.“

Im Jahre 1880 war in Schlagwitz ein Chr. E. Kirsten Gemeindevorstand. In diesem Jahre waren Gutsbesitzer in Schlagwitz: Funke J. R. Wittwe mit 41,5 ha; Ernst Fr. Keule mit 31 ha; Ernst Krauspe mit 29,9 ha; Chr. Gottlieb Thomas mit 22,7 ha; Christl. Ernst Kirsten mit 19,4 ha; Friedr. Adolph Barth mit 14,9 ha und Friedr. Wilh. Voigt mit 14,4 ha. Dies war das Mühlengut, dieser Bauer betrieb neben seiner Wirtschaft die Mühle in Schlagwitz.

Gastwirt war zu dieser Zeit in Chr. Leberecht Fischer. Die Postdienststelle war Mügeln. Die Mügelner Landbriefträger hatten Schlagwitz mit zu versorgen.

Das Schlagwitzer Gasthaus

Um 1880 hieß der Schlagwitzer Gastwirt Chr. Leber. Fischer. Bis ca. 1932 war der Wirt ein gewisser Geißler. Dieser soll ein „Unikum“ gewesen sein. Denn Max Geißler trank selbst gern und grüßte zu jeder Tageszeit mit „Guten Morgen“. Er wurde deshalb auch nur der „Guten-Morgen-Wirt“ genannt. Jeden Krug Bier holte er einzeln vom Fass aus dem rechts vor dem Gasthof befindlichen Bergkeller, heute im Grundstück Unger.

Nach Geißler bewirtschaftete ein Wirt namens Ebert die Gaststätte. Er hatte sie aber nur in Pacht, Besitzer war zu dieser Zeit bereits die Familie Großöhme. Im Jahre 1934 tauschten die Großöhmes mit Ebert. Sie übernahmen die eigene Gaststätte in Schlagwitz und Ebert ging nach Limritz, wo die Familie Großöhme herkam.

Das Schlagwitzer Gasthaus besteht in seiner heutigen Gestalt seit dem Jahre 1835, außer dem Anbau in Richtung Straße, dieser wurde im Jahre 1934 angebaut. Gleichzeitig wurde das ganze Gebäude renoviert und verschönert. Die Neueröffnung wurde mit einem riesigen Fest gefeiert. Denn das Gasthaus wurde auch gleichzeitig umgetauft, bis dahin hieß es „Zur Bremse“. Ab 1934 wurde nun der Name auf Grund der vielen Quellen welche es ringsum gab, auf den Namen „Gasthaus zu den Dreizehn Quellen“ umgetauft.

Die Schlagwitzer Schmiede

Bis um 1900 befand sich die Schlagwitzer Schmiede hinter dem Gasthaus. Gasthaus und Schmiede müssen einmal ein Grundstück gewesen sein, denn der letzte Schmied hieß Fischer und soll sehr viel getrunken haben. In diesem Zustand soll er in einem Schacht „ertrunken“ sein. Ringe zum festbinden der Pferde beim Beschlagen soll man noch vor Jahren in einer Mauer in diesem Grundstück gesehen haben.

Eine neue Schmiede in Schlagwitz entstand erst wieder im Jahre 1908. Dabei war dies aber vorher nicht geplant. Dazu Aussagen von Fritz Kaiser, dem ehemaligen Schmiedemeister:

„Mein Großvater war Baumeister in Casabra. Er baute hier das Wohnhaus in Schlagwitz (die Molkereistraße ist Schlagwitzer Flur). Er baute aber ohne Käufer. Es war ein Spekulationsbau, weil er dachte, Mügeln wird einmal ein große Stadt.

Als das Haus fertig war, fand sich kein Käufer. Kurzerhand übergab er meinem Vater das Grundstück. Mit den Worten `Schlagwitz braucht wieder eine Schmiede´ und 19 000,- Mark Schulden auf diesem Grundstück schickte er ihn nach Schlagwitz. Das war 1908. Dann kam der Krieg von 1914, mein Vater musste einrücken. Nach dem ersten Weltkrieg war es schwer, dann die Inflationszeit. Nebenbei hatten wir noch etwas Landwirtschaft, damit es `rundum` ging. Immer nur Arbeit und immer nur Schulen“.

Sehr spät erst, übernahm Fritz Kaiser von seinem Vater die Schmiede. Schon im hohen Alter stehend, konnte sich der alte Schmied nicht von seinem schwer erarbeiteten Grundstück trennen. Er war für Mügeln eine legendäre Gestalt. Heute wohnt in dem Grundstück nun die dritte und vierte Generation Kaiser.

Die Schlagwitzer Flur

Die Schlagwitzer Flur grenzte an die Rosa-Luxemburg-Straße und ging bis an den Grünen Weg. Südlich des Gaudlitzer Weges übersprang die Schlagwitzer Flur den Grünen Weg und grenzte im Westen an die Fluren von Gaudlitz und Zävertitz Das Flurstück zwischen Rosa-Luxemburg-Straße und Gaudlitzer Weg wird auf alten Schlagwitzer Flurkarten „die Mulde“ genannt.

Der „Heilige Born“, aus welchem die Röhrleitung der Mügelner Wasserversorgung gespeist wurde, befand sich in Schlagwitzer Flur. Die Flurgrenze übersprang die heutige Döbelner Straße hinter dem Grundstück Däberitz. Dort ungefähr stand auch vor Jahrzehnten das Mügelner Ortsschild. Die oberen Häuser des Schlagwitzer Weges, wie die Döbelner Straße früher hieß, standen auf Schlagwitzer Flur. Genauso wie alle Häuser der Molkereistraße, außer der Molkerei. Wobei man nicht sagen kann, ob der Grund un Boden der Molkerei nicht evtl. vor dem Bau nach Mügeln eingemeindet wurde. Die Flurgrenze in der Bahnhofstraße verlief dann entlang der Grundstücksgrenze der ehemaligen Gärtnerei Hammermüller (Dr.-Friedrich-Straße 71). Dort stand auch das Mügelner Ortsschild. Vor diesem Haus mündete bis zum Bau des Bahnhofes der Grauschwitz-Schlagwitzer Weg ein. Diese Wege wurden beim Bau des Bahnhofes zu ihrem heutigen Verlauf umgelegt.

Alles was nun hinter dem ehemaligen Ortsschild steht, ist zunächst Schlagwitzer und dann Grauschwitzer Flur. Im Amtsdeutsch der Jahrhundertwende ein „Grundbücherliches Chaos“. So befand sich um 1950 im Haus Bahnhofstraße 3 für einige Zeit das „Gemeindeamt Schlagwitz“. Wenn Reisende zu dieser Zeit aus dem Mügelner Bahnhof traten, standen sie vor dem Gemeindeamt Schlagwitz“.

Der große Brand von 1806

Der Brand von Schlagwitz in der Nacht vom 5. zum 6. Mai 1806 wurde vom damaligen Pfarrer Eger in Mügeln beschrieben. Anlässlich einer kurz darauf folgenden Reparatur des Turmes der Mügelner Kirche wurde dieser Bericht mit in dem Turmkopf verwahrt. Bei der Öffnung desselben während einer Reparatur im Jahre 1905 wurde der Bericht u. a. entnommen und veröffentlicht.

Daraus einige Auszüge:
Das schlimmste Los unter allen Abgebrannten hatte Andreas Däweritz. Auf seinem Gutshofe war das Feuer des Nachts zwischen 10 und 11 Uhr ausgebrochen. Seine Frau Johanne Christiane geb. Oehmichen aus Trebanitz bemerkte zuerst den Brand und weckte ihren Mann. Mit den Mägden lief sie in den Stall und löste die Kühe, fünf Pferde kamen in den Flammen um. Inzwischen kümmerte sich Däweritz um die Kinder, nahm die beiden Jüngsten und ein paar Kleider auf den Arm und wollte mit den beiden nachfolgenden ältesten Söhnen den Ausgang gewinnen. Da bemerkte der älteste Sohn, dass er nur im Hemd war und lief zurück, um sich, wie er seinen Schwesterchen zurief, seine Sachen zu holen. Vermutlich hat er dabei die Tür zugeworfen, die er dann nicht mehr öffnen konnte. Der Vater rief ihm zu, durch das Fenster zu springen, aber der Knabe hörte nicht mehr und wurde verschüttet. Die Mutter, schon im Freien, stürzte in das Haus zurück um den Knaben zu suchen und zu retten. Leider vergeblich! Auch sie konnte nicht mehr zurück, denn der Ausgang war verschüttet. Sie suchte noch Schutz in der gewölbten Küche und dann im Backofen. Hier fand man ihren verkohlten Körper. Die Leiche des Sohnes wurde später gefunden.

Ein weiteres Opfer forderte der Brand, die Dienstmagd Johanne Sophie Gottschall aus Mautitz, die bei dem Bauern Abraham Claus bedienstet war. Sie hatte ihre Herrschaft geweckt und war in den Stall gelaufen um die Kühe loszumachen. Sie konnte auch noch eine Anzahl heraustreiben, als sie aber an die eigene Rettung dachte, fand sie den Ausweg aus den Flammen versperrt, denn das Torhaus war inzwischen ebenfalls von den Flammen ergriffen. Ihr blieb nur der Weg, sich mitten durch die Flammen zu stürzen. Sie wählte diesen Weg, aber schon mitten im Torhaus glich sie einer lebenden Fackel. Sie wird zwar von einem herbeieilenden Mügelner Bürger noch aus den Flammen gezogen, starb aber 20 Tage später unter unsäglichen Schmerzen. Ihre Dienstherrschaft (Vater, Mutter und zwei Töchter) erlitt ebenfalls schwere Brandwunden. Sie hatten nur das nackte Leben gerettet.

Johann Gottlieb Hempel und sein Sohn, welche die Kühe und Pferde in Sicherheit bringen konnten, wurden dabei ebenfalls erheblich am eigenen Körper verbrannt. Auch die bei Christian Gasch tätige Magd Rosina Jahn aus Schrebitz wurde durch ein einstürzendes Dach stark verletzt.

Der Bauer Gottlieb Gruhle hatte gerade soviel Zeit, seine 84 Jahre alte Schwiegermutter fortzubringen, während seine Frau den noch schlafenden Nachbar, den Gärtner Johann Gottlieb Eidner weckte, der fast nackend fliehen musste.

Gottfried Opitz konnte mit Hilfe seines Knechtes wenigstens Pferde und Rindvieh retten, Pachtmüller Gottfried Gruhle aber nur wenige Betten und Kleider. Von allen Gebäuden des Dorfes blieb lediglich einiges Mühlzeug der Mühle stehen.

Groß war der Verlust der Gemeinde an Mobilien, Geschirr, Materialien, Vieh und besonders Getreide. Aber die Hilfsbereitschaft der Mitmenschen, so schließt der Egersche Bericht, bewährte sich auch hier und tröstete die Unglücklichen.

Das Gut des Bauern Andreas Däweritz, war der Besitz, welcher später dem Bauern Nitzsche gehörte. Nur stand dieses Gut damals nicht auf der Höhe, sondern im Tal, im so genannten „unteren Garten“. Andreas Däweritz stammte aus Grauschwitz, er war der Sohn des Abraham Däweritz. Sein Bruder hatte das Stammgut in Grauschwitz und die Grauschwitzer Wassermühle in Besitz.

Das Anwesen des Abraham Claus wurde 1835 von einem Hüfner Krauspe gekauft. Am 4.4.1835 zogen von dort zwei Mägde wegen „Gutsverkaufs“ weg (laut Gesindebuch). Von Krauspe ging dann dieser Besitz mit in das Kirstensche Gut über. Dieses Gut stand aber damals auch noch nicht auf diesem Platz, sondern an der Dorfgasse zwischen den Gütern Schrapel und Zschernig. Um 1936 konnte sich der alte Bauer Kirsten noch erinnern, wo er den zum abgebrannten Gute befindlichen Brunnen zugeschüttet hatte. Nach Unterlagen im Kantoreiarchiv übernahm dann ein 1862 geborener Gustav Kirsten im Jahre 1891 das väterliche Gut. Er erwarb das Krauspesche Gut und schlug es zu seinem Besitz dazu.

Das mit abgebrannte Gut des Joh. Gottl. Hempel gehörte um 1835 einem Bauern Klessig. Dieser hatte 12 Kinder und wanderte zwischen 1850 und 1855 nach Amerika aus. Von diesem hatte die Familie Schrapel den Besitz erworben.

Im Kirchenbuch in Altmügeln liest man über den Schlagwitzer Brand folgende Notiz:
Den 5. May abends 10 ½ kam in der Scheune des Landschöppen Daeweritz Guthe in Schlagwitz Feuer aus, welches bey großem Ostwinde, in einigen Minuten das gantze Dorf in Asche legte …

Pfarrer Eger in Mügeln hatte später in einer Predigt über den Schlagwitzer Brand gesprochen. In seinen Unterlagen findet sich folgende Niederschrift:
Am 26. May abends 10 Uhr 30 brannte Goseln gantz ab, es kam bei Roßbergs in der Scheune aus und konnte sehr wenig gerettet werden. Mit dem Brand von Schlagwitz am 5. May fing es an. Dann brannte am 26. May in Goseln (Niedergoseln) alle Güter weg. Am 27. May, als am 3. Pfingstfeiertage folgten 11 Scheunen an der Gottesackerkirche in Mügeln. Am 20. Juli brannte gantz Nebitzschen, am 28. Juli die Schmiede in Zschannewitz und am 6. November sechs Güter in Wetitz.

Wie sich später herausstellte waren diese Brände alle gelegt worden. Eine große Räuberbande, welche einige Zeit später von der Polizei in Berlin dingfest gemacht worden war, hatte diese Brände gelegt. Einige Mitglieder der Band hatten im Verhör zugegeben, dass sie „um Raubeswillen“, in dieser Zeit die Brände in der Lommatzscher und der Mügelner Pflege gelegt hatten. Sie wurden dort in Berlin „zu gebührender Strafe“ verurteilt und das war zu dieser Zeit die Todesstrafe.

Um noch etwas über das Schlagwitz bis zum Jahre 1806 zu erfahren, hier noch ein Absatz aus dem Bericht von Pfarrer Eger:
Im Guthe des Pferdners und Landschöppen Andreas Däweritz war des Nachts zwischen 10 und 11 Uhr, und zwahr vermutlich in der Scheune, ein Brand ausgebrochen, der nicht nur dieses an der östlichen Dorfecke liegende Gehöft, sondern in kürzester Frist den ganzen Orth in Flammen setzte. Denn nahe aneinander lagen die neun Güter des Dorfes, und ihre großen Wirtschaftsgebäude waren noch sämtlich mit Stroh gedeckt. Die Bewohner wurden zumeist im Schlafe vom Feuer überrascht, erst die Helle und die Hitze des Feuers weckte sie auf. Jeder konnte dann nur an die eigene Rettung denken, denn die Gehöfte standen im nu ringsum in hellen Flammen. Nicht wie sonst, konnte ein Nachbar dem anderen helfen, und deshalb waren die Verluste an Menschenleben sowie an Hab und Gut so hoch …

Das Schlagwitzer Mühlengut

Der Ursprung, eine frühe Erwähnung des Baues, oder Neuaufbaues einer Wassermühle in Schlagwitz, konnte noch nicht erbracht werden. Nur eines ist sicher belegt: dass die Schlagwitzer Mühle weitaus älter als die Grauschwitzer Mühle ist.

Das Mühlengut in Schlagwitz ist genauso vom Nachbargut abgetrennt worden, wie in Grauschwitz. Denn das „Muttergut“ war das Saupengut, auch das „Meißner Gut“ genannt. Der Saupe war der Dorfrichter. Ihm war es wohl auch am ehesten zuzutrauen, die Erlaubnis zum Aufbau einer Wassermühle zu bekommen. Und so wird der Saupe, oder einer seiner Söhne der erste Müller in Schlagwitz gewesen sein.

Die erste Urkunde, die der etwa 220 Seiten starke Aktenband des Mühlengutes enthält, ist das Protokoll vom 6.4.1796 über die Setzung des Mahlpfahles. Dies wurde bereits bei der Beschreibung der Grauschwitzer Mühle erwähnt. Mit dem Mahlpfahl, welcher unter der Aufsicht der nächsten örtlichen Behörden gesetzt wurde, legte man die Höhe fest, bis zu welcher der Grauschwitzer Müller das Wasser anstauen durfte. Dies war für die „höher“ gelegene Mühle, in diesem Falle für die Schlagwitzer Mühle, sehr wichtig, da sonst das zu hoch angestaute Wasser den Abfluss beeinträchtigte und die Arbeit der Mühle behinderte. Als im Jahre 1796 erstmals eine Grauschwitzer Mühle erbaut wurde, stand also die Schlagwitzer Mühle schon. Zu dieser Zeit besaß ein Joh. Gottl. Gruhle das Mühlengut in Schlagwitz. Es war nicht groß, es gehörte wenig Feld dazu und es wurde noch 1836 als Gärtnergut bezeichnet. Beim Brand 1806 war es bis auf das Rad, einige Wellen und Mauern auch total niedergebrannt. Noch im gleichen Jahre begann Müller Gruhle mit dem Wiederaufbau. Die Schlusssteine an den einzelnen Türen gaben Aufschluss über die jeweiligen Bauperioden. Zuerst wurde die Mühle wieder erbaut. Im Jahre 1807 wurde das Wohnhaus angefangen, wie aus dem Schlussstein ersichtlich war. Dieser Schlussstein zeigte ein „G“ in Spiegelschrift, dazu ein „M“, welches beide Buchstaben umschlang. Darunter das Erbauungsjahr 1807. Die Buchstaben bedeuteten Gottlieb Gruhle, Müller. Dieser Müller hat dann das Mühlengut noch bis zum 10.2.1812 besessen.

Von ihm kaufte es ein Hans von Weidenbach. Dieser scheint ein sehr regsamer und wendiger Mensch gewesen zu sein. Er erbaute zunächst im gleichen Jahr das dem Wohnhaus gegenüberliegende Stallgebäude. Der Schlussstein zeigte das Baujahr 1812. Er veranlasste auch die protokollarische Aufnahme eines Grundstücktausches. Müller Gruhle, sein Vorgänger, hatte diesen Tausch vorgeschlagen, und alle Schlagwitzer Bauern hatten bereits vor Jahren zugestimmt und zum Teil realisiert. Die Brandkatastrophe von 1806 sollte sich nicht wiederholen. Hans von Weidenbach brachte den Amtsschimmel anscheinend in Trab. Es muss aber trotzdem ein langsamer „Trab“ gewesen sein, denn erst unter Weidenbachs Nachfolger wurde am 15.12.1814 der erfolgte Tausch der Grundstücke behördlich genehmigt.

Abgegeben hatte das Mühlengut an Johann Andreas Däbritz 3 Scheffel, 2 Viertel Metzen; an Abraham Claus 1 Scheffel, 3 Viertel, 1 Metze; an Christian Gasch 2 Scheffel, 2 Viertel, 3,5 Metzen; das machte zusammen 8 Scheffel, 2,5 Metzen, welche abgegeben wurden. Bekommen hatte das Mühlengut: von Richters Gut 4 Scheffel, 2 Viertel, 3,5 Metzen; von Joh. Andreas Däbritz 2 Scheffel, eine halbe Metze; von Chr. Gottlieb Kirsten 2 Scheffel, 3,5 Metzen, und von Gaschens „Meißner Gute“ 3 Viertel. Das Mühlengut machte also gut dabei. Es erhielt 9 Scheffel, 2 Viertel, 3,5 Metzen, also 1 Scheffel, 2 Viertel, 1 Metze Land mehr zurück, als es abgegeben hatte.

Von Abraham Claus hatte schon vorher Müller Gruhle ein Stück Land gekauft, denn es erscheint in den Akten unter der Bezeichnung „Die Clausnische Hufe“.

Hans von Weidenbach vergrößerte sein Grundstück immer weiter. Er kaufte am 11.4.1812 Mügelner Stadtfelder für 800 Taler. Diese Stadtfelder bestanden aus sechs Stücken. Einem Hopfengarten von 8 Metzen, eine Wiese 1,5 Scheffel groß, einem Feld von 2,5 Scheffel, einem Feld von einem Scheffel „in der Mulde“, und einem Feld von zwei Scheffel „auf dem Großböhler“.

Metze = altes deutsches Hohlmaß, v. a. für Getreide, 1 Metze = 1/16 Scheffel = 6,389 Liter (in Sachsen). Als Metze Aussaat war sie in Sachsen auch ein Feldmaß zu 768 Quadrat-Ellen = 246,4m². (Brockhaus)

Trotz aller Anstrengungen und Vergrößerungen behielt von Weidenbach das Mühlengut nur zwei Jahre.

Am 5.6.1814 kam das Mühlengut in den Besitz des Pferdners Joh. Gottl. Kleeberg, welcher in Lüttnitz ein Sechshufengut besaß. Der Kaufpreis betrug 8300 Taler. 7000 Taler für das Mühlengrundstück, 800 Taler für die Stadtfelder und 500 Taler für das Inventar.

Der Kaufvertrag enthält noch eine Aufzählung der gesamten Schulden, welche uns aber nicht interessieren. Ortsgeschichtlich interessant, dass der „Amtsstaupe“ Christian Gottlieb Gasch 400 Taler zum Ankauf geliehen hat, die er am 30.11.1814 zurück erhielt.

Ferner, dass auf dem Gute auch noch die Auszugsleistungen für Anna Rosine Gruhle lagen. Dies wäre für sich ein Kapitel interessanter örtlicher Geschichte und bäuerlicher Rentenwirtschaft. Auch ein Passus, welcher uns an die Zeit der Befreiungskriege erinnert, in dem es u. a. heißt: „… dass, Einquartierungen aller und jeder Truppe auf Kosten des Herrn Verkäufers bis zur Übernahme des Mühlengutes gehen.“

In dem Inventarverzeichnis von 1814 wurden übergeben: 4 Kühe, 4 Hühner, 1 Hahn, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Haken, 2 Eggen, 1 Walze, usw. Der geringe Viehbestand soll durch die hohe Verschuldung, aber auch durch die durchziehenden Truppen verursacht worden sein.

1934 z. B. hatte das Mühlengut 4 Pferde, 14 Kühe, 25 Schweine, 20 Enten, 30 Hühner usw.

Müller Kleeberg vergrößerte das Stallgebäude um die Hälfte. Der Schlussstein über der Pferdestalltür zeigte den Buchstaben „K“. Er veränderte den Mühlgraben und schloss am 6. und 20.1.1815 mit seinen Feldnachbarn einen dahingehenden Vertrag. Die Nachbarn hießen: Joh. Abr. Claus, Joh. Adr. Däweritz, Joh. Christ. Gottl. Kirsten und Joh. Gottfr. Opitz.

Am 10.5.1817 erwarb er von den Erben des Fleischhauers Gotthard Ephraim Wurgau in Mügeln den 4. Teil der „Dreiviertel-Awe (Aue) am „grimmasichen weg“, auf der Flur links in Richtung Nebitzschen und eine Aue von zwei Scheffel Aussaat für 121 Taler.

Am 22.11.1836 löste er an das Kammergut zu Mügeln zu leistenden „Spinndienst“ mit dem 25fachen Betrage der Rente von zwei Talern zwei Groschen ab.

Nach 24jährigem Besitz überließ am 23.6.1838 Joh. Gottlieb Kleeberg das Mühlengut seinem Sohn Ernst Gotthold Kleeberg für 11 300 Taler. 10 500 Taler für Mühle und Inventar und 800 Taler für die Mügelner Stadtfelder. Dazu kam noch der Auszug für die Eltern. Doch starb der Vater schon bald darauf. Er war schon bettlägerig, als man den Vertrag in Lüttnitz vollzog. Nach diesem Vertrag hatte das Gut „131 volle schocke als gangbare und 44 decrement“. Übersetzt bedeutet das: gangbare schocke waren Äcker welche bebaut, oder bebaubar waren. Decrement waren durch die Kriegszeiten verwüstete und verwahrloste, zum Anbau nicht benutzbare Äcker. Schon am 20.4.1843 hatte Gotthold Kleeberg das Mühlengut endgültig bezahlt.

Zehn Jahre später, am 21.5.1853, datiert ein Kaufvertrag, in dem der Müller Gotthold Kleeberg von dem Zeugschmied Joh. Gottlob Küster in Mügeln ein Feld von 133 Quadratruten für 160 Taler kauft. Gotthold Kleeberg hatte das Schlagwitzer Mühlengut 28 Jahre.

Seine Witwe Ernestine Wilhelmine Kleeberg verkaufte das Gut mit Mühle nach lagen Verhandlungen am 2.10.1866 an Heinrich Wilhelm Oehmigen aus Altmügeln für 22 425 Taler.

Die Kaufsumme war in den letzten 50 Jahren um 170 % gestiegen. Man muss dabei aber auch bedenken, dass sich die Grundstücksfläche beträchtlich vergrößert hatte.

In den nächsten sechs Jahren wechselte das Gut zweimal den Besitzer.

Am 26.10.1869 erwarb der Besitzer der Wetitzmühle Erd. Bernhardt Dähne das Schlagwitzer Mühlengut. Aber dieser Mensch hatte nur spekuliert. Da er auch noch Schulden bei Pferdehändlern hatte, konnte er das Mühlengut nicht halten.

So kaufte es von ihm Friedrich Wilhelm Voigt. Am 18.12.1872 war der Kaufvertrag perfekt. Der Preis war auf 21 350 Taler festgesetzt. Friedrich Wilhelm Voigt war in Fichtenberg bei Mühlberg geboren, und schon um das Jahr 1866 Müllerknappe in Schlagwitz gewesen. Er hatte sich dann in Borna bei Oschatz die Mühle gepachtet und selbstständig gemacht.

26 Jahre blieb das Mühlengut in den Händen dieses Mannes. Oft war das Wasser knapp und die Mühle konnte nicht ordentlich betrieben werden. Deshalb wurde 1892 eine Dampfmaschine eingebaut.

Die 1892 eingebaute Dampfmaschine genügte schon bald nicht mehr den Ansprüchen und wurde im Jahre 1895 durch eine größere ersetzt. Zugleich wurde in diesem Jahre der Schornstein erbaut, welchen viele ältere Einwohner bestimmt noch kennen. Diese Dampfmaschine von 1895 versah ihren Dienst bis zum Jahre 1922. Dann zog die Elektrizität ein. Ein „15pferdiger Elektromotor“ bewältigte nun das Mühlengeschäft.

Zu dieser Zeit hatte aber schon der älteste Sohn Gustav Emil Voigt das Mühlengut übernommen. Das war mit Wirkung vom 3.9.1898 geschehen. Gustav Emil Voigt wirtschaftete in seiner Mühle bis zum Jahre 1950. Die dazugehörende Landwirtschaft betrieb in den letzten Jahren sein Sohn Emil Kurt Voigt, welchem nach dem Tode seines Vaters das gesamte Mühlengut gehörte. Die Mühle setzte er nach dem Tode seines Vaters nicht wieder in Gang, denn die Anlagen der Mühle waren veraltet. Die Mühlen in Grauschwitz, vor allem die Silbermannsche Mühle in Wetitz waren weitaus moderner und wurden von den Kunden bevorzugt.

Bei der Gründung der LPG in Niedergoseln kam das Mühlengut mit seinem gesamten Grund und Boden und Gebäuden zu dieser LPG. Bei der Gründung der LPG in Schlagwitz, im Jahre 1960, übertrug der Rat des Kreises Oschatz dieser LPG das Mühlengut. Das für die Bauern Interessantere, die Äcker, verblieben bei der LPG Niedergoseln. Um ca. 1970 wurde das völlig desolate Mühlengut, das ja auch schon einige Jahre leer stand, von der LPG Schlagwitz niedergerissen.

Die Schlagwitzer Mühle hatte eine oberschlächtiges Wasserrad sehr großen Ausmaßes. Der sehr lange Mühlgraben war unterhalb Lüttnitz vom Grauschwitzbach abgezweigt und führte dann am Hang entlang, unterhalb der Döbelner Straße. Auf Schlagwitzer Flur befand sich dann noch ein Mühlteich für Zuschusswasser für die Mühle. Parallel zur Kleinbahnlinie kreuzte der Mühlgraben die Döbelner Straße. Das Mühlengebäude stand rechtwinklig zum „Schrebitzbach“, welcher amtlich eigentlich Grauschwitzbach heißt. Zwischen Bach und Mühlengebäude verlief der schmale Fußweg nach Grauschwitz und Niedergoseln. An der „hinteren“ Seite, dem Grund zu, war das Mühlrad. Ging man den Fußweg weiter, kam nach wenigen Metern der „Viadukt“, über welchem die Kleinbahn die „Grauschwitzer Schweiz“ in Richtung Döbeln überquerte. Für uns als Kinder ein Paradies …

Zum Schrebitzbach

Bis zur Kreisgrenze unterhalb Lüttnitz heißt dieser Bach Krebsbach. Von der Kreisgrenze bis zur Mündung in die Döllnitz in Oetzsch heißt der Bach amtlich – und wird so auch in den Messtischblättern benannt – Grauschwitzbach. So ist die Bezeichnung „Am Schrebitzbach“ in Schlagwitz eigentlich falsch.

Aber egal wie man ihn nennt, in früheren Zeiten muss er dem Dorfe Schlagwitz manches Hochwasser beschert haben.

Der Grauschwitzbach ist bis zu seiner Mündung ca. 10 km lang. Seine Quelle liegt in der Flur von Bennewitz. In Lüttwitz nimmt er noch den Bielbach auf, und den kleinen Bach aus dem Grund in Schlagwitz. Bis zu seiner Mündung in Oetzsch soll er ein Einzugsgebiet von ca. 17 Quadratkilometern haben. Da kann man sich ausrechnen, welches Wasser südlich von Schlagwitz zusammenläuft, wenn in einem Gewitterguss 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter oder gar mehr, vom Himmel kommen.

So liest am in alten Mügelner Zeitungen auch immer wieder von solchen Unwettern. Wie z. B. in einer Zeitung aus dem Jahre 1906:

In der Nacht vom 19. Mai 1906 trat ein von Wolkenbrüchen begleitetes Gewitter auf, dass ungeheuren Schaden anrichtete. Das Wasser floss wie ein reißender Strom durch die Straßen. Besonders betroffen war wieder die Gegend Schlagwitz, Döhlen, Görlitz, Schrebitz und Kiebitz. Die Bahndämme wurden unterspült, die Felder verwüstet. Für die am schwersten Betroffenen wurde sofort eine Sammlung eingeleitet, welche 1954 31 Mark ergab.

Geht man nun an diesem Bach entlang die alte Döbelner Straße vom Gasthof „Zu den Dreizehn Quellen“ in Richtung Lüttnitz, so mündet hinter dem so genannten „Anglerparadies“, rechts aus einem kleinen Tal ein Bächlein. Dieses Bächlein mit seinem glasklaren Wasser kommt aus dem so genannten „Grund“. In diesem Bächlein und dem Grauschwitzbach gab es übrigens noch um 1948/50 herum Krebse und Wasserschildkröten. Heute wird man sie vergeblich suchen. Auch soll man sich nicht von dem glasklaren Wasser verleiten lassen zu trinken. Die angrenzende Hopfenanlage wird seit vielen Jahren derartig gespritzt, dass nicht nur die kleineren Lebewesen krank werden.

Doch nun zum Grund. In diesem wurde 1870 ein Braunkohleflöz entdeckt. Man stellte aber damals schon fest, dass diese Kohle viel zu jung und minderwertig war. Als es nach 1945 keine Brennstoffe gab, erinnerte man sich dieser Lagerstätte. Und man baute diese Kohle im Untertagebau ab. Mit Handwagen zogen die Mügelner hinaus in den Grund, um sich ihre Zuteilung zu holen. Die Kohle war so nass, dass das Wasser nur so aus dem Handwagen lief. Die in Stücken gebrochene Kohle musste erst getrocknet werden, und brannte dann trotzdem schlecht.

Als in einer Nacht die Pumpen ausfielen, ersoff der Schacht und brach zusammen. Er wurde damals nicht wieder hergerichtet, da die Kohle zu minderwertig war.

Über den „Ortsumlauf“

In den Dörfern war es früher üblich, Bekanntmachungen durch so genannte Umläufe weiterzugeben. Die Bekanntmachung wurde an einen Gegenstand geheftet, und auf über viele Generationen vorgeschriebenem Wege von Haus zu Haus weitergegeben. Ob die Häuser nun nebeneinander standen oder hunderte Meter auseinander. Nachdem die Bekanntmachung gelesen, und evtl. quittiert war, wurde sie auf dem vorgeschriebenen Wege, weitergegeben. Der Letzte schaffte sie wieder auf das Gemeindeamt, und der Bürgermeister wusste nun, dass seine Einwohner informiert waren. In kleinen Dörfern war es ein Weg. In größeren Dörfern gab es oft mehrere Strecken.

In Schweta nannte man den Ortumlauf „Kluppe“ oder „Kloppe“, auch als man vor ca. 30 Jahren nur noch eine Mappe mit eingelegtem Zettel herumschickte. Früher war die Bekanntmachung an einem Stock befestigt, wie in vielen Dörfern. Niedergoseln hatte eine Kloppe in der Form eine gedrechselten, und zu groß geratenen Polsterstuhlbeines. Zeicha hatte einen Stock. Oetzsch besaß ein 30 cm langes 4 x 4 cm starkes Vierkantholz mit einer 5,5 cm starken aufgesetzten Kuppel. Dies nannte man auch „Kloppe“. In Wetitz schickte man „das Eisen“ durch das Dorf. Ein 10 cm großes Hufeisen, oben mit einem Ring zum besseren Anfassen. Mit einer Feder versehen, unter welche man den Zettel klemmen konnte.
Diese Kloppe, Stock, Hammer, Tafel, Kasten, Mappe, Buch oder Eisen wie es in den einzelnen Dörfern und Landschaften genannt wurde, hatte ja verschiedene Zwecke zu erfüllen. Es sollte groß sein, damit man es nicht verlegte, schwer genug, damit der Zettel, wenn ihn der Nachbar brachte, beim Weglegen nicht wegflog. Denn die Dörfler wurden ja zumeist bei einer Tätigkeit im Hof oder Garten angetroffen. Und, auf nicht schnelle Weitergabe stand eine Strafandrohung…

Die Gemeinde Schlagwitz hatte einen „Hammer“.
Dieser Hammer war aus Buchenholz. Ob der Erbrichter oder Saupe, welcher den Hammer einführte, dies absichtlich oder zufällig tat, ist nicht bekannt. Aber er wählte ein altes Symbol germanisch-fränkischer Rechtspflege. Als Thinghammer sandte man ihn vor Zeiten von Gehöft zu Gehöft, um die Gemeinde zu Gericht – dem „Thing“ – zu laden. Vor Gericht spielt der Hammer heute noch in verschiedenen Ländern, bei uns auf Auktionen, eine Rolle. Der Zuschlag, der letzte Schlag, um etwas zu besiegeln.

Der Schlagwitzer Hammer soll sehr alt gewesen sein. Der Hammerkopf war 5 x 5 cm stark und 13,5 cm lang, die Schneide 2,5 cm stark. Der Hammerstiel war 51,5 cm lang und wahrscheinlich durch das hohe Alter, etwas nach hinten gebogen. Mit Hammerkopf hatte der Hammer eine Gesamtlänge von 56,5 cm, genau eine Elle = 2 Fuß. Der sächsische Fuß betrug 28,3 cm. Die Seiten des Stieles waren durch eingeritzte Rillen verziert. Auf der einen Längsseite war durch eingeritzte Querlinien die alte Maßeinteilung der Elle markiert. Mit diesem Hammer konnte sich jedes Gemeindemitglied ein richtiges Längenmaß herstellen.

Während des 2. Weltkrieges soll sich der Hammer noch im Schlagwitzer Gemeindeamt befunden haben. Denn Ortsumläufe dieser Art wurden 1936 durch Verordung außer Betrieb gesetzt.

Dieser kulturhistorisch sehr interessante Hammer ist wie so vieles andere verschwunden. Verschwunden wie ganze Mühlen und Güter, welche nur noch in Erzählungen der Älteren, oder in einigen Akten und Unterlagen in Archiven existieren…

Aus der jüngsten Vergangenheit

Geht man weiter in die Vergangenheit zurück, so sucht man in Archiven usw. – und findet – auch wenn man suchen muss. Aber Ereignisse, welche oft nur wenige Jahre oder Jahrzehnte zurückliegen sind oft nicht mehr nachvollziehbar. So mit den letzten Bürgermeistern und mit dem Eintritt in die LPG.